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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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Versuche aufgegeben hatte, weil er mich nicht mehr die Tugend des Einfachen lehrte und darauf bestanden hatte, dass ich lernte, Fleisch und Knochen zu zerteilen wie ein Medicus, zuerst an toten Hunden und Katzen, dann an menschlichen Leichen, die er sich irgendwie beschaffte.
    Doch eigentlich wusste ich da noch nicht, dass ich es begriffen hatte. Erst später, als ich hierherkam, machte ich mir einen Reim auf alles. Doch in diesem Moment, verborgen in meinem Versteck, zitterte ich vor Angst und flehte zu Jesus, dass diese Männer aufhörten, meinen Vater zu quälen, und dass sie mich nicht fänden.
    Schließlich fanden sie mich aber doch. Ohne es zu merken muss ich ein Geräusch gemacht haben, denn ganz plötzlich wurde es still im Raum. Dann hat einer der Männer unvermittelt den Teppich hochgerissen, die Luke geöffnet und mich gewaltsam herausgezogen. Ich schrie und weinte - genau wie mein Vater. Doch sie kannten keine Gnade. Sie haben mich gefesselt vor ihn geschleppt und haben ihm gesagt, sie würden mich töten, wenn er nicht redete. Weinend beteuerte Vater erneut, dass er kein Geheimnis zu enthüllen hätte. Sein ganzes Leben lang hätte er versucht, das Elixier zu erschaffen, sagte er, aber es wäre ihm nie gelungen. Der älteste und der jüngste
Tempelritter zweifelten kurz und sahen denjenigen fragend an, der ihr Anführer zu sein schien: einen großen, kräftigen Mann mit lockigen blonden Haaren und behaarten Armen. Doch dieser zeigte nur auf das Kohlebecken mit den glühenden Eisen, die sie benutzt hatten, um meinen Vater zu foltern.
    »Sehen wir mal, ob dein Geheimnis die Qualen deiner Tochter wert ist«, sagte er höhnisch.
    Der Jüngste, der dem Gesicht nach beinahe wie ein guter Mensch wirkte, stellte sich vor das Kohlebecken und meinte: »Kommandant, das Mädchen hat nichts damit zu tun! Wir können uns eine solche Schuld nicht aufladen!«
    Der andere, der Latein mit französischem Akzent sprach, erwiderte: »Es ist zu spät, es dir anders zu überlegen, Angelo. Er muss reden. Und wenn der Schmerz am eigenen Leib nicht ausreicht, wird ihn vielleicht der seiner Tochter dazu bringen.«
    Ich hoffte so sehr, dass der junge Mann sich ihm weiter widersetzen und mich beschützen würde - immerhin hatte ich doch nichts getan! Aber er senkte nur noch demütig den Kopf und gab den Weg frei. Daraufhin nahm der älteste Templer, die andern nannten ihn Wilhelm, ein glühendes Eisen aus dem Becken und näherte es meinem Gesicht. Vater schrie, er solle mir nichts tun und dass er ihnen sagen würde, was sie wissen wollten. Darauf zog der alte Mann seine Hand zurück, und Vater fing an zu reden. Er sagte, das Geheimnis des Elixiers wäre zu bedeutend, um es zu Hause aufzubewahren und dass es sich in einer großen Höhle unterhalb der Hügel befände. Er hätte nur die Karte hier im Haus, wie man zu der Höhle gelangte. Dabei deutete er mit dem Kopf auf das höhere Regal. Die drei warfen es einfach um und entdeckten dahinter tatsächlich die Nische in der Mauer mit der Landkarte.
    Der Anführer bedeutete dem alten Mann, dass dieser mit den Eisen wieder zu mir kommen sollte.

    »Aber Hugues«, erwiderte dieser und wandte den Kopf in Richtung meines Vaters. »Er hat doch schon alles gesagt.«
    »Wir haben wenig Zeit«, beharrte ihr Anführer. »Er muss begreifen, dass er lieber nicht versuchen sollte, uns zu hintergehen und uns auf die Suche nach dem Elixier einfach irgendwohin schicken darf. Verunstalte ihr Gesicht. Und wenn er uns nicht gleich alles sagt, blenden wir sie. Zuerst ein Auge, dann das andere.«
    »Bitte nicht!«, flehte Vater. »Ich habe Euch doch die Wahrheit gesagt!«
    Doch diesmal machte der alte Mann weiter. Ich habe noch gesehen, wie sich das rotglühende Eisen meinem Gesicht näherte, ich habe geschrien. Zuerst habe ich nur einen heißen Hauch an meiner Wange gespürt, wie wenn man einen Ofen öffnet, um nachzusehen, ob das Brot schon fertig ist, aber dann kam ein Schmerz, der jede Vorstellungskraft überstieg, und es stank nach verbranntem Fleisch. Ich weiß nur noch, dass ich einen schrecklichen Schrei ausstieß, dann verschwamm alles vor meinen Augen.
    Von diesem Augenblick an weiß ich nicht mehr genau, was geschehen ist. Plötzlich, als ich die Augen wieder öffnete, stand unser Haus in Flammen .
    Gerardo hob schwer atmend den Kopf. Das konnte nicht wahr sein. Tempelritter, Männer, die geschworen hatten, den Ungläubigen das Heilige Land zu entreißen und um jeden Preis den wahren Glauben

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