Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman
Euch, Ich weiß nicht, ob ich frei reden kann …«
»Der Magister weiß alles über meine derzeitige Lage«, entgegnete Gerardo, der sich immer noch misstrauisch umsah, als fürchtete er, jeden Moment die Inquisition ins Zimmer stürmen zu sehen. »Vor ihm könnt Ihr offen sprechen.«
»Umso besser«, meinte Remigio. »Sonst hätte ich Euch bitten müssen, ihn über alles in Kenntnis zu setzen. Ich kann keinen Bürgen annehmen, dem die möglichen Risiken nicht bekannt sind.«
»Weiß etwa auch der Mann, von dem Ihr mir berichtet habt, darum?«, fragte Gerardo.
»Selbstverständlich. Ich habe Euch bereits gesagt, dass er ein Tempelritter ist wie Ihr.«
Remigio wies auf einige mit Seidenkissen gepolsterte Stühle, und sie setzten sich alle drei. Eine der Lampen stand neben Fiamma auf dem Tisch, damit sie beim Schreiben gut sehen konnte, und beleuchtete ihr Gesicht. Mondino musterte sie mit professionellem Blick.
»Eine Kauterisation mit dem Brenneisen«, sagte er mehr zu sich selbst und schüttelte den Kopf. »Vor fünf oder sechs Jahren, der Dicke des Gewebes nach zu urteilen.« Dann wandte er sich an Remigio. »War der graue Star wirklich so schlimm, dass man bei einem Kind bereits den Kauter einsetzen musste?«
Der Bankier wollte gerade seine Frage beantworten, doch Fiamma schaute auf und kam ihm zuvor. »Ich litt an Katarakt und hatte in der gesamten linken Gesichtshälfte schreckliche Schmerzen«, erklärte sie mit einem düsteren Blick, der genau zeigte, wie sehr sie gelitten hatte. »Die Ärzte sagten, dass die Kauterisation die einzige Methode wäre, um eine Heilung zu gewährleisten.«
Mondino zuckte mit den Schultern. »Für mich ist der Kauter ein barbarisches Instrument, das sicher bald nicht mehr in der Medizin eingesetzt werden wird.«
»Und was verwendet Ihr stattdessen, Magister?« fragte Remigio. Das Thema interessierte ihn eigentlich nicht, doch er ließ seine Klienten immer ein wenig von der Arbeit erzählen. Dadurch fühlten sie sich wohler und sicherer, entspannten sich und waren zugänglicher. Mondino erläuterte mit wenigen Worten, dass die Kauterisation eine schwierige Heilmethode sei, die mit Bedacht eingesetzt werden sollte, da sie äußerst schmerzhaft für die Patienten war und in vielen Fällen doch nicht zu den gewünschten Ergebnissen führte. Die Ärzte setzten sie immer noch häufig ein, aber bei einem Katarakt griffe er lieber auf eine Behandlung zurück, die vor allem aus einer heiß-trockenen Diät bestand, kombiniert mit Wickeln aus Harz, Nelke, Kubebenpfeffer und Galgant.
»Ich bitte Euch, mich zu entschuldigen«, sagte Fiamma und stand auf, sobald der Arzt seine Ausführungen beendet hatte. »Ich muss nachschauen, ob die Frauen in der Küche alles richtig machen.«
Sie verließ den Raum so schnell, dass die Flammen der Öllampen flackerten, und Remigio war froh, dass Mondinos Interesse an ihrer Narbe sie letztlich doch aus dem Raum vertrieben hatte. Pflichtschuldig erklärte er, dass diese Narbe ein sehr heikles Thema für sie sei. Die beiden anderen nickten wortlos.
»Sagt mir zumindest den Namen des Mannes, auf den wir warten«, meinte Gerardo und kehrte wieder zum Anlass ihres Besuchs zurück.
»Er heißt Hugues de Narbonne«, antwortete Remigio. »Er war Kommandant der Komturei von Akkon, vielleicht habt Ihr von ihm gehört.«
Stumm vor Verwirrung riss Gerardo Augen und Mund auf.
Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er tat Remigio fast ein wenig leid, und er wandte sich hastig ab, um den Deckel der Geldtruhe zu schließen, damit er ihm nicht ins Gesicht schauen musste. Sicher glaubte der junge Mann, ein Mann, der so weit oben in der Hierarchie der Templer rangierte, müsse eine Art Heiliger sei. Dabei war Hugues Interesse an ihm sicher nicht von Großherzigkeit bestimmt.
Nachdem ihn Gerardo zum ersten Mal aufgesucht hatte, hatte Remigio Hugues de Narbonne unverzüglich davon in Kenntnis gesetzt. Der Franzose hatte von ihm gefordert, er solle ihm sofort jeden Besuch eines Tempelritters melden, vor allem, wenn er erst vor kurzem in die Stadt gekommen war. Als der Bankier ihm mitteilte, dass ein Tempelritter zu ihm gekommen war, der dringend Geld benötigte, weil er seinen gesamten Besitz bei einem Brand verloren hatte, war Hugues sehr interessiert gewesen. Er hatte auch sofort zugestimmt, für dessen Kredit zu bürgen.
Ein Diener trat ein und meldete die Ankunft des Franzosen. Remigio sagte ihm, er möge ihn vorlassen, und sobald Hugues de
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