Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman
Franzosen mit den kalten Augen entgegenbrachte.
Mondino traute ihm nicht im Geringsten. Ihr Treffen im Haus von Remigio Sensi schien abgesprochen gewesen zu sein, und ganz offensichtlich verbarg sich hinter Hugues de Narbonnes Interesse für Gerardo mehr als der bloße Wunsch, einem Mitbruder in Schwierigkeiten zu helfen.
Ihm fiel nur eine Möglichkeit ein, um zu verhindern, dass der junge Mann die Karte erwähnte, und das war, ihm zuvorzukommen. So erzählte er, dass er für die Stadt den Leichnam Wilhelms von Trier vor dem Eintreffen des Inquisitors untersucht hatte.
Sie wurden unterbrochen, als die beiden Diener Remigios hereinkamen und einen Krug Wein, Zinnbecher und eine Olivenholzschale mit Nüssen brachten, dazu zwei ausgehöhlte Marmorblöcke zum Knacken der Schalen. Aus ihrem Benehmen sprach Verwunderung und Misstrauen gegenüber diesen Klienten, die ihren Herrn davon überzeugt hatten, sich aus dem eigenen Arbeitszimmer zu entfernen. Vielleicht war dies noch nie vorgekommen.
Als sie sich entfernt hatten, stand Hugues auf, um nachzusehen, ob die Tür auch wirklich fest geschlossen war, dann stellte er Mondino knapp und sachlich eine Reihe Fragen über Wilhelm von Trier. Mondino befand sich auf einmal in der Rolle des Antwortenden, ohne genau begriffen zu haben, wie es dem Franzosen gelungen war, das Kommando an sich zu reißen. Dies schien für ihn ganz normal zu sein. Hugues wollte genau wissen, welche Wunden der Körper aufwies, ob Schwefelgeruch in der Luft gelegen habe und ob das Material, in das sich das Herz verwandelt hatte, wirklich Eisen war oder etwas anderes.
Ganz allgemein verrieten die Fragen, dass Hugues mit Morden vertraut war, und er gab auch offen zu, dass er sich für seine
Komturei im Königreich von Aragon damit befasst hatte, aber nicht mit Alchimie. Seine Vorstellungen von alchimistischen Prozessen waren verworren und wunderlich, und Mondino, der im Gegensatz zu ihm Arnold von Villanova, Ramon Llull und vor allem Albertus Magnus und Roger Bacon studiert hatte, erklärte ihm, dass das alchimistische Werk, das in diesem schmutzigen Gasthaus hinter Santo Stefano vollbracht worden war, kein kanonisches Verfahren sei. Dort war nicht genügend Zeit gewesen für das Durchlaufen der vier Schritte und der drei Phasen der Transmutation, was Wochen oder auch Monate dauern konnte.
»Ein Alchimist ist kein Zauberer, wie das gemeine Volk denkt«, erläuterte er, nahm sich eine Nuss und legte sie auf die kleine ausgehöhlte Marmorplatte. »Es reicht nicht, ein Feuerchen anzuzünden, einige magische Worte zu murmeln und dann mit den Fingern zu schnipsen, um ein derartiges Ergebnis zu erzielen.«
»Wie erklärt Ihr Euch dann, was Ihr gesehen habt?«, fragte Hugues de Narbonne.
Mondino knackte die Nuss, indem er mit der anderen Marmorplatte die Schale zerbrach. »Ich kann es nicht erklären. Ich weiß nur, wie es nicht passiert sein kann.«
»Auch ich habe lange darüber nachgedacht«, mischte sich Gerardo ein. »Kann es nicht sein, dass der Mörder seine Opfer gezwungen hat, eine Substanz zu trinken, die das Herz von innen verwandelt hat, und dass er erst danach den Brustkorb geöffnet hat, um der Welt sein Werk zu zeigen?«
Die Augen des Franzosen leuchteten bei dieser Frage auf und bekundeten ein Interesse, das Mondinos Meinung nach über den Wunsch hinausging, Gerechtigkeit für seinen Orden und die armen Opfer zu erlangen. »Ich habe noch nie von einem ähnlichen Gift gehört«, entgegnete Mondino. »Aber vielleicht handelt es sich ja auch gar nicht um Gift …«
Die beiden anderen starrten ihn an und erwarteten, dass er weitersprach. Doch der Arzt ließ sich Zeit, löste den Nusskern aus der Schale und kaute ihn sorgfältig, ehe er antwortete. »Wenn Ihr glaubt, dass es sich hier um irgendein alchimistisches Präparat handelt«, sagte er schließlich zu dem Franzosen, »kann ich dem nur zustimmen. Aber ich habe noch nie von einer Substanz gehört, die so etwas bewirken könnte. Außerdem gibt es noch andere Auffälligkeiten.«
»Welche?«
Mondino trank einen Schluck Wein, und die anderen beiden taten es ihm gleich. »Wie ist es möglich, dass ein Mann Gift trinkt und dieses Gift von der Kehle nicht in den Magen geht, sondern direkt ins Herz? Wie ist es dorthin gekommen? Wie ist es möglich, dass es beim Durchlaufen des übrigen Körpers keine Spuren hinterlassen hat? Und vor allem, wenn das Opfer zuerst betäubt und dann mit einem Pfriem erstochen wurde, wie die Hämatome im Nacken
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