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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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einen Kreditbrief oder einen An- oder Verkauf, sondern um etwas viel Ernsteres. Und das, was er erfahren hatte, erforderte sofortige Maßnahmen.
    Er verließ die Kammer, rief einen der Diener von der Tür und schickte ihn los, um eine Nachricht zu überbringen. Kurz darauf betrat ein junger, auffallend gekleideter Mann den Raum, der ein gelbes Obergewand und rote Beinlinge mit orangefarbenen Streifen trug. Die langen, kastanienbraunen
Haare unter dem braunen goldbestickten Barett fielen ihm bis auf die Schultern.
    »Ich wollte mich gerade zu Tisch setzen, als mich Eure Botschaft erreichte«, sagte er statt einer Begrüßung und setzte sich Remigio gegenüber, ohne erst eine Aufforderung abzuwarten. »Ich hoffe, Ihr habt mich so eilig rufen lassen, weil Ihr eine gute Nachricht für mich habt.«
    »Genauso ist es«, erwiderte Remigio und sah ihm in die Augen. »Ich schlage Euch vor, dass ich Euch Eure Schulden erlasse. Damit würde Euer Vater nie erfahren, in welche Schwierigkeiten Ihr Euch mit dem Würfelspiel gebracht habt.«
    Der junge Mann sah ihn lange an, ohne irgendeine Erleichterung darüber erkennen zu lassen. »Was wollt Ihr dafür?«, fragte er dann.
    Remigio erklärte es ihm. Der junge Mann hörte ihm aufmerksam zu und sagte schließlich: »Seid Ihr wirklich sicher, dass es so einfach ist?«
    »Man muss nur sorgfältig Zeit und Ort wählen«, erwiderte Remigio. »Darum kümmere ich mich, und ich werde Euch Bescheid geben.«
    »Und danach schulde ich Euch nichts mehr?«
    »Dann zerreißen wir gemeinsam den Kreditbrief, darauf gebe ich Euch mein Wort.«
    »Der Handel gilt«, sagte der junge Mann und stand mit einer Gelenkigkeit auf, die verriet, dass er an körperliche Ertüchtigung und den Umgang mit Waffen gewöhnt war. »Ich erwarte Eure Nachricht.«
    Mit federndem Schritt verließ er das Arbeitszimmer, und als der Diener die Tür hinter ihm geschlossen hatte, gestattete sich Remigio ein Lächeln. Bald würde er ein mögliches Problem aus seinem Leben geschafft haben und außerdem seine Rache bekommen.

    Mondino ließ sich in einer Kalesche zur Porta Lame bringen und ging dann zu Fuß weiter bis zur Bova, wo die Kanäle delle Moline und Cavadizzo in den Navile-Kanal flossen. Dort befragte er einige Bauern, bog dann nach rechts von der Hauptstraße ab und nahm den Weg zwischen zwei Weizenfeldern hindurch, deren Halme noch kurz und grün waren. Auch außerhalb der Stadtmauern begann Bologna sich zu bevölkern, doch es gab hier erst wenige vereinzelte Häuser, zwischen denen Weinberge und Äcker lagen.
    Die Weizenpflänzchen wirkten schwächlich, da der kürzlich gefallene Regen das Erdreich zu stark durchnässt hatte. Eine weitere längere Schlechtwetterperiode würde die Ernte ernsthaft gefährden. Mondino war müde, und seine Füße schmerzten. Er hatte die Kalesche lieber fortgeschickt, um nicht aufzufallen, doch allmählich bereute er seinen Entschluss.
    Schließlich sah er ein bescheidenes einstöckiges Haus mit einem Strohdach vor sich. Die Brandschutzgesetze galten nur innerhalb der Stadtmauern. Doch bald, wenn sich die Häuser noch weiter ausbreiteten und es immer weniger Felder geben würde, würde auch die Kräuterhexe ihr Dach mit Ziegeln decken müssen.
    »Da ist es«, sagte er zu sich, als er den Ort nach der Beschreibung der Bauern erkannte.
    Stabile, aber windschiefe Mauern, ein mit ungleichen Steinen umzäuntes Beet, ein gesattelter Esel, der an einem Pfahl festgebunden war. Ein Hühnerstall aus Schilfrohr, der keinen sicheren Schutz vor Füchsen bot. Aus dem Schornstein drang ein feiner Rauchfaden, den der Wind in einem beinahe rechten Winkel abdrängte. Der Garten war zwar bepflanzt, aber von Unkraut überwuchert. Das alles vermittelte einen seltsamen Eindruck, als lebte hier jemand, der genau wusste, wie man etwas tun musste, aber keine Zeit dafür hatte. Was vollkommen
absurd war, denn wenn man in einem so abgelegenen Winkel eines hatte, dann war es Zeit.
    »He, Ihr da im Haus!«, rief Mondino aus Leibeskräften. Er wartete, aber niemand erschien. Nur der Esel drehte sich um und sah ihn an. Der Holzsattel auf seinem Rücken wackelte dabei hin und her.
    »Ich möchte mit Madonna Adia sprechen«, schrie Mondino.
    Er ging auf das Haus zu, kam aber nur einige Schritte weit, weil zwei riesige Hunde hinter dem Haus hervorkamen. Ihr Fell war eisengrau, und um die Augen und die Schnauze hing die Haut in Falten herunter. Sie beobachteten ihn stumm und beinahe traurig. Während seiner Verbannung

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