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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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Fall konnte man nur noch um ein Wunder beten. Hatten sich noch keine Metastasen gebildet, glaubte Mondino, dass man die Krankheit durch einen chirurgischen Eingriff behandeln konnte. Er hatte diese Operation an Leichen ausprobiert, oft mit Erfolg, es war ihm gelungen, das Karzinom zu isolieren und ohne Schaden für das lebende Gewebe zu entnehmen.
    Das Problem an der Sache war, dass man den Körper eines lebenden Menschen nicht so wie den einer Leiche öffnen konnte, da diese Operation den Patienten getötet hätte. Mondino glaubte fest daran, dass es eines Tages möglich sein würde, chirurgische Eingriffe im Inneren des Körpers durchzuführen. Dafür musste man die Abläufe im Körper jedoch noch genauer verstehen - zum Beispiel das Blut. Laut Galens Lehre gab es zwei verschiedene Blutkreisläufe, den der Venen und den der Arterien. Diese Idee wurde durch Beobachtungen bestätigt:
Das Blut aus den Venen und das aus den Arterien wies zwei unterschiedliche Rotfärbungen auf. Doch was Galens Theorie anging, dass die linke Herzkammer vom Blut der rechten versorgt würde, konnte Mondino nicht bestätigen: Bei seinen Sektionen hatte er keine Spur von kleinen Löchern im Bereich zwischen den Kammern oder von dem bei Galen beschriebenen »rete mirabile« gefunden.
    Und wenn Arterien und Venen auf irgendeine Weise durch haarfeine Gefäße verbunden waren, so dünn, dass sie bisher allen Beobachtungen entgangen waren? Was wäre, wenn eine solche Verbindung es zuließe, eine oder mehrere Venen zu verschließen, ohne den Blutkreislauf anzuhalten?
    Vielleicht würde die Enthüllung dieses Geheimnisses der Schlüssel dazu sein, sich in Zukunft an die Durchführung von inneren chirurgischen Eingriffen zu wagen. Diese Hoffnung hatte ihn dazu getrieben, Gerardo zu helfen, ohne an die Folgen zu denken. Doch jetzt waren die Folgen über ihn hereingebrochen, und ihm blieb keine Möglichkeit, sich ihnen zu entziehen.
    Mondino steckte eine Hand in die Innentasche seines Gewandes, in der er seit dem Tag, als er sie dem toten Deutschen abgenommen hatte, die Karte mit sich trug. Er war keineswegs überzeugt, dass sie nichts mit dem Geheimnis des eisernen Herzens zu tun hatte, wie Hugues de Narbonne behauptete. Er holte das kleine viereckige Pergament heraus, faltete es auseinander und betrachtete es lange. Die drei Farben der verwendeten Tinten, Schwarz, Weiß und Rot spielten auf die drei Phasen des Opus Magnum der Alchimie an, Auflösung, Gerinnung und Vereinigung. Der grüne und der rote Löwe in den beiden unteren Ecken standen für den Anfang und das Ende des Opus Magnum. Die Sonne und der Mond in den beiden oberen Ecken waren Symbole für Gold und Silber, die edlen Metalle, aber auch die Sublimate von Quecksilber und Schwefel.
Dies hatte Mondino begriffen, seit er das erste Mal einen Blick auf die Karte geworfen hatte. Dennoch verstand er die Botschaft nicht, sosehr er sich auch bemühte. Er war überzeugt, dass der Schlüssel dafür in den arabischen Sätzen zu finden war, doch er vertraute der Übersetzung nicht, die ihm Hugues de Narbonne gegeben hatte. Mondino kannte einige Mönche, die aus dem Arabischen übersetzen konnten, aber im Augenblick hatte er ganz bestimmt nicht den Wunsch, diese Karte einem Mann der Kirche zu zeigen, der später gegen ihn aussagen konnte. Der einzige Mensch, den er noch nach einer Übersetzung fragen konnte, war Adia Bintaba, die Kräuterhexe. Ihm hatte die Art, wie sie gewagt hatte, ihn zu behandeln, nicht gefallen, doch wenn er dieser Sache auf den Grund gehen wollte, musste er seinen Stolz vergessen und zu ihr zurückkehren in der Hoffnung, dass sie dann nicht gerade wieder das Haus verließ.
    Überwältigt von Müdigkeit steckte Mondino die Karte in die Tasche und schloss die Augen. Er wollte nicht einschlafen, doch seine Gedanken begannen sich zu verwirren, wurden von Bildern durchsetzt, die nichts mit der Karte oder der Drohung des Inquisitors zu tun hatten. Eines der letzten Dinge, an die er sich erinnerte, bevor er auf dem Stuhl eindämmerte, während der alte Rainerio sich im Schlaf unruhig hin und her warf, war der ironische Blick aus den dunklen Augen dieser Kräuterhexe …
     
    Das durch den Eingang und die Risse im eingestürzten Haus fallende Mondlicht half Gerardo, jedem Hindernis auszuweichen, bis er seine Angreifer erreicht hatte.
    Sie waren zu dritt. Einer lag auf dem Boden, die anderen beiden trugen Schwerter an der Seite und hielten die Armbrüste. Sie wandten ihm den Rücken

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