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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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vergangenen Sonnabend in Santo Stefano getötet wurde. Uberto da Rimini hat von mir gefordert, im Prozess gegen die Tempelritter auszusagen. Ich soll unter Eid erklären, dass es sich um einen Akt von Hexerei handelt.«
    »Ich hoffe, du hast ihm das zugesagt.«
    Wieder zeigte sich die Unterschiedlichkeit ihrer Charaktere. Liuzzo hätte an seiner Stelle keine Sekunde gezögert.
    »Ich habe Nein gesagt. Onkel, Ihr wisst doch genau, dass Hexerei …«
    Liuzzo verlor die Geduld und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Lass aus dem Spiel, was ich weiß und was ich nicht weiß!«, brüllte er, und sein Gesicht rötete sich vor Zorn. »Bist du dir eigentlich bewusst, dass wir gleich doppelt Anlass haben, gute Beziehungen zur Kirche zu pflegen? Einmal, weil wir Ärzte sind, und dann, weil wir auf der Seite der Lambertazzi stehen. Weißt du, was es heißt, wenn die Inquisition uns einen Gefallen schuldet? Und was bedeutet es schon, ob du glaubst oder nicht, dass es Hexerei gewesen sein soll? Die Kirche will den Orden der Tempelritter auflösen und versucht, dafür wirksame Vorwände anzuhäufen. Seit wann kümmert dich das Schicksal von Mönchen?«
    Mondino, der auf der anderen Seite des Tisches stand, antwortete nicht. Sein Onkel hatte dank seiner diplomatischen Fähigkeiten, zwischen den Worten zu lesen und darauf zu reagieren, die Situation genau beschrieben. Ihm selbst ging dieses Talent vollkommen ab. Seine Beharrlichkeit, die Wahrheit zum Vorschein bringen zu wollen, verursachte stets nur Schwierigkeiten.
    Doch er entschloss sich, Liuzzo lieber nicht zu erzählen, dass er der Kirche einen Gefallen schuldete, selbst wenn er
aussagte, und nicht umgekehrt. Und dass man ihn, falls er nicht aussagte, verhaften und verurteilen würde, was auch für die Familie und die Medizinschule schwere Nachteile mit sich brächte.
    Mondino verließ der Mut. Er konnte dieses Problem unmöglich in nur zwei Tagen lösen. Er verfiel in beharrliches Schweigen. Als Liuzzo begriff, dass er von Mondino keine Antwort erhalten würde, sagte er: »Ich habe mir ein Bett im Zimmer neben dem deines Vaters herrichten lassen. Heute Nacht werde ich in eurem Haus bleiben, damit ich mich um ihn kümmern kann. Ich möchte nicht, dass er, wenn du noch einmal aus einem deiner mysteriösen Gründe das Haus verlassen müsstest, ohne Pflege hier allein bleibt.«
    Dann drehte er ihm den Rücken zu und verließ das Zimmer.
     
    Von den Freunden des halbnackten Bettlers stand nur einer auf, ein kleiner Mann, der ziemlich angriffslustig wirkte. Gerardo schätzte die Lage blitzschnell ein: Niemand schien sehr geneigt zu sein, den Mann zu unterstützen, der sie beschuldigte. Ihm widerstrebte der Gedanke, ihn zu verprügeln, nachdem er ihn schon niedergeschlagen und seiner kümmerlichen Habe beraubt hatte, aber jetzt war das die einzige Möglichkeit, ihn zum Schweigen zu bringen.
    Hugues de Narbonne kam ihm zuvor, indem er einen Schritt vortrat und dem Bettler einen Faustschlag ins Gesicht versetzte, so dass dieser nach hinten umkippte. Er wollte noch einmal zuschlagen, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung sah und sich zu Gerardo umdrehte.
    »Heus! Post tergum«, rief er.
    Gerardo wandte sich daraufhin um, gerade noch rechtzeitig, um dem blonden bärtigen Mann auszuweichen, der versuchte, ihn mit einem Stein aus der Feuerstelle zu treffen. Er stieß ihn zurück, doch der Kerl fing an zu schreien: »Habt ihr gehört?
Der Stumme redet Latein. Entweder ist das ein Wunder, oder die zwei gehören nicht zu uns!«
    »Fliehen wir!«, sagte Hugues leise. Und ohne abzuwarten rannte er auf die Einmündung des Ganges zu, wobei er mit seinen nackten Füßen geschickt den Feuern und auf dem Boden liegenden Körpern auswich. Gerardo folgte ihm umgehend. Inzwischen hatte sich der unterirdische Raum in ein wahres Inferno verwandelt: Überall zwischen den Feuern und dem Rauch sprangen Bettler auf, schrien und versuchten, die allgemeine Verwirrung zu nutzen, um einander zu bestehlen. Schlägereien brachen aus, und die meisten waren mit sich selbst beschäftigt. Doch eine größere Gruppe unter Führung des Blonden und des Bettlers, dem sie die Kleider gestohlen hatten, stürzte sich auf ihre Verfolgung.
    Hugues rannte in der Mitte des Abwasserkanals, zwischen Abfall und Ratten hindurch. Er war zwar doppelt so alt wie Gerardo und barfuß, aber dennoch hatte Gerardo Mühe, ihm zu folgen. Hinter ihnen hallten die Schreie der wütenden Bettler.
    Schließlich erreichte Hugues die Stelle,

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