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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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wird?«, erwiderte Hugues immer noch teilnahmslos. »Oder wolltest du ihn und seinen Karren auf der Flucht mitschleppen?«
    Gerardo war entsetzt. Er betrachtete die Leiche des armen Jungen, der ihm für zehn Soldi das Versteck der Bettler gezeigt hatte, und fühlte, wie sich sein Herz zusammenkrampfte. Aus dem Schnitt, der die kastanienbraunen Haare teilte, quoll das Blut in Strömen hervor. Bonaga war auf der Stelle tot gewesen. Wäre er einfach still in seiner Ecke sitzen geblieben, hätte ihn niemand bemerkt. Stattdessen hatte er ihnen helfen wollen, war entdeckt worden und hatte dann dabei sein eigenes Leben durch einen der Menschen verloren, die er gerettet hatte.
    Gerardo schüttelte den Kopf, unfähig, die eigenen Tränen zu unterdrücken. Einen Feind zu töten war eine Sache. Doch Freunde zu töten war Verrat. Und kein noch so geheimes Wissen konnte eine solche Tat rechtfertigen. Zum ersten Mal dachte er, dass es ein großer Fehler gewesen war, Hugues de Narbonne zu vertrauen.
    »Der Junge wollte uns gerade etwas Wichtiges entdecken«,
sagte er hart. »Er hat erklärt, dass er mich verraten hatte, aber dies bald bereute.«
    Der Franzose schien Gerardos Worten keinerlei Bedeutung zuzumessen. »Jetzt ist es zu spät, um ihn zu fragen«, erklärte er zynisch. Als er Gerardos Gesichtsausdruck sah, fügte er hinzu: »Er war verloren, begreifst du das nicht? Ich habe nur seine Leiden verkürzt.« Er presste die Kiefer aufeinander, ließ das Schwert fallen und legte die Hände an den Kopf. Als er schwankte, stützte Gerardo ihn nicht. Hugues tastete unsicher nach seiner Schulter, als sähe er nicht gut. »Begleite mich nach Hause«, sagte er dann schnell. »Ich kann mich nicht mehr auf den Beinen halten, und die da« - er deutete auf den Spalt zwischen den Trümmern - »werden auf uns losstürmen, sobald sie begreifen, dass sie niemand mehr mit einer Armbrust bedroht.«

ZEHN
    M ondino wurde wach und wusste zunächst nicht, woher das Geräusch kam. Dann begriff er, dass jemand an der rückwärtigen Tür zur Straße geklopft hatte, und beeilte sich, nachzusehen, wer das war. Er ging zur Küche hinaus und über den Hof. Ehe er öffnete, fragte er, wer da sei, aber im Grunde wusste er es bereits.
    »Magister, ich bin’s, Gerardo. Macht bitte auf.«
    Mondino öffnete die große Haustür. Die Straße lag still und verlassen da. Keine Glocke hatte bislang zu den Laudes geläutet, aber die Dunkelheit der Nacht wurde bereits heller. In diesem Dämmerlicht stand sein ehemaliger Schüler vor ihm: müde, mit zerzausten Haaren und geröteten Augen. Ein übler Geruch umgab ihn, als hätte er sich im Unrat gewälzt.
    »Was gibt es?«, fragte Mondino finster. »Weißt du eigentlich, wie spät es ist?«
    »Meister, Ihr müsst mit mir kommen. Der Kommandant ist verletzt und fantasiert.«
    »Verletzt? Wer war das?«
    »Er hat sich den Kopf angestoßen.«
    Mondino fragte nach, was passiert sei, doch Gerardo drängte ihn zur Eile und sagte, dass Hugues in einen tiefen Schlaf gefallen sei, aus dem er ihn nicht mehr aufwecken konnte.
    »Mein Vater liegt im Sterben«, erwiderte der Arzt. »Ich werde doch nicht sein Lager verlassen, nur um diesen Franzosen zu behandeln.«
    Gerardo seufzte. »Das verstehe ich, Magister. Aber im
Fieberwahn hat der Kommandant etwas von Blut und Eisen erzählt. Und von einem Toten …«
    Mondino musste sich an der Tür abstützen, während die Bedeutung dieser Worte zu seinem immer noch ein wenig schlaftrunkenen Verstand vordrang. »Willst du mir etwa sagen«, sagte er langsam, »dass Hugues de Narbonne der gesuchte Mörder ist?«
    Gerardo machte eine Kopfbewegung, die die Frage weder bestätigte noch verneinte. »Genau das möchte ich wissen. Aber dafür müsste man ihn wachbekommen.«
    Mondino ließ ihn auf der Straße vor der offenen Tür stehen. Er ging zurück ins Haus, begab sich nach oben in sein Zimmer, packte die Instrumente, die ihm möglicherweise nutzen könnten, in eine Tasche, nahm eine Salbe und einige Stücke Seide und Leinen, dann zog er sich um. Für ihr Vorhaben war es besser, wenn man ihn nicht erkannte. Er legte den Umhang und den roten Talar ab, schlüpfte in ein Paar grauer Beinlinge und Lederstiefeletten; über das Hemd zog er sich schließlich eine knielange, braune Tunika, die viel mehr Bewegungsfreiheit ließ als die beinahe bodenlangen Gewänder, die er für gewöhnlich trug.
    Dann setzte er sich ein Barett aus leichtem Stoff auf, in demselben Grau wie die Beinlinge, schaute

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