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Das Geheimnis der antiken Kette

Das Geheimnis der antiken Kette

Titel: Das Geheimnis der antiken Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Frustration und Angst, und sie lehnte ihre Stirn gegen den Kaminsims, als sie das ferne Klingen eines Klaviers vernahm. Sie war allein in dem Haus, und sie war sicher, dass kein Radio und kein Fernseher lief …
    Ihre grünen Augen weiteten sich, als sie in den kunstvoll gerahmten Spiegel über dem Kamin blickte. Die Kehle schnürte sich ihr zusammen. Der Raum im Spiegelbild war anders eingerichtet, und er wurde von dem sanften Schimmer einer Laterne erhellt. Rue erhaschte einen Blick auf eine schlichte Frau in einem langen Rock, die mit einem Tuch über die Tasten eines Klaviers strich, bevor die Vision verblasste und der Raum wieder normal aussah.
    Langsam drehte Rue sich um und rieb sich die Augen. Und sie musste an Elisabeths Briefe denken, in denen eine Welt wie jene beschrieben wurde, die sie soeben für einen Sekundenbruchteil im Wohnzimmerspiegel gesehen hatte.
    »Du brauchst Urlaub«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. »Du hast Halluzinationen.«
    Mit einer weiteren Tasse Kaffee und den Briefen setzte sie sich vor den Kamin und las und analysierte jedes Wort auf der Suche nach einem Anhaltspunkt, wo sie mit der Suche nach ihrer Cousine beginnen sollte. Allerdings hatte sie noch immer nicht die geringste Ahnung, als sie zu Bett ging, ohne die Halskette abzunehmen.
    Die Laken waren kalt, und Rue wickelte sich frierend fest ein. Unter anderen Umständen wäre sie froh gewesen, wieder in diesem alten Haus zu sein, in dem es nur gute Erinnerungen gab. Wie Ribbon Creek, die Montana-Ranch, die sie von den Eltern ihrer Mutter geerbt hatte, war Tante Veritys Haus ein Ort, an dem man sich verkriechen konnte, wenn man eine wichtige Story schreiben oder eine Entscheidung fällen musste. Sie hatte immer den wohligen Schauer bei der Vorstellung geliebt, dieses viktorianische Überbleibsel würde von freundlichen Geistern heimgesucht werden.
    Sobald ihr Körper die frischen Laken erwärmte, sank sie in einen ruhelosen Schlaf, der von furchterregenden Träumen gestört wurde. Der letzte war so schrecklich, dass er sie dem Bewusstsein entgegenschleuderte, und als sie daraus auftauchte, fand sie sich im Morgenlicht wieder und rang schluchzend nach Luft. Tränen strömten über ihr Gesicht.
    Und sie hörte deutlich eine Frauenstimme singen: »Am Ufer wollen wir uns seh’n!«
    Das Herz hämmerte in ihrer Brust. Rue schleuderte die Decken zurück, sprang aus dem Bett und folgte dem Klang auf den Korridor, blickte nach links, dann nach rechts. Die Stimme schien aus dem Fußboden zu dringen und kam doch auch gleichzeitig von der anderen Seite der versiegelten Tür in der Außenwand.
    Rue legte die Hände gegen das Holz und erinnerte sich an Elisabeths Briefe. Es gab einen Raum auf der anderen Seite, hatte Bethie geschrieben, einen festen Raum mit Fußboden und Wänden und einer eigenen Treppe, die in die Küche führte.
    »Wer ist da?«, rief Rue, und das Singen verstummte augenblicklich und wich einer Art verblüfften Stille. Sie lief den Korridor entlang, warf einen Blick in jedes der drei Schlafzimmer, eilte dann die hintere Treppe hinunter und durchsuchte die Küche, den Abstellraum, das Speisezimmer, das Bad und beide Wohnzimmer. Niemand war im Haus, und kein Türschloss und kein Fenster war angefasst worden.
    Frustriert stürmte Rue zu dem Klavier, an dem sie und Elisabeth endlos gespielt hatten, schleuderte die Abdeckung beiseite und hämmerte herausfordernd die ersten paar Takte von »Am Ufer wollen wir uns seh’n«.
    »Komm schon!«, schrie sie über die donnernden Akkorde hinweg. »Zeig dich, verdammt! Wer bist du? Was bist du?«
    Rue hetzte wieder die Treppe hinauf, weil die Stimme von oben gekommen war, erreichte die versiegelte Tür, packte den Knauf und rüttelte hart daran. Überraschung durchzuckte sie wie ein elektrischer Schlag, als die Tür nachgab.
    Rue stieß einen Ruf aus, als sie durch die Öffnung in eine verkohlte Brandruine spähte. Ihre Knie begannen zu zittern, während sie die geschwärzten Balken betrachtete, die gar nicht vorhanden sein konnten.
    Im nächsten Moment fasste sie sich so weit, dass sie von der Tür zurückwich, sie weit offenstehen ließ und die vordere Treppe hinunterrannte, zur Haustür hinaus und um das Haus herum. Doch an der Seite des Hauses war nichts zu sehen als der Wintergarten, genau da, wo er immer gewesen war, und ohne ein Anzeichen des verbrannten Teiles.
    Rue bekam kaum Luft, umrundete einmal das Haus und jagte wieder nach drinnen und die Treppe hinauf. Die Tür stand noch

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