Das Geheimnis der antiken Kette
Wandtelefons ließ sie gut zwanzig Zentimeter auf ihrem Stuhl hochschnellen, und sie riss den Hörer von der Gabel und schrie »Hallo! Farley?«
Selbst als sie erkannte, dass es sehr unwahrscheinlich war, dass er anrief, war sie schwer enttäuscht, als ein Operator ein Telegramm für Mrs Rue Claridge ankündigte.
Sie schloss die Augen. »Lesen Sie bitte vor«, flüsterte sie.
»‚Ein Satz Besteck ist unterwegs. Was weißt Du über diesen Mann? Ist er ein Mitgiftjäger? Hast Du schon die arme Elisabeth gefunden? Schreib. In Liebe, Mummy.‘«
»Danke«, murmelte Rue. Unter anderen Umständen wäre sie über die Nachricht verlegen gewesen, aber sie war wegen Farley zu verstört, um so zu empfinden. »Wollen Sie antworten?«
»Nicht so, dass ich es über ein öffentliches Kommunikationssystem schicken könnte«, antwortete Rue steif und legte auf. Wenigstens hatte der Ärger über das leidenschaftliche Desinteresse ihrer Mutter ihren Knien etwas Stärke verliehen, sodass sie eine Weile auf und ab gehen konnte.
Rue trank sogar noch eine Tasse Kaffee, doch das entpuppte sich als Dummheit. Sie war wieder im Bad und fühlte sich besonders schlecht, als sie hörte, wie sich die Hintertür öffnete und schloss.
Hastig spülte Rue ihren Mund aus und wusch sich das Gesicht, doch als sie in die Küche stürzte, war Farley nicht da. Charlie war es, und er stand da mit dem Hut in der Hand, sah besorgt und autoritär drein und versuchte offenbar, Dinge zu tun und zu sagen, die Wilbur getan oder gesagt hätte. Die Krise hatte ihn jünger und stärker gemacht, wenn auch nur für kurze Zeit.
Rue sagte nichts. Sie zog nur ihr Winterzeug an und folgte ihm nach draußen. Buttermilk, ihre Stute, war gesattelt, und alle Rancharbeiter saßen auf den Pferden.
Lobo hatte eine Spur im harten Schnee hinterlassen, der sie mehrere Meilen folgten. Der Atem der Menschen und der Pferde erzeugte weiße Wolken in der bitterkalten Luft.
Die Spuren führten zu der Mitte einer großen Lichtung und endeten dort. Rue, die mit Charlie und einem jüngeren Mann namens Bill vorausgeritten war, schloss die Augen und nahm die niederschmetternde Tatsache in sich auf, dass Farley fort war.
Ohne sie.
Sie erinnerte sich an die Worte in dem Brief, den er ihr von seinem Sterbebett aus geschrieben hatte. Er hatte sie nur zögernd verlassen. Es war dieser verdammte Ehrenkodex, alles zu beenden, bevor er etwas Neues begann.
Er war fort, und er hatte die Halskette, sodass es keine Möglichkeit gab, ihm zu folgen.
Die Arbeiter hatten sich rufend um die Spuren im Schnee gesammelt. Natürlich hatten sie noch nie so etwas gesehen. Einer spekulierte sogar, Farley und sein Pferd könnten von Außerirdischen entführt worden sein, und Rue fragte sich untröstlich, ob diese Theorie wirklich so viel sonderbarer war als die Wahrheit.
Sie wendete Buttermilk, fühlte sich innerlich sogar zum Weinen zu zerbrochen, und ließ sich von dem Tier heimbringen. Sie war sich der Männer bewusst, die mit ihr ritten, obwohl sie sie kein einziges Mal ansah.
»Ich hole den Sheriff, so schnell ich kann, Mrs Haynes«, sagte einer. »Machen Sie sich keine Sorgen, wir finden Ihren Ehemann.«
Tränen glitzerten in Rues Augen, aber sie hielt den Kopf hoch. »Niemand wird ihn finden«, brachte sie hervor. »Niemand.«
Der Sheriff kam, und er rief wiederum die State Police. Die ihrerseits informierte das FBI, und der ganze Wirbel zog Reporter an. Als eine Woche ohne eine Spur von Farley oder dem Pferd vergangen war, schrien die Schlagzeilen: UFO ENTFÜHRT MANN UND HENGST – MONTANA GIBT ROTALARM.
Ware Rue nicht in Trauer gewesen, hätte sie alles für einen wundervollen Scherz gehalten.
14. KAPITEL
Farley musste eine volle Woche hart reiten, um Pine River zu erreichen. Ohne Geld und ohne Waffe, die er in Rues Haus in Pine River zurückgelassen hatte, hatte er von dem leben müssen, was er gefunden hatte, was angesichts des Schnees nicht viel war. Lobo war jetzt schlanker, nachdem er das Winterfett verloren hatte.
Leute riefen von den Bürgersteigen und winkten aus den Fenstern, als Farley durch die Stadt ritt, aber er hielt nicht an und nahm sie nicht einmal zur Kenntnis. Sein ganzes Wesen war nur auf ein Ziel ausgerichtet – zu Rue zurückzukehren.
Als er Jon Fortners Praxis erreichte, sah Farley seinen Freund vor dem Gebäude mit verschränkten Armen warten.
»Das ist ein schönes Pferd, Farley«, sagte der Doktor.
Der Marshal stieg ab und band den Hengst fest. Er musste mit
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