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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Mutter. Er ist von der Haushälterin, einer Mrs Morton. Hier, lies selbst.«
    Lilly nahm den Brief und überflog ihn. Dann sank sie auf den Stuhl, auf dem sie immer saß, und las den entscheidenden Teil noch einmal.
    Wir hatten hier niemand mit dem Familiennamen Haswell, aber es gab eine Haushälterin namens Rosa Wells. Sie arbeitet allerdings nicht mehr hier. Ich bin die neue Haushälterin. Leider kann ich Ihnen nicht sagen, wo sie hingegangen ist. Ich weiß, dass sie nur ein paar Wochen hier war und plötzlich, ohne etwas zu sagen und ohne sich ein Zeugnis ausstellen zu lassen, verschwunden ist und dass der Kutscher am gleichen Tag verschwand. Er hieß Stanley Dugan, falls Sie das interessiert. Wenn Sie die beiden finden, richten Sie Mr Dugan bitte aus, dass er, als er ging, die Livree mitgenommen hat, die Eigentum seines Herrn ist, der jedoch nicht nachtragend ist und kein Geld dafür haben will. Rosa nahm nur mit, was ihr gehört, und die Köchin sagt, sie sei sehr fleißig gewesen, aber leider nicht zufrieden mit ihrer Stellung. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen, denn ich war noch nicht da, als sie wegging.
    Mrs Morton, Haushälterin
    Craybill Hall
    Verschwunden. Wieder einmal.
    Ob ihre Mutter irgendwie ahnte, dass sie gesucht wurde? Oder lag es einfach in ihrem Wesen, dass sie sich aus Situationen, die ihr nicht gefielen, auf diese Weise befreite?
    »Könnte es auch jemand anders gewesen sein?«, fragte Mary. »Wegen des Namens Wells, meine ich. Sie kann doch nicht wieder geheiratet haben, oder? Dein Vater lebt doch noch.«
    Lilly zuckte die Achseln. Sie fühlte sich leer und wie betäubt. »Es könnte ein falscher Name sein, eine Abkürzung von Haswell. Vielleicht hat sie auch den Namen des Mannes angenommen, dessentwegen sie uns verlassen hat. Oder vielleicht hat sie tatsächlich wieder geheiratet. Das würde auch erklären, warum sie alle Bande an eine lästige Familie irgendwo in Wiltshire durchtrennt hat.«
    »Das kann ich nicht glauben«, sagte Mary. »Wahrscheinlicher ist, dass es einfach eine völlig andere Frau war.«
    Lilly sagte stumpfsinnig: »Vielleicht.« Sie zerknüllte den Brief und warf ihn in die glühende Asche im Herd. Er flammte kurz auf und erlosch dann genauso schnell wieder.
    So wie ihre törichten, törichten Hoffnungen.

31

    Ein Mann von eher beschränkten Fähigkeiten kann ein guter Arzt sein,
wenn er sich seiner Aufgabe wirklich mit Leib und Seele verschreibt.
    Oliver Wendell Holmes
    Am nächsten Morgen, als Lilly wie gewöhnlich durch die Küchentür das Kaffeehaus betrat, fand sie dort zu ihrem Erstaunen Mr Shuttleworth vor. Er saß am Küchentisch, auf dem Stuhl, auf dem sie sonst zu sitzen pflegte.
    Sie zögerte. »Oh! Entschuldigung.«
    Er stand auf und verbeugte sich: »Miss Haswell.«
    »Morgen, Lill«, sagte Mary freundlich. Sie sah in ihrem grünen Kittel sehr hübsch und völlig entspannt aus. Als sie Lilly den Stuhl neben dem Herd holen wollte, kam Mr Shuttleworth, der ihre Absicht erriet, ihr zuvor, trug den Stuhl zum Tisch und rückte ihn neben seinen.
    Beide Damen dankten ihm. Er strahlte sie an, doch sein Blick verweilte auf Mary. »Es war mir ein Vergnügen, meine Damen.«
    Lilly setzte sich. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Mary goss eine Tasse Kaffee ein und stellte sie vor sie hin. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder einer großen Schüssel zu, deren Inhalt sie mit gleichmäßigen, kräftigen Bewegungen verrührte.
    »Miss Mimpurse war so freundlich, einem armen Junggesellen Frühstück zu machen«, sagte Mr Shuttleworth, »obwohl das Kaffeehaus noch gar nicht geöffnet ist.«
    »Mama öffnet gerade vorn die Fensterläden, Mr Shuttleworth, falls Sie weiche Sitze, die nicht mit Mehl bestäubt sind, vorziehen.«
    »Warum sollte ich sie vorziehen? Habe ich denn nicht den besten Platz im Haus?«
    Lilly hob ihre Tasse an den Mund und sagte trocken: »Der Ansicht war ich auch immer.«
    »Genau. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendwo auf der Welt ein wärmeres Feuer und nettere Gesellschaft gibt.«
    »Und das will etwas heißen, würde ich sagen«, meinte Lilly. »Wenn man bedenkt, an wie vielen Orten Sie schon gewesen sind.«
    »Sie sind sehr freundlich, dass Sie sich daran erinnern, Miss Haswell.«
    »Lilly erinnert sich an alles, Mr Shuttleworth«, sagte Mary. »Wussten Sie das noch nicht?«
    »Ach du liebe Zeit. Ich bin Ihnen sehr verbunden für die Warnung.«
    Er lächelte und Mary hob den Blick gerade lange genug von ihrer Schüssel, um sein

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