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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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trat einen Schritt zurück. Als Lilly ihren Vater in der Tür stehen sah, schob sie die Miniatur hastig unter ihren Briefbogen.
    »Guten Morgen, Mr Haswell«, sagte Francis. »Sie sehen wirklich besser aus.«
    »Ich fühle mich auch besser, im Moment jedenfalls. Sagen Sie, Mr Baylor, wie macht sich denn unser neuer Arzt? Lillys Dr. Graves?«
    Sie sah, wie Francis zusammenzuckte. Seine Stirn verfinsterte sich. Unbehaglich versuchte sie zu widersprechen: »Vater …«
    Francis sah sie an, blickte aber rasch wieder weg. »Gut, denke ich, aber Sie wissen ja, wie das so ist. Ein Neuer hat es nicht leicht. Die Leute müssen sich erst an ihn gewöhnen.«
    Ihr Vater nickte und sah dann auf die Kiste. »Was ist da drin?«
    Lilly, die Angst hatte, was ihr Vater sagen würde, erklärte: »Mr Shuttleworth hat uns um ein paar unserer berühmten Kräuter gebeten. Das müsste dich eigentlich freuen.«
    Er konnte es nicht fassen. »Du gibst unserem Konkurrenten unsere Kräuter?«
    »Ich verkaufe sie ihm, Vater, ich verkaufe sie ihm«, sagte Lilly, als sie sah, dass ihr Vater wieder in seine alte, sauertöpfische Einstellung gegenüber seinem Konkurrenten zurückgefallen war. »Und zwar mit Profit.« Sie sah Francis bittend an. Er begriff sofort.
    »Sie sind zwar teuer, aber die Leute hier in Bedsley Priors wollen echte Haswell-Kräuter. Shuttleworth hat keine Wahl, er muss für dieses Privileg bezahlen.«
    Charles Haswell nickte, anscheinend zufrieden. »Das will ich doch meinen.«
    »Dann wünsche ich Ihnen beiden einen guten Tag.« Die Lippen resigniert zu einer schmalen Linie zusammengepresst, verbeugte Francis sich erst vor Lilly, dann vor Mr Haswell und ging.
    Lillys Vater verdrehte den Kopf, um das Blatt Papier zu sehen, das vor ihr lag. »Noch eine Bestellung?«
    Sie zögerte. »Nein, ein Brief. An Mutter.«
    Er war wie vom Donner gerührt: »Wie bitte?«
    »Oder zumindest an die Familie, bei der sie anscheinend arbeitet.«
    »Wovon redest du eigentlich?«
    »Komm, Vater«, bat Lilly sanft. »Setz dich, dann erzähle ich dir alles.«
    Sie gingen ins Behandlungszimmer und Lilly erzählte einmal mehr davon, wie sie die Halskette entdeckte hatte und was sie in London und nach ihrer Rückkehr nach Bedsley Priors über ihre Mutter erfahren hatte – alles in allem ziemlich wenig. Sie wollte ihren Vater jedoch nicht mehr verletzen als unbedingt nötig und erzählte ihm deshalb nichts von der ersten Liebe ihrer Mutter.
    Dann fragte sie leise: »Was meinst du, warum ist sie weggegangen?«
    Er tat einen tiefen Atemzug. »Ich dachte, dass sie glücklich ist, eine Zeit lang wenigstens.« Er starrte aus dem Fenster. »Als du geboren wurdest, dachte ich, nun sei alles gut. Sie hatte so viel Freude mit dir.« Er bewegte sich unbehaglich auf seinem Stuhl. »Aber eigentlich glaube ich, sie hat immer bereut, dass sie mich geheiratet hat. Ich weiß, dass sie London vermisst hat. Ich glaube, sie hat sich immer gefragt, was wohl geworden wäre und wen sie wohl geheiratet hätte, wenn sie dort geblieben wäre.«
    Sie drückte seine Hand. »Du bist der beste Mann, den ich kenne, in London und überall sonst.«
    Er lachte freudlos. »Haben die Elliotts dich denn nirgendwohin mitgenommen, wo du Männer kennengelernt hast?« Kopfschüttelnd fuhr er fort: »Nein, mein Liebes, ich habe leider recht viele Fehler. Vielleicht sogar mehr, als deine Mutter wusste …«
    Er beendete den Satz nicht, sondern beugte sich mit ernstem Gesicht nach vorn: »Sei vorsichtig bei deiner Suche, Lilly. Es könnte sein, dass dir nicht gefällt, was du herausfindest.«

30

    (Der Apotheker) war zu allen Zeiten der Arzt für die Armen;
die Reichen gingen nur dann zu ihm, wenn ihre Beschwerden
oder die Gefahren für ihre Gesundheit nicht allzu groß waren.
    Adam Smith, 1776
    Als Lilly und ihr Vater am nächsten Morgen beim Frühstück saßen, kam Charlie in die Küche und stellte einen ihrer Medizinkoffer vor sie auf den Tisch, wobei er beinahe ihre Teetasse umgestoßen hätte. »Komm mit nach Marlow House, Lilly. Mr Timms hat ein schlimmes Geschwür und will nicht zum Arzt.«
    Lilly verzog das Gesicht. Sie wollte weder das Geschwür des bärbeißigen alten Mannes aufschneiden noch wollte sie weiterhin das Geschäft ihres Vaters führen. »Vielleicht kommt Vater mit«, sagte sie und tat einen Löffel Marmelade auf ihren Toast.
    Charles Haswell sah von seiner Zeitung auf. »Ich glaube, heute bin ich nicht dazu in der Lage, Liebes.«
    Wie passend , dachte Lilly.
    »Komm schon,

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