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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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länger als nötig in der seinen behielt.
    Marlow wies den Kutscher an, bei seinem Pferd, dem Landauer und Mr Shuttleworths Kutsche zu bleiben. Cecil Briggs und der junge Diener würden mit dem Kastenwagen so weit wie möglich den Hügel hinauffahren und dann die Picknickkörbe und Decken das letzte Stück tragen.
    Mr Shuttleworth legte sein Teleskop in den Kastenwagen. Währenddessen standen die anderen in Grüppchen beisammen und starrten zum Gipfel hinauf.
    »Es ist ein mächtig großer Hügel«, meinte Charlie.
    Lilly beschirmte ihre Augen mit ihrer behandschuhten Hand. »Eine ganz schöne Steigung, das stimmt.«
    Miss Robbins blickte sehnsüchtig nach dem Wagen.
    »Sie können hinauffahren, wenn Sie möchten, Miss Robbins«, bot Lilly ihr freundlich an.
    »Und alle anderen gehen zu Fuß hinauf?«, fragte sie schüchtern. Ihr Sonnenschirm wurde bereits heftig vom Wind gebeutelt.
    Lilly nickte. »Ich glaube schon.«
    »Gehen?«, fragte Francis und tat so, als sei er empört. Er wandte sich an Mr Marlow. »Was meinen Sie, Marlow? Sollen wir mal zeigen, was wir können? Wie wär's mit einem freundschaftlichen kleinen Wettrennen?«
    »Wettrennen?« Marlow kräuselte verächtlich die Lippen.
    »Wie? Haben Sie Angst, Ihre Krawatte in Unordnung zu bringen?«
    Lilly zuckte zusammen. Vorsicht, Francis.
    Doch Marlow konterte nur verbal. »Nein, ich habe Angst, dass Sie die Luft verpesten.«
    Francis sagte leichthin: »Ich habe nicht vor zu schwitzen. Sie etwa?«
    Mr Marlow hielt seinem Blick stand und lockerte seine Krawatte.
    Francis wandte sich an seinen Arbeitgeber. »Und was ist mit Ihnen, Mr Shuttleworth? Sind Sie dabei?«
    »Gute Güte.« Er rieb sich die Hände. »Ich sitze den ganzen Tag in meinem Behandlungszimmer, da habe ich doch keine Chance. Aber trotzdem, warum nicht? Ich habe nichts dagegen.« Er schenkte Mary ein breites Lächeln. »Bin ich nicht ein toller Typ, Miss Mary?«
    Sie lächelte nachsichtig. »Das sind Sie, Mr Shuttleworth.«
    Er zog seinen eleganten Mantel aus, faltete ihn behutsam zusammen und legte ihn sorgfältig auf die Picknickkörbe. Cecil Briggs trieb das Pferd an und der Kastenwagen setzte sich in Bewegung. Miss Robbins blickte ihm sehnsüchtig nach.
    »Wenn ich Glück habe«, sagte Mr Shuttleworth, »werde ich oben auf dem Gipfel ohnmächtig und drei schöne Damen knien neben mir nieder, fächeln mir Luft zu und wer weiß was sonst noch alles.«
    »Sie sind ein Schelm, Mr Shuttleworth«, neckte ihn Mary.
    Marlow steckte seine Krawatte in die Tasche und meinte: »Und was ist mit Ihnen, Graves?«
    Dr. Graves schüttelte den Kopf. »Auf mich müssen Sie verzichten. Ich werde die Damen begleiten.«
    »Ich persönlich freue mich auf den Anstieg«, sagte Lady Marlow. »Ich finde, körperliche Betätigung ist gut für die weibliche Figur. Meinen Sie nicht auch, Dr. Graves?«
    Dr. Graves räusperte sich.
    Lady Marlow blickte zum Gipfel hinauf. »Schade, dass mein Mann nicht mitkommen konnte. Sir Henry trifft sich heute mit seinem Anwalt. Ich weiß, dass es ihm gefallen hätte.«
    Lilly konnte sich nicht vorstellen, dass Sir Henry der Anstrengung gewachsen gewesen wäre. Seine Gesundheit musste sich beträchtlich gebessert haben. Offensichtlich bekam die Ehe ihm gut.
    Lionel Shuttleworth krempelte die Ärmel hoch. »Kommen Sie schon, Graves. Seien Sie kein Frosch. Ich muss wenigstens einen haben, der langsamer ist als ich.«
    »Ich werde nicht rennen, sondern in normaler Gehgeschwindigkeit hinaufspazieren und somit werden Sie mich problemlos schlagen«, sagte Graves.
    »Das werde ich«, stimmte Shuttleworth ihm mit jungenhaftem Ernst zu.
    »Und ich Sie auch, Dr. Graves«, sagte Charlie und nahm die gebückte Haltung eines Läufers ein. »Ich bin zwar nicht der Schnellste, aber sogar ich kann einen Typ schlagen, der nur spazieren geht.«
    Lilly biss sich auf die Lippen. Sie hoffte, dass ihr Bruder recht hatte.
    Mr Shuttleworth drängte: »Sie geben das Startzeichen, Miss Mary.«
    »Sehr schön. Sind alle bereit?« Sie hielt ein Taschentuch hoch und senkte es mit einem scharfen Ruck. »Das Rennen hat begonnen!«
    Die Männer stürmten los. Marlow hätte beinahe auf einem losen Stein das Gleichgewicht verloren. Francis ging sogleich in Führung. Shuttleworth lief in aufrechter, an einen Hahn erinnernde Haltung, in der er nach hinten überkippen würde, wenn der Anstieg steiler wurde. Marlow mit seinen langen Beinen hatte ihn schnell überholt. Charlie lief hinten, seine Arme arbeiteten wie

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