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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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sie genommen?«, fragte Francis, der noch keuchte vom schnellen Lauf.
    Lilly stieß die Cottagetür auf, ohne zu antworten und ohne anzuklopfen. Mrs Kilgrove saß auf dem Sofa, hielt sich den Magen und stöhnte. Lilly lief zu ihr, doch in den angsterfüllten und verwirrten Augen der Frau war kein Anzeichen von Wiedererkennen zu sehen. War sie vielleicht schon im Delirium?
    Lilly öffnete die Phiole mit dem Brechmittel und versuchte, es Mrs Kilgrove einzuflößen. Die alte Frau schlug nach ihr und hätte ihr fast das Glasfläschchen aus der Hand geschlagen.
    »Weg!«, schrie sie und fuchtelte wild mit den Händen. »Gelber Schmerz – weg!«
    »Mrs Kilgrove«, sagte Lilly eindringlich, »hier sind keine Bienen. Ich bin Lilly Haswell. Sie müssen das trinken. Jetzt gleich. Verstehen Sie mich?«
    Francis kniete neben der Frau nieder und legte vorsichtig, aber fest seine Arme um sie. Auf diese Weise gelang es Lilly, ihr eine großzügige Dosis Brechmittel einzuflößen.
    Francis stand auf und verschwand in der Küche.
    »Charlie, lauf und hol Dr. Graves«, sagte Lilly. »Oder Dr. Foster. Sag ihm, Mrs Kilgrove hat Digitalis genommen, das nicht für sie bestimmt war.«
    Francis, der gerade mit einer Schüssel zurückkam, stolperte, als er das hörte, und wäre beinahe hingefallen. Schnell stellte er die Schüssel auf den Boden. »Ich laufe«, sagte er ernst. »Ich bin schneller.«
    Sie nickte, legte Mrs Kilgrove auf dem Sofa zurück, setze sich auf die Kante und hielt sie fest. Die Arme würde sich jetzt jeden Moment erbrechen müssen. Dabei betete sie verzweifelt. Sie betete, dass Francis Dr. Graves finden würde. Oder ihretwegen sogar Dr. Foster, obwohl der alte Mann nicht mehr rennen konnte und es viel zu lange dauern würde, bis er sein Boot angespannt hatte. Erst nach einer Weile kam ihr in den Sinn, dass sie ihm, wenn er kam, alles würde beichten müssen.
    Ein paar Minuten später kehrte Francis zurück, gefolgt von Dr. Graves. Letzterer trug seine Arzttasche. Beide Männer keuchten.
    »Ich habe bereits ein Brechmittel verabreicht«, sagte Lilly. »Obwohl ihr wahrscheinlich auch ohne das übel genug wäre, der Ärmsten.«
    »Wie ist das passiert?«, fragte Dr. Graves.
    »Das weiß ich selbst noch nicht.«
    Eine Stunde später blickte Lilly sorgenvoll auf Mrs Kilgrove hinab. Das faltige Gesicht der Frau war grau und ihr Körper lag leblos auf dem Bett, auf das Dr. Graves und Francis sie gelegt hatten. Mit Tränen der Reue in den Augen zog Lilly langsam die Decke über Mrs Kilgroves Beine und ihren Körper bis unter ihr Kinn hoch.
    Lilly flüsterte: »Wie lange wird sie schlafen?«
    »Sie schläft nicht, Miss Haswell«, sagte Dr. Graves streng, »sie hat das Bewusstsein verloren.«
    Lilly nickte. Die Tränen liefen ihr über die Wangen.
    »Ihr Herzschlag scheint sich leicht beruhigt zu haben, doch er ist immer noch unregelmäßig. Wir können nur hoffen, dass dieser Ruhezustand ihr hilft.«
    »Wird sie sich erholen?«
    »Das kann ich noch nicht sagen. Sie ist sehr schwach. Es ist zu früh, um zu sagen, ob sie eine tödliche Herzschwäche erlitten hat. Ich habe ihr das Vipern- Gegengift verabreicht. Jetzt müssen wir erst einmal abwarten.«
    Sie gingen gemeinsam ins Wohnzimmer der Frau. Lilly setzte sich auf Mrs Kilgroves Sofa und knetete nervös ihr Taschentuch. Mrs Kilgroves Katze wollte ihr auf den Schoß springen, aber sie setzte sie auf den Boden zurück. Sie hatte das Gefühl, die tröstliche Wärme nicht verdient zu haben. Francis saß in einem Armstuhl ihr gegenüber, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Dr. Graves war stehengeblieben, die Hand auf dem Kaminsims. Er starrte in die leere Feuerstelle.
    »Ich glaube, ich weiß, was passiert ist.« Die Tränen machten ihre Wangen nass und ihre Kehle eng. »Ihr wisst, wie Charlie ist. Er musste die gelben Kamilletabletten natürlich zählen. Und dann sind ihm wohl die neuen silbernen Pillen ins Auge gestochen. Wir machen nicht oft einen Silberüberzug, aber Dr. Foster hat sie so für Mrs Robbins' Wassersucht bestellt. Charlie hat sie wohl ausgeschüttet und ebenfalls gezählt. Sicher konnte er den hübschen silbernen Pillen einfach nicht widerstehen. Als ich ihn dann daran erinnerte, dass er die Tabletten ausliefern sollte, hat er wahrscheinlich versucht, sie in aller Eile in ihre jeweiligen Fläschchen zurückzubefördern. Und dabei muss er in der Hast eine oder zwei Digitalispillen unter Mrs Kilgroves Kamilletabletten gemischt haben. Wahrscheinlich hat sie es

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