Das Geheimnis der Apothekerin
Zustand der alten Frau sich verschlimmern könnte, wartete und betete sie. Ihr Vater kam; Charlie hatte ihm endlich gestanden, was vorgefallen war. Er konnte nichts tun, aber es war trotzdem eine Erleichterung, als er ihr bestätigte, dass alles getan wurde, was für Mrs Kilgrove getan werden konnte. Später kam der Pfarrer und blieb eine Stunde bei ihr. Francis hatte ihn darum gebeten. Er tröstete sie und betete mit ihr mit seiner wohlklingenden Stimme.
An diesem Abend schlug Mrs Kilgrove die Augen auf. Sie wandte sich mit einem schwachen Lächeln an Lilly. »Wie nett, dass jemand bei mir wacht. Einen solchen Trost habe ich nicht mehr gehabt, seit mein John gestorben ist.«
»Ich bin froh, dass ich bei Ihnen sein kann«, sagte Lilly. »Erkennen Sie mich?«
Mrs Kilgrove runzelte die Stirn. »Dummes Mädchen«, flüsterte sie, »ich kenne dich doch, seit du ein Kind warst.«
»Ja, aber Sie waren bewusstlos.« Sie erzählte ihr nicht, dass sie deliriert hatte. »Wie fühlen Sie sich jetzt?«
»Komisch. Mein Kopf tut weh.« Sie ließ langsam den Blick durchs Zimmer schweifen. »Und irgendwie sieht alles … gelb aus.«
»Mrs Kilgrove, erinnern Sie sich noch an die Pillen, die Sie nahmen – die, die ich Ihnen schickte?«
Sie kniff die Augen zusammen in dem Bemühen, sich zu konzentrieren. »Ich weiß nicht … die, die mir beim Einschlafen helfen?«
»Ja, und die Ihren Magen beruhigen. Ich fürchte, in dem Fläschchen waren eine oder zwei falsche Pillen. Wissen Sie vielleicht noch, ob Sie silberne Pillen eingenommen haben?«
Sie stöhnte. »Mädchen, ich bin fast achtzig Jahre alt, ich bin froh, wenn ich mich an meinen Namen erinnere … aber die Farbe einer Pille, die ich genommen habe … wann war das denn?«
»Vor drei Tagen.«
»Drei Tage? Ein paar Pillen …« Ihre Augen fielen wieder zu.
Am nächsten Morgen, als Mrs Kilgrove aufwachte, waren Lilly und Charlie beide bei ihr. Charlie saß auf einem Stuhl am Bett, die Katze der Frau auf dem Schoß. Als er sah, dass sie die Augen aufschlug, zitterte seine Stimme. »Es tut mir schrecklich leid, Mrs K.« Seine großen blauen Augen füllten sich mit Tränen.
Mrs Kilgrove wandte ihm den Kopf zu und streckte eine zitternde Hand aus. »Das braucht es nicht. Ich mache dir keine Vorwürfe, Charlie. Deine Gaben im Oberstübchen sind vielleicht nicht besonders groß, aber du hast ein großes Herz.«
Charlie biss sich auf seine betrübt vorgeschobene Unterlippe und ließ den Kopf hängen.
»Mrs Kilgrove, möchten Sie vielleicht ein Glas Wasser?«, fragte Lilly.
Die Frau sah sie mit klaren Augen an. »Warum – gibt's denn keinen Tee?«
Lilly hätte fast gelächelt. Sofort stand sie auf, um Tee zu kochen. Als sie in der Küche war, stellte sie auch gleich den Topf mit Brühe auf den Herd, den Mrs Mimpurse in der festen Überzeugung geschickt hatte, dass die Kranke sowohl das Bewusstsein als auch ihren Appetit wiedererlangen würde.
Lilly hoffte aus tiefstem Herzen, dass sie recht behielt.
Francis Baylor war auf dem Weg zu Mrs Kilgrove und, wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, zu Lilly, die der alten Frau nicht von der Seite wich. Er wusste, dass er ein Dummkopf war. Immerhin machte ihr Graves, ein gutaussehender Arzt, der in Oxford studiert hatte, den Hof. Francis seufzte. Trotzdem würde er keine Mühe scheuen, um ihr zu helfen.
Aus den Augenwinkeln sah er, dass Dr. Foster in Ackers Mietstall und Schmiede verschwand, dem Geschäft von Bill Ackers, dem von der Grafschaft ernannten Konstabler der umliegenden Dörfer.
Sein Magen krampfte sich zusammen bei dem Gedanken, welchen Kummer Ackers den Haswells bereiten konnte, und er wusste nur zu genau, dass der Mann das ohne Federlesens tun würde. Einer plötzlichen Eingebung folgend, änderte er seine Richtung, überquerte die Straße und schlich sich an die offene Stalltür.
»Wollen Sie etwa Ihre Pflicht vernachlässigen, Ackers?«, hörte er Foster mit scharfer Stimme sagen. »Es hat ein Verbrechen stattgefunden. Ein teuflisches Verbrechen.«
Francis stieß leise die Luft aus. Schlimmer, als ich dachte .
»Tät Ihnen reinlaufen, ha?«
Bill Ackers Dialekt entsprang vielen Generationen einer Familie, die nie aus Wiltshire herausgekommen war. »Haswell gräbt Ihnen 's Wasser ab, stimmt's?«
»Ach was. Er ist mir völlig gleichgültig.«
»Egal, solang die Frau lebt, is da kein Mord nich, wie gern Sie's auch hätt'n. Un keiner hier is so blöd un denkt, dass der Dösbaddel der alten Schachtel was antun
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