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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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sicher, Sie wissen am besten, was zu tun ist.«
    In diesem Augenblick platzte Charlie in die Kirche, sodass die Tür gegen die letzte Bank knallte. Es klang wie ein Kanonenschuss.
    »Tut mir leid, ich bin spät dran«, meinte er.
    Lilly sah den Schlammfleck auf seinem Gesicht und das Stroh in seinem Haar. »Der Gottesdienst ist vorbei, Charlie. Vielleicht könntest du Mr Shuttleworth zeigen, wo Mr Mimpurse liegt?«
    Ihr Bruder schien diese Bitte ganz und gar nicht seltsam zu finden und falls Mr Shuttleworth es tat, war er zu höflich, um es sich anmerken zu lassen.
    Als sie fort waren, lief Lilly zu Mary und Mrs Mimpurse zurück.
    Erleichtert sah sie, dass ihre Freundin wieder zu sich gekommen war. »Geht es dir gut?«, flüsterte Lilly.
    »Ich glaube schon. Ich bin nur müde«, sagte Mary matt.
    In den Augen ihrer Mutter schimmerten Tränen. »Oh, mein liebes Mädchen«, flüsterte sie.
    Zusammen richteten sie Mary auf und führten sie hinaus.
    »Es geht mir wieder gut, Mama«, sagte Mary. »Das tut es doch schließlich immer, nicht?«
    An diesem Nachmittag blieb Lilly noch eine Stunde bei Mary in ihrem Zimmer. Mary lag gegen das Kopfpolster gelehnt und drückte ein Kissen an die Brust. Lilly saß auf einem Stuhl am Fenster und las ihr Byron-Gedichte vor. Doch schließlich konnte sie ihre Neugier nicht länger bezähmen. Sie ließ das Buch sinken und betrachtete Mary, bis diese aufsah und ihren Blick erwiderte.
    »Wie ist es?«, fragte Lilly sanft.
    »Hmmm?«
    »Du weißt schon, wenn es passiert?«
    Mary strich unruhig über die Bettdecke. »Du hast es doch gesehen.«
    »Ich weiß, wie es nach außen wirkt, aber wie fühlt es sich an?«
    Mary stieß heftig die Luft aus. »Ich weiß es nicht.« Sie blickte auf ihre Hände hinunter.
    »Ach, komm. Ich möchte es gerne wissen.«
    Mary sagte abrupt: »Danke Gott, dass du es nicht weißt.« Sie stand auf, ging zum Fenster und blickte hinaus. Ihre Haltung war steif.
    Lilly schwieg erschrocken und sagte dann: »Entschuldige.«
    Mary verharrte so lange schweigend, dass Lilly wünschte, sie hätte nicht gefragt.

    Am Dienstag sah Lilly Mary zu, wie sie flink und geschickt mehrere Mohrrüben auf einmal klein schnitt. Die Mohrrüben lagen nebeneinander wie die Stämme eines Floßes. Jede einzelne hatte den Durchmesser eines männlichen Fingers, doch Mary schnitt sie so leicht, als sei dieser Finger aus Teig.
    »Wenn ich so schnell Pillen drehen könnte, wäre mein Vater schon reich.«
    Mary schien kaum auf die Möhren hinunterzusehen, während sie sie für einen Eintopf zerkleinerte. Doch plötzlich hielt sie inne. »Du hast gefragt, wie es sich anfühlt.«
    Lilly hatte beschlossen, das Thema nicht wieder anzuschneiden, und war überrascht, dass Mary nun von selbst darauf zu sprechen kam. »Ich habe doch gesagt, dass es mir leid tut.«
    »Das braucht es nicht. Es ist nur … ich rede nicht gern darüber.« Mary schwieg; sie wirkte abwesend. »Ich habe das Gefühl, wenn ich darüber spreche, könnte ich einen Anfall … nun, du weißt schon.«
    Lilly nickte.
    Mary machte sich wieder an die Arbeit und arbeitete mehrere Minuten lang schweigend weiter, bis Lilly sicher war, dass sie das letzte Wort in dieser Angelegenheit gesprochen hatte.
    Doch plötzlich sagte sie: »Es ist nicht immer gleich. Manchmal, am Sonntag zum Beispiel … gehe ich einfach nur weg. Ich sitze da, die Augen weit offen, aber ich bin nicht da. Ich spüre keinen Schmerz, gar nichts. Es ist, als sähe ich mir selbst aus einer kurzen Entfernung zu. Und dann verschwindet alles. Wenn ich wieder zu mir komme, fühle ich mich schwach und müde.« Mary schob die Mohrrübenscheiben zusammen und tat sie in einen Topf.
    Lilly fragte zögernd: »Schneidest du dich denn nie?«
    Ihre Freundin zuckte die Achseln. »Sehr selten. Normalerweise habe ich eine Art eingebaute Warnung.«
    Dann wandte sie sich einem Bund Lauch zu. »Manchmal, zum Beispiel an dem Tag, an dem Mr Shuttleworth da war … bekomme ich plötzlich Kopfschmerzen und meine Finger zittern oder werden taub. In beiden Fällen habe ich normalerweise noch Zeit, Mama zu rufen oder ins Bett zu gehen, sodass ich nicht falle und mich verletze.«
    Mary stützte sich mit den Ellbogen auf den Arbeitstisch. »Aber bei der letzteren Art habe ich das Gefühl, als würde mir übel. Mir wird heiß, dann wieder kalt. Dann fängt alles an, sich zu verkrampfen und abzuschnüren und es fällt mir schwer zu atmen.« Mary richtete sich auf und setzte das Schneiden fort. »Dann

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