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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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nicht gemerkt. Wie Sie wissen, kann sie nicht mehr gut sehen. Die Ärmste! Und Charlie …«
    Plötzlich wurde ihr klar, dass sie Charlie während der letzten Stunde nicht mehr gesehen hatte. Sie schaute sich im Zimmer um. »Wo ist Charlie überhaupt?«
    Francis sagte: »Er rannte die Straße hinunter, als wir zurückkamen. Ich dachte, du hättest ihn mit einer Besorgung weggeschickt. Und dann habe ich es … über der ganzen … Aufregung … vergessen.«
    Neue Tränen stiegen ihr in die Augen. Ihre Gesichtsmuskeln spannten sich an. »Der arme Charlie! Er hätte doch nie jemandem Schaden zufügen wollen!«
    Dr. Graves' Gesicht blieb ernst, aber Francis sagte rasch: »Natürlich nicht. Wir wissen alle, wie sehr er Mrs Kilgrove mag.«
    »Er muss zu Tode erschrocken sein. Francis, bitte such ihn. Er wird am Boden zerstört sein und ich weiß nicht, was er tun wird.«
    Francis streckte die Hand aus und legte sie auf die ihre. »Denk doch nicht gleich das Schlimmste. Ich bin sicher, er ist auf dem Friedhof oder in einem seiner anderen Verstecke. Ich werde ihn finden.«
    Er drückte ihre Hand, seine Augen waren ganz groß vor Mitgefühl. Lilly sah, wie Dr. Graves die Stirn runzelte, weil Francis ihr die Hand drückte, doch der hatte sie schon wieder losgelassen und ging hinaus.

38

    TOD DURCH EIN GIFTKRAUT
William Ross hatte sehr gute Kenntnisse in Pflanzenkunde –
oder gab es zumindest vor. Seine Tochter hatte Eisenhut angepflanzt.
Er verwechselte Eisenhut mit einer anderen Pflanze und kaute ihn …
    Devizes & Wiltshire Gazette, 1833
    Francis hielt Wort. Er fand Charlie, der sich auf dem Friedhof verkrochen hatte, und brachte ihn nach Hause. Charlie hatte Zweige im Haar und seine Hose war zerrissen, aber sonst war ihm nichts passiert.
    Zwei Tage lang wechselten sich Lilly, Francis, Dr. Graves und sogar Mr Shuttleworth bei Mrs Kilgrove ab, flößten ihr löffelweise destilliertes Wasser ein, drehten sie immer wieder, damit sie sich nicht wund lag, und taten für sie, was sie nur konnten. Wie durch ein wortloses Übereinkommen erwähnte keiner von ihnen den Zwischenfall gegenüber Dr. Foster, aber Lilly wusste, dass es nur eine Sache der Zeit war, bis jeder in Bedsley Priors und Honeystreet davon wusste.
    Gegen Ende des zweiten Tages ertönte schließlich das Geräusch, das Lilly die ganze Zeit gefürchtet hatte: ein lautes Klopfen an der Tür. Sie stand von Mrs Kilgroves Bettkante auf, wo sie gesessen hatte, und ging langsam zur Tür. Am liebsten hätte sie einfach nicht aufgemacht. Sobald sie öffnete, drängte sich Dr. Foster mit zusammengepressten Lippen ohne Kommentar an ihr vorbei. Er marschierte direkt in Mrs Kilgroves Schlafzimmer, fühlte ihr den Puls, legte das Ohr auf ihre Brust und hob ihre Augenlider an, um ihre Reaktion zu prüfen. Die ganze Zeit über blieb Lilly auf der Schwelle stehen.
    »So. Ist es also doch noch passiert«, sagte er. »Die Haswells haben jemand umgebracht.«
    Lilly holte tief Luft. »Wir haben niemanden umgebracht, Sir, und außerdem wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie ein bisschen leiser reden würden.« Ganz flüchtig war sie in Versuchung, ihm zu sagen, dass es seine Tabletten waren, die Mrs Kilgrove das angetan hatten, aber sie wusste, dass das unvernünftig gewesen wäre. Wenn Dr. Graves Dr. Fosters Bestellung doch nur bei Mr Shuttleworth aufgegeben hätte!
    »Ja, sie lebt, aber gerade noch so. Und nicht mehr lange, würde ich sagen.«
    »Können Sie denn gar nichts tun? Oder mir einen Rat geben?«
    »Ich tue, was ich kann, aber an Sie werde ich meinen Atem nicht verschwenden, Mädchen. Sie bilden sich ja ohnehin schon ein, Arzt zu sein.«
    »Nein, ich habe …« Sie zögerte. Hatte er denn im Grunde nicht recht? Das Bewusstsein, dass sie einem anderen Menschen Schaden zugefügt, ja ihn vielleicht sogar getötet hatte, war das schlimmste Gefühl, das sie je im Leben gehabt hatte. Weit schlimmer noch als der Verlust ihrer Mutter.
    »Nicht verordnetes Digitalis. Höchste Zeit, dass dieser Bruder von Ihnen endlich weggesperrt wird, wenn Sie mich fragen.«
    Empörung wallte in ihr auf, wurde aber rasch abgelöst durch einen eisigen Schrecken, als ihr klar wurde, was er gesagt hatte. Dieser Mann hatte die Macht, genau das zu veranlassen.
    Als Adam Graves kam, um sie abzulösen, fiel ihm sofort ihr ernstes Gesicht auf. Den Grund dafür konnte er leicht erraten. »War Dr. Foster hier?«
    Sie nickte und ließ sich schwer auf das Sofa sinken.
    Er war voller Mitgefühl. »Er hat irgendwie

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