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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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leise.
    »Ich hatte doch keine Wahl.«
    »Lesen Sie denn nicht die Zeitung?«
    »Ich habe kaum Zeit, Lieferscheine und Rechnungen zu lesen, geschweige denn die Zeitung.«
    »Aber Sie haben doch von dem neuen Erlass der Apothekergesellschaft gehört, oder?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich glaube, Francis hat etwas darüber gesagt, aber ich habe nicht richtig aufgepasst.«
    Mr Shuttleworth beugte sich vor; seine dunklen Augen blickten besorgt. »Ein Artikel in diesem Erlass besagt unter anderem, dass jeder Apotheker, der sich weigert, von einem Arzt verordnete Medikamente auszugeben, mit schweren Strafen rechnen muss.«
    »Das ist jetzt doch ein Scherz, oder?«
    »Es ist tödlicher Ernst.«
    »Seit wann ist das allgemein bekannt?«
    »Es lag dem Parlament schon seit einiger Zeit vor und ist seit dem 1. August in Kraft.«
    Sie war ihm einfach in die Falle gegangen.
    Adam Graves wanderte langsam die High Street entlang zur Haswellschen Apotheke, um zwei Medikamente abzuholen, die er bestellt hatte. Er wusste, dass Miss Haswell sich darüber freute, dass er grundsätzlich bei ihr kaufte, obwohl Shuttleworth näher bei seiner Praxis lag. Normalerweise war er hochzufrieden, wenn er einen Vorwand hatte, sie zu treffen. Doch heute graute ihm vor der bevorstehenden Begegnung und der Nachricht, die er ihr überbringen musste.
    Als Adam zum ersten Mal von der Möglichkeit der Partnerschaft mit einem anderen Arzt in Bedsley Priors gehört hatte, hatte er das für ein Geschenk des Himmels gehalten. Inzwischen betrachtete er es eher als eine Prüfung – und zwar eine, in der er nur versagen konnte.
    An der Ladentür zögerte er kurz, holte dann tief Luft und stieß die Tür auf. Miss Haswell, die an der rückwärtigen Theke stand, nickte ihm zu. Er wartete ab, bis Miss Primmel bezahlt und sich von ihnen beiden verabschiedet hatte. Dann trat er selbst an die Theke.
    Miss Haswell händigte ihm seine Bestellung ohne das gewohnte, vertraute Lächeln aus. Sie wirkte angespannt und fragte ihn leise: »Haben sie mit Dr. Foster über Mrs Somersby gesprochen? Sagen Sie mir, dass er sich das Johanniskraut nicht an anderer Stelle beschafft hat.«
    »Das hat er nicht. Er hat sich für eine andere Behandlung entschieden.«
    Sie atmete erleichtert auf. »Ich bin froh, das zu hören. Er hat es also eingesehen?«
    »Das würde ich nicht sagen.«
    Er stellte fest, dass er nervös mit seinen Päckchen herumspielte. »Ich habe ihm Mrs Somersbys Reaktion beschrieben, aber er meinte, es sei eher die Reaktion auf das Eisenkraut gewesen, die Sie für das andere … Leiden vorschlugen.«
    »Aber ich habe Vater gefragt und er war derselben Ansicht wie ich. Eisenkraut kann nicht …«
    »Ja, ja, das habe ich ihm ja auch zu erklären versucht, aber er wollte nicht auf mich hören.«
    »Dann hätten Sie ihn dazu bringen müssen, dass er auf Sie hört.«
    Er senkte den Blick auf die Theke. »Ich glaube, ich versage in vielem, was ich Ihrer Ansicht nach tun sollte.«
    Ihre Stimme nahm einen tröstlichen Tonfall an. »Dr. Graves, ich meinte doch nicht …«
    »Auf jeden Fall« – er zwang sich fortzufahren – »hat er an die Apothekergesellschaft geschrieben und ihr von Ihrer Weigerung berichtet.«
    »An die Apothekergesellschaft?«, sagte sie. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass er für einen solchen Brief Tinte verschwendet hat, wo er sie doch so sehr verachtet.«
    »Ich glaube, da irren Sie sich, Miss Haswell. Er verabscheut keineswegs die Apotheker im Allgemeinen.«
    Er sah, dass sie sich auf die Lippen biss; offenbar hatte sie ihn verstanden. »Aber das wird keine Folgen haben. Letztes Mal hat die Gesellschaft uns auch nur eine Warnung erteilt.«
    Er schüttelte den Kopf. Konnte sie wirklich so naiv sein? »Das Gesetz hat sich seither geändert.«
    »Aber was bezweckt er denn damit?«
    »Das liegt doch wohl auf der Hand. Er möchte ein Berufsverbot für Haswell.«
    Sie wurde blass. »Können Sie denn nichts tun?«
    Da war es schon wieder. Es war sein Fehler. Sein Versagen. »Was soll ich denn Ihrer Ansicht nach tun?« Seine Stimme hob sich unwillkürlich. »Den Brief aus der Post stehlen?«
    Ein rascher Blick zeigte ihm, wie verlegen sie war. Er holte tief Luft und zwang sich zur Ruhe. »Im Augenblick kann ich sehr wenig tun. Aber ich wollte Sie warnen. Und ich werde es Sie wissen lassen, wenn ich irgendetwas erfahre.«
    »Danke«, murmelte sie.
    Er fühlte sich geschlagen und empört zugleich, drehte sich auf dem Absatz um und ging. Warum konnte sie

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