Das Geheimnis der Apothekerin
Patienten. Aber wie Sie sagten, mein Arbeitgeber ist Dr. Foster.«
Evans nickte und nahm einen Schluck dunkles Ale. »Wie ist er denn so?«
»Ein Mann von festen Überzeugungen. Und ein sehr erfahrener Arzt.«
Evans zog eine Grimasse. »Nehmen Sie's nicht persönlich, aber ich habe nicht viel übrig für Ärzte.«
»Darf ich fragen, warum nicht?«
»Das ist leicht zu erklären. In den Seuchenjahren, wenn die Reichen aus London aufs Land flohen, sind ihnen die Ärzte gefolgt und ließen die Armen jämmerlich verrecken. Die Wundärzte genauso. Nur die Apotheker sind geblieben, bis auf den letzten Mann.«
»Sie bewundern sie.«
»Ja, das tue ich. Wenn jemand leidet – der Apotheker kommt, ob der Kranke Geld hat oder nicht. Und deshalb ärgert es mich, wenn …«
»Wenn was?«
»Ach, nichts. Da spricht nur das Bier aus mir.« Evans erhob sich abrupt. »Ich gehe jetzt schlafen.«
45
Alle Ärzte sind mehr oder weniger Quacksalber!
… und ihr Gerede nichts als Unsinn und dummes Zeug …
Der erste Herzog von Wellington
Am nächsten Morgen stieg Adam die Treppe aus seiner Wohnung im dritten Stock hinunter, doch als er ins Erdgeschoss kam, blieb er wie angewurzelt stehen. Vor ihm stand John Evans. Verschwunden waren der bierselige Blick und die unauffällige Kleidung. Heute Morgen trug der Mann einen leuchtend blauen Umhang, besetzt mit Dutzenden goldener Quasten. Seine Augen blicken stahlhart und ließen keine Fragen zu.
Was um alles in der Welt hatte das zu bedeuten?
Hinter sich hörte er Stimmen auf der Treppe. Mr Allen kam herunter, in unauffälliges Schwarz gekleidet. Dr. Foster folgte ihm, die Teetasse vom Frühstück noch in der Hand. Foster zögerte, als er seinen jungen Partner unten stehen sah, doch sein Gesicht mit dem Backenbart verlor sein Lächeln nicht.
»Ich verabschiede mich hier von dir, Mortimer.« Foster streckte seine freie Hand aus. »Ich danke dir, dass du gekommen bist, um die Situation einzuschätzen, wie nur du es kannst.«
Mr Allen schüttelte ihm die Hand. »Ich würde mich freuen, wenn du mich auch einmal besuchst. Und ich möchte mich noch einmal entschuldigen, dass ich deinen ersten Brief nicht persönlich beantworten konnte. Ich bin aber zuversichtlich, dass du heute Abend mehr als zufrieden sein wirst.«
Was ging hier vor? , fragte sich Adam misstrauisch.
John Evans hielt Mr Allen die Tür auf, doch als sie draußen waren, sah Graves, dass er vor dem älteren Mann die Straße hinunterging.
»Das wird ein siegreicher Tag für die Medizin, Graves. Ein siegreicher Tag.«
Adam, der am Fenster stand, drehte sich um. »Inwiefern?«
»Gerechtigkeit, mein Junge. Gerechtigkeit für den kleinen Mann und die medizinische Fakultät.«
»Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen, Sir. Hat das Ganze mit Ihren Freunden zu tun?«
»Jawohl, das hat es. Obwohl ich nur einen von ihnen meinen Freund nennen darf. Mortimer und ich kennen uns seit unserer Kindheit. Sein Vater hätte ihn gern nach Oxford geschickt, wie meiner es mit mir tat. Ich nehme an, Mortimer gelüstete es nach Macht – er fühlt sich wohl als großer Fisch in einem kleinen Teich. Man hatte schon früher immer das Gefühl, er wusste die ganze Zeit, dass er als oberste Instanz dieser Käfersammler und Giftmischer enden würde.«
»Was?!«
»Ja. Mortimer ist die oberste Instanz der Apothekergesellschaft.«
Adam spürte, wie sein Magen sich zusammenzog. Sein ganzer Körper war in Alarmbereitschaft.
»Wir haben beide mächtige Freunde im Parlament«, fuhr Foster fort, »und haben einander im Laufe der Jahre schon öfter einen Gefallen getan, wenn ein Brief an einen Freund die eine oder andere Entscheidung, unsere Berufsstände betreffend, beeinflussen konnte. Wir sind beide sehr tolerant, möchte ich meinen. Der andere ist nur der Büttel der Trankmischer, der die Befehle meines Freundes ausführt.«
»Mr Evans wirkte sehr gebildet. Er ist ein Gentleman, würde ich sagen.«
»Ein Gentleman? Ein gedungener Handlanger.« Foster schüttelte sich beinahe.
Adam schluckte. Seine Gedanken rasten. »Warum sind die beiden hier?«
»Oh, sie werden lediglich einen unhaltbaren Zustand beenden, der schon viel zu lange andauert. Also wirklich, wenn man bedenkt – diese Pflichtvergessenheit, dieser Hochmut! Weigert sich doch tatsächlich, die Bestellung eines Arztes auszuführen! Unverzeihlich – wie das neue Gesetz ganz deutlich macht.«
Er lachte leise in seine Teetasse.
»Falls Sie von den Haswells sprechen und dem Medikament,
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