Das Geheimnis der Apothekerin
das Kritisieren nicht Foster überlassen? Offenbar entwickelte sich keiner seiner Partner so, wie er sich das vorgestellt hatte.
Als er wieder in Fosters Praxis war, kam gerade Bill Ackers aus dem Haus. Was machte der Konstabler denn hier? Dann sah er, wie der Mann etwas, das wie ein Bündel Banknoten aussah, faltete und einsteckte.
In der nächsten Woche kam Dr. Foster in Begleitung von zwei Männern in die Praxis.
»Graves, raus mit Ihnen!«
Adam schätzte den Ton, den der Ältere da anschlug, überhaupt nicht. Trotzdem zog er den Mantel an und trat aus seinem Praxisraum in die Eingangshalle.
»Bitte sehr«, wandte Foster sich an seine Gäste. »Das ist Dr. Adam Graves, mein jüngerer Partner, von dem ich Ihnen erzählt habe. Er hat noch nicht viel Erfahrung, hält sich aber ganz wacker. Bis jetzt jedenfalls.«
Es gelang Adam, nicht die Stirn zu runzeln. Er verbeugte sich vor den Neuankömmlingen. Der eine war ungefähr so alt wie Foster. Er trug einen dunklen, zweireihigen Mantel und Pantalons. Seine Weste schmückte eine Krawatte aus Spitzenstoff. Sein Haar war viel zu schwarz, als dass die Farbe echt sein konnte, zumal bei einem Mann seines Alters. Das Monokel und der Spazierstock sollten wahrscheinlich seine Distinguiertheit unterstreichen.
»Darf ich Ihnen Mortimer Allen vorstellen, einen alten Freud von mir?«, begann Foster. Der Mann neigte den Kopf, bekundete ansonsten jedoch keinerlei Interesse an einer Bekanntschaft.
»Und das ist John Evans, sein … Partner.«
Mr Evans war um die vierzig, schätzte Graves, und trug einen praktischen, schlichten Anzug und Hosen. Dem Anschein nach war er in allerbester körperlicher Verfassung, allerdings eher drahtig als muskulös. Sein hellbraunes Haar begann, sich an der Stirn bereits zu lichten.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte Evans höflich. Dieser Mann schätzte ihn mit völlig nüchternem Blick ein und Graves fühlte sich ihm sofort unterlegen.
»Was führt die Gentlemen nach Bedsley Priors?«, fragte Graves gemessen.
Mortimer Allens volle Lippen öffneten sich, doch dann wandte er sich an Foster und überließ diesem die Antwort.
Dr. Foster sagte: »Nur ein Besuch. Sie sind auf dem Weg nach Bath, wo sie eine Kur machen möchten. Ich bezweifle zwar den medizinischen Nutzen einer solchen Kur, Mortimer, aber ich lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen.«
»Es wäre eine seltene Freude, wenn mir das gelänge.«
»Kommt doch mit hinauf auf ein Glas Port und eine Zigarre. Ich habe auch noch ein gutes Stück Käse und einen schönen Hering.«
»Geh voraus«, sagte Mortimer.
»Ich danke«, sagte John Evans. »Ich überlasse die Gentlemen sich selbst.«
Der Mann hatte einen leichten Akzent, den Graves nach so kurzer Zeit noch nicht einordnen konnte.
»Sind Sie sicher, Evans?«, fragte Mortimer Allen.
»Ja. Ich komme schon zurecht. Ich nehme an, dass sich ein Pub in der Nähe befindet.«
»Kommen Sie nicht so spät zurück. Wir wollen morgen früh aufbrechen.«
»Ich werde daran denken.«
Die beiden älteren Männer gingen zusammen die Treppe hinauf in Dr. Fosters Privatwohnung.
Evans sah Graves an. »Wenn Sie mir freundlicherweise zeigen würden, in welche Richtung ich mich wenden muss. Dann werde ich Sie nicht mehr belästigen.«
»Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen Gesellschaft leiste?«, fragte Graves. Er war neugierig geworden.
»Wie Sie möchten.«
Während die beiden den kurzen Weg zum Hare and Hounds gingen, kam Graves auch darauf, welchen Akzent der Mann hatte. Die langen Vokale, die abgehackten Silben, die rollenden Rs. »Sie sind aus Wales?«, fragte er.
Evans lächelte.
»Gottes Land, ja.«
Sie betraten das kleine, spärlich beleuchtete Pub und setzten sich an die auf Hochglanz polierte hölzerne Theke. Zwei alte Männer – in einem von ihnen erkannte Adam Mr Owens – zogen ihre Stühle näher zum Feuer; zu ihren Füßen lagen ihre Hunde. Er war erleichtert, dass die Köter ihn ignorierten.
Nachdem Freddy McNeal vor jeden ein Glas Bier hingestellt hatte, fragte Graves Mr Evans: »Und Sie leben also in London?«
»Ich musste ja schließlich Arbeit finden.«
»Und was arbeiten Sie, wenn ich fragen darf?«
Der Mann schwieg einen Moment und überlegte; dabei spielte ein seltsames Lächeln um seine Lippen. »Mein Kunde ist eine Zunft in London, aber mein Arbeitgeber ist Mr Allen.«
Bevor Graves ihn bitten konnte, das näher zu erklären, fragte Evans: »Und Sie? Wer sind Ihre Kunden?«
»Ich würde sagen, meine
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