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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Christina von mir.«
    »Das mache ich.«
    Auf der Heimfahrt drückte Tante Elliott Lillys Hand. »Gut gemacht, meine Liebe.«
    »Was um alles in der Welt meinst du?«
    »Roger Bromley hat öfter mit dir getanzt als mit allen anderen anwesenden Damen.«
    Aber vielleicht nicht ganz freiwillig , dachte Lilly. »Ja, er war sehr freundlich.«
    »Mehr als freundlich, meine Liebe«, sagte Tante Elliott. »Er ist ganz offensichtlich sehr angetan von dir. Und da er nicht unvermögend ist, muss er nicht unbedingt eine Frau aus höchsten Kreisen finden. Ich weiß, dass wir letzte Saison kein Glück hatten, meine Liebe, aber vielleicht gelingt es uns dieses Mal.«
    Lilly lächelte nur schwach. Bis heute Abend hatte sie genauso gedacht – bis sie gesehen hatte, wie er Miss Whittier anschaute. War das ihrer Tante denn nicht aufgefallen? Hatte sie nur gesehen, was sie sehen wollte?
    Ruth Elliott fuhr fort: »Ich war ein ganz klein wenig besorgt, als ich dich zum Schluss mit diesem blonden Gentleman tanzen sah.«
    »Ach ja? Warum?«
    »Du meinst den Burschen mit dem Oberlippenbart?«, unterbrach Onkel Elliott.
    »Irgendjemand sollte ihm mal sagen, dass das nicht mehr modern ist, ganz gleich, was manche Offiziere zu glauben scheinen.«
    Ihre Tante fuhr unbeirrt fort: »Kennst du ihn denn?«
    »Nein. Christinas Bruder hat uns einander vorgestellt. Ein Mr Graves, glaube ich. Die beiden waren zusammen in Oxford.«
    »Ach der – Graves«, sagte ihr Onkel. »Mr Price-Winters sagte mir, dass ihm das Lizenziat am Royal College verliehen wird.«
    Als sie ihren Onkel verständnislos anstarrte, fuhr dieser fort: »Die medizinische Fakultät , meine Liebe.«
    Lilly war völlig verblüfft. »Das wusste ich nicht.«
    »Du meine Güte, ich hoffe, ihr beide habt nicht den ganzen Abend irgendwelche Krankheiten erörtert«, sagte ihre Tante schaudernd.
    »Wir haben gar nichts erörtert«, sagte Lilly. »Wir haben kaum gesprochen.«
    »Gut.« Tante Elliott ließ sich entspannt zurücksinken. »Dann ist ja noch kein Unheil angerichtet.«

7

    Die Apotheker unserer Zeit
dünken sich überaus gescheit.
Tränk' und Arzneien ordnen sie an,
grad so, wie nur ein Arzt es kann.
Kühn führen sie Unverstand'nes aus
und schicken gleich die Rechnung dir ins Haus.
    Alexander Pope
    Am nächsten Abend veranstalteten die Willoughbys in ihrem imposanten Stadthaus am Grosvernor Square ein Hauskonzert. Die Künstlerin war eine junge Sopranistin, die Lilly und die Elliotts bereits in der vorigen Saison gehört hatten. Lilly liebte die schrillen Koloraturen der jungen Dame überhaupt nicht, doch sie enthielt sich jedes Kommentars. Sie wusste, dass ihre Tante eine Einladung der Willoughbys nicht einmal im Traum abgesagt hätte.
    Also begleitete Lilly – an diesem Abend trug sie ein elegantes Kleid aus perlmuttfarbenem, schimmerndem Satin und dazu Perlen im hochgesteckten Haar – ihre Tante und ihren Onkel in die prachtvollen Räume. Mehrere Bedienstete waren damit beschäftigt, den Gästen die Mäntel abzunehmen. Als Lilly ihren Kapuzenmantel abgegeben hatte und sich umwandte, merkte sie, dass sie von den Elliotts getrennt worden war. Doch sie beunruhigte sich nicht darüber, wusste sie doch genau, wo sie ihre Verwandten treffen würde: am Schauplatz der musikalischen Darbietungen.
    Langsam ließ sie sich mit den anderen Gästen treiben und schritt durch die Flügeltür in den großen Salon, wo sich sogleich Gruppen und Grüppchen bildeten, etwa wenn Gentlemen sich gegenseitig begrüßten oder Damen nach den Plätzen suchten, von denen aus sie am besten die Roben der anderen begutachten und nach potenziellen Verehrern für ihre Töchter Ausschau halten konnten. Lilly trat erst einmal zur Seite, aus dem Strom heraus, um sich nach ihrer Tante und ihrem Onkel umzusehen. Aus dem Augenwinkel sah sie einen Gentleman mit gekreuzten Armen an der Wand lehnen. Sie blickte hinüber und sah betroffen, dass es Mr Graves war. Er schaute sie ebenfalls an. Sein blondes Haar leuchtete so hell, dass er nicht zu übersehen war.
    Da sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, gönnte sie ihm ein knappes Nicken und suchte dann weiter nach ihren Verwandten. Wo waren sie nur geblieben? Einen Augenblick später spürte sie, dass sein Blick nach wie vor auf ihr ruhte. Auf keinen Fall durfte er glauben, dass sie hier herumstand in der Hoffnung, er würde sie bemerken und ansprechen.
    Sie warf ihm einen kühlen Blick über die Schulter zu. »Ich suche meine Tante und meinen Onkel. Wir sind

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