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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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zusammen gekommen, aber ich habe sie anscheinend verloren.«
    Er nickte steif, sagte aber nichts.
    »Warum starren Sie mich so an?«, fragte Lilly scharf. »Falls Sie versuchen, sich an mich zu erinnern – ich bin die Dame, mit der Sie gestern Abend getanzt haben.«
    »Das habe ich nicht vergessen. Ich würde das, was ich tat, allerdings nicht als tanzen bezeichnen.«
    Sie wandte ihm den Blick voll zu. »Aber Sie haben getanzt, auch wenn man Sie dazu gezwungen hat.«
    Die blauen Augen blinzelten. Er öffnete den Mund und kniff die Augen abermals zusammen.
    Sie verschränkte ihrerseits die Arme, drehte sich weg und wollte sich wieder auf die Suche machen. Doch sie ärgerte sich maßlos und konnte sich nicht konzentrieren, solange sie seinen kalten Blick im Rücken spürte.
    Einen Augenblick später überraschte er sie damit, dass er ihr in den Weg trat und leise sagte: »Ich habe doch nur gemeint, dass ich mir sehr wohl bewusst bin, dass man meine armseligen Versuche kaum als tanzen bezeichnen kann.«
    »Ich hatte nicht den Eindruck, dass Ihnen die Schritte unbekannt waren«, versetzte sie kühl.
    Er senkte den Kopf. »Das stimmt. Mangelnde Übung kann ich nicht ins Feld führen.«
    »Aber es hat Ihnen eindeutig missfallen.«
    »Nein. Ich bin …« Er räusperte sich. »Miss Haswell, bitte vergeben Sie mir mein Betragen von gestern Abend. Einen Mann, den man zwingen müsste, mit Ihnen zu tanzen, gibt es nicht.«
    Aus der Fassung gebracht, spürte sie, wie ihre Lippen sich teilten, aber jetzt schienen ihr die Worte zu fehlen. Und als sie schließlich wieder sprechen konnte, war er bereits in der Menge verschwunden.
    Lilly hätte beinahe aufgestöhnt, als Miss Augusta Fredrickson an den höchsten Trillern angelangt war. Sie konnte allerdings nicht verhindern, dass eine ihrer Brauen mit jedem kreischenden Halbton, mit dem die Sopranstimme sich in einer schrillen Oktave nach oben schraubte, ein Stückchen höher rutschte. Als sie den Schrei vernahm, glaubte sie zunächst, er käme ebenfalls von der Sängerin. Erst nach ein paar Sekunden merkte sie, dass er von hinten und von einer weit angenehmeren Stimme gekommen war. Sie sah sich um, während die Sopranistin weitersang. Offenbar hatten viele noch gar nicht bemerkt, dass der Schrei nicht Teil der musikalischen Darbietung war.
    Lilly drängte sich zwischen den Stühlen hindurch und eilte in den hinteren Teil des Saales. Wieder schrie eine Frau, doch diesmal vernahm sie zusätzlich die Worte: »Hilfe! Einen Arzt, schnell!«
    Es war Mrs Price-Winters. Sie kniete neben ihrem Mann, der bäuchlings auf dem Boden lag und nach Luft rang.
    Endlich verstummte die Sängerin.
    Die Gastgeberin, Mrs Willoughby, erhob sich. »Ist ein Arzt anwesend?«
    Lilly, neben Mr und Mrs Price-Winters kniend, suchte den Raum gehetzt mit den Augen ab, konnte jedoch Mr Graves nirgends entdecken.
    Ein livrierter Diener lief hinaus, um einen Arzt rufen zu lassen. Ein zweiter stand nervös an der Flügeltür des Salons.
    »Sie da«, rief Lilly ihm zu, »bitte bringen Sie mir die Hausapotheke.«
    Der Diener glotzte sie an.
    »Die Herrin hat doch eine?«
    Er nickte.
    »Dann beeilen Sie sich!«
    Der junge Mann rannte los und Lilly beugte sich über Mr Price-Winters, um ihn zu untersuchen.
    In weniger als einer Minute war der Diener zurück und stellte ein Mahagonikästchen neben den auf dem Boden liegenden Mann. Lilly, die neben ihm kniete, öffnete den Deckel. Ordentlich aufgereihte Fläschchen, säuberlich etikettiert, enthielten Türkischen Rhabarber , Fieberpulver , Ipecacuanha und Laudanum . Lilly erkannte in dem Kästchen das Vorgängermodell desjenigen, das sie zu Hause in ihrer Apotheke verkauften. Sie zog die untere Schublade heraus – ein Skalpell, Zugpflaster, Messlöffel und – da! Die Schlundsonde, ein längliches, flexibles Instrument, mit dessen Hilfe man im Schlund stecken gebliebene Gegenstände entfernen konnte.
    Der erste Diener kam wieder hereingerannt. »Der Arzt ist auf dem Weg.«
    »Wann ist er da?«, fragte Lilly.
    »In ein paar Minuten, denke ich.«
    Mr Price-Winters Gesicht verfärbte sich inzwischen bereits blau.
    »Er hat keine paar Minuten mehr! Helfen Sie mir, ihn auf die Seite zu rollen!« Der Diener gehorchte. Mrs Price-Winters war zu hysterisch, um sich nützlich zu machen, und die anderen Gäste wirkten wie erstarrt. Sie war ganz auf sich allein gestellt. Sie wusste, was zu tun war, sie hatte es mehr als einmal für Mary getan. Sie führte die Schlundsonde ein und

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