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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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herrlich treffend, aber Lilly wollte die Gefühle des Mannes nicht verletzen und auch nicht seinem Ruf schaden.
    »Was macht der denn hier?«, fragte William.
    Christina hob die Schultern. »Er hat sich die Einladung erbettelt. Mutter konnte nicht Nein sagen.«
    Mr Oscar Alban war gebildet, von freundlicher Wesensart und ausnehmend geduldig. Aber er war auch klein und kahlköpfig, trug eine Brille mit dicken Gläsern und schlecht sitzende Kleidung. Kein Wunder, dass Eltern ihm ohne Zögern ihre Töchter anvertrauten.
    Mr Alban verbeugte sich vor Christinas Eltern, die mit Lillys Tante und zwei älteren Paaren plauderten.
    »Mr und Mrs Price-Winters. Vielen Dank für Ihre g-g-großzügige Einladung. Ich kann mich n-n-n-nicht erinnern, dass ich mich je so g-g-g-gut unterhalten habe.«
    Mrs Price-Winters Antwort fiel eher reserviert aus. »Ich freue mich, dass Sie hier sind, Mr Alban.«
    Der Lehrer wandte sich an die Gesprächspartner seiner Gastgeber. »Ich hatte das Privileg, vor einigen Jahren Miss Price-Winters z-z-zu unterrichten. Und j-j-jetzt Miss Haswell. Es ist mir eine Ehre, zwei so vornehme und begabte Damen als Schülerinnen zu haben.«
    »Vielen Dank, Mr Alban.«
    »Miss Haswells F-f-fortschritte in den romanischen Sprachen übertreffen alle Erwartungen, wenngleich Miss Price-Winters die b-b-bessere Aussprache für sich b-b-b-beanspruchen kann.«
    »Da ist Christina«, unterbrach ihn Mrs Price-Winters. »Unser kleines Vögelchen.«
    »Aber Miss Haswell hat sich das französische und italienische Vokabular schneller a-a-a-angeeignet als jede andere Schülerin, die zu unterrichten ich das Vergnügen hatte.«
    William lehnte sich zu Lilly hinüber und sagte leise: »Blaustrumpf!«
    »Ich n-n-n-nehme an, ihr Hintergrund und ihre Vertrautheit mit der lateinischen Sprache …«
    Tante Elliott unterbrach ihn rücksichtslos. »Mr Alban, warum tanzen Sie nicht mit meiner Nichte? Ich bin sicher, sie würde auch auf diesem Gebiet von Ihrer Unterweisung profitieren.«
    »Äh … nun gut … ich behaupte ja nicht von mir, ein Tanzlehrer zu sein. Aber ich s-s-s-schätze mich selbstverständlich glücklich, mit Miss Haswell zu tanzen.« Er wandte sich zu ihr um. »Darf ich bitten?«
    Lilly rang sich ein Lächeln ab. »Gern.«
    Als er sie auf den Tanzboden geleitete, fragte er leise: »Womit habe ich sie b-b-b-beleidigt?«
    »Bitte verzeihen Sie meiner Tante, Mr Alban. Sie möchte, dass so wenig wie möglich von meinem gesellschaftlichen Hintergrund an die Öffentlichkeit dringt. Nicht jedermann betrachtet Kenntnisse in der lateinischen Sprache und in der Herstellung von Abführmitteln als einen Vorzug bei einer vollendeten jungen Dame.«
    »Ich v-v-v-verstehe.«
    »Ich hätte Ihnen nicht davon erzählen sollen. Es war nur … Sie haben sich so bemüht, meine Fortschritte zu begründen, und ich wollte nicht, dass Sie dächten …«
    »Dass ich ein besserer Lehrer bin, als ich in Wirklichkeit bin?«, fragte er ironisch.
    »Nein! Ich wollte nicht …«
    »Schon gut, Miss Haswell, ich v-v-v-verstehe. Ich ärgere mich nicht – von jetzt an werde ich das Verdienst für Ihre erstaunlichen Fortschritte für mich beanspruchen.«
    Als der Tanz zu Ende war, entschuldigte Lilly sich bei Mr Alban und ging zu Christina und ihrem Bruder.
    »Und wo steckt Mr Bromley heute Abend?«, fragte Christina.
    »Ich habe ihn noch nicht gesehen«, antwortete Lilly. Sie hatte immer noch Hoffnung, was diesen Verehrer betraf. Roger Bromley schien es nichts auszumachen, dass sie keine Titel und kein nennenswertes Einkommen besaß. Andererseits wussten höchstwahrscheinlich weder er noch seine Eltern, dass ihr Vater Geschäftsmann war, und ganz sicher hatten sie auch nichts von der Schande ihrer Mutter gehört. Lilly fragte sich, wie lange sein Interesse wohl anhalten würde, wenn ihm diese Dinge erst bekannt waren.
    »Da ist der Angeber ja«, sagte William. »Da hinten, an der Tür.«
    Lilly folgte seinem Blick und sah Mr Bromley, elegant gekleidet in schwarzem Frack und weißer Weste. Er stand neben einer schlanken Blondine in blauem Satin mit einem Überwurf aus weißer Spitze. »Mit wem spricht er da?«
    »Susan Whittier …« Wills Atem hatte sich beschleunigt; er sah die Frau unverwandt an.
    Lilly sah ebenfalls hinüber und verspürte einen Anflug von Furcht. »Ich habe sie noch nie gesehen.«
    »Sie war fast die ganze letzte Saison nicht hier«, erklärte Christina. »Eine Italienreise, glaube ich.«
    »Sie ist sehr schön«, gab Lilly zu und

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