Das Geheimnis der Apothekerin
Bedsley Priors. In das Kaffeehaus. Und wurde dort aufs Freundlichste von der lieblichen jungen Miss Mimpurse bedient, Ihrer ältesten Freundin, wie ich erfahren habe.«
»Ja, das ist sie. Wir sind zusammen aufgewachsen.«
Er nickte. »Und dann, später, nach einem guten Essen, als ich wieder auf dem schmalen Kanalboot stand und wir unter der Brücke hindurchfuhren, sah ich den lieblichsten Anreiz von allen. Sie stand hier und sah traurig und ein wenig verloren aus, ganz so wie Sie jetzt.«
Sie fühlte, wie sich ihre Lippen vor Überraschung teilten, doch bevor sie ihm antworten konnte, fuhr er fort.
»Und in diesem Augenblick beschloss ich, sobald wie möglich in dieses malerische Dorf zurückzukehren und hier eines Tages vielleicht sogar eine Apotheke zu eröffnen. Doch zunächst verbrachte ich die erforderliche Zeit bei der Apothekergesellschaft und dann studierte ich am St. Tom's Armenhospital, einer anderen privaten Einrichtung, um meine chirurgischen Kenntnisse aufzufrischen. Ich verkaufte einen Großteil meiner Exotensammlung, um mich irgendwo niederlassen zu können. In der Zwischenzeit beobachtete ich so oft wie möglich die einlaufenden Schiffe. Manchmal zählte ich insgesamt fünf- oder sogar sechshundert große Frachtschiffe, die darauf warteten, ihre Ladung zu löschen. Obst aus Kent und Spanien, Kohle aus Newcastle, riesige Grönlandwale … Stellen Sie sich vor, einmal sah ich sogar einen Schwarm Glattschweinswale mit der Strömung bis zur London Bridge schwimmen!«
Sie schüttelte verwundert den Kopf. »Und nach all dem sind Sie aus London weggegangen, um sich hier niederzulassen. Das überrascht mich immer noch.«
»Wirklich? Sie haben doch auch in London gelebt und die Annehmlichkeiten der Stadt kennengelernt und sind trotzdem zurückgekehrt.«
Bin ich das wirklich?, überlegte Lilly. »Ich hatte eigentlich nur vor, einen kurzen Besuch zu machen. Aber, nun ja …«
»Ihr Vater braucht Sie.«
»Ja.«
»Und deshalb werden Sie bleiben?«
Sie hielt die Luft an, kniff die Augen zusammen und atmete dann langsam aus.
»Ja.«
»Fein, ich freue mich natürlich darüber. Ich selbst bin noch nie so lange an einem Ort geblieben. Sogar in London bin ich ständig umgezogen.« Er sah sie eindringlich an. »Trotzdem frage ich mich … werden Sie sich immer wünschen, immer daran denken, was Sie woanders möglicherweise verpassen?«
»Und Sie?«
Er lächelte leicht und schaute wieder auf den Kanal hinaus. »Es ist noch ein bisschen früh, um das jetzt schon zu sagen.«
»Ich warne Sie«, sagte Lilly. »Wenn ich bleibe, wird die Haswell-Apotheke Ihnen das Leben schwer machen.«
Er grinste sie an. »Ich zweifle nicht daran, dass Sie ein würdiger Gegner sein werden, aber ich verwende diese Bezeichnung nicht gern für Sie, Miss Haswell. Es wird ein freundschaftlicher Wettstreit sein, hoffe ich. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass es genügend Patienten für uns beide gibt, zumal Honeystreets Arbeiter und der Kanalverkehr und Alton so nah liegen.«
»Sie sind überraschend fair und großzügig, Sir.«
Er zuckte die Achseln. »Ich habe keine Sehnsucht nach Reichtümern. Nach Abenteuern, ja, danach, weit zu reisen und leidenschaftlich zu lieben – das ist mir mehr wert als materielle Güter. Obwohl man natürlich genügend Geld braucht, um Ersteres zu finanzieren.«
Sie lachte leise. »Diese Erfahrung mache ich gerade.«
»Und Sie, Miss Haswell, was ist Ihr Herzenswunsch?«
Sie blickte nachdenklich auf das trübe Wasser hinaus. Früher hatte sie sich gewünscht, das Leben und die Liebe außerhalb von Bedsley Priors kennenzulernen. Und ihre Mutter zu finden. In London hatten sich diese Wünsche zum Teil erfüllt. Was aber wollte sie jetzt? Statt zu versuchen, ihre ungeordneten Gedanken auszusprechen, wiederholte sie seine Worte: »Es ist noch ein bisschen früh, um das jetzt schon zu sagen.«
Meine liebe Tante und lieber Onkel Elliott,
es tut mir unendlich leid, dass ich euch enttäuschen muss, aber ich werde für die nächste Zeit hier in Bedsley Priors bleiben. Mein Vater ist sehr krank und die Apotheke dadurch völlig vernachlässigt. Ich weiß, dass es meine Pflicht ist hierzubleiben, Vater zu helfen und für Charlie zu sorgen, auch wenn es keiner ausdrücklich von mir verlangt hat und ein großer Teil meines Herzens bei euch in London geblieben ist. Es tut mir weh, von euch getrennt zu sein und all das Schöne und die Reisen zu verpassen, die wir geplant hatten, aber ich hoffe sehr, dass ihr
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