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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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unbedingt nötig war.
    In der Zwischenzeit schrieb sie einen weiteren Brief:
    Liebe Miss Lippert,
ich bin in die Apotheke meines Vaters in Bedsley Priors zurückgekehrt. Wie Sie haben auch wir inzwischen Konkurrenz bekommen. Ich versuche, meinem Vater dabei zu helfen, sich gegen einen jungen Wundarzt und Apotheker zu behaupten. Ich denke oft an unser Gespräch über den Geschäftssinn Ihres Bruders und vor allem an Ihre Fähigkeiten, ein Ladenfenster zu gestalten und die Dinge bereitzuhalten, die die Damenwelt braucht oder wünscht. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich manchmal Ihren Rat – und auch den Ihres Vaters und Ihres Bruders – einhole?
    Polly Lippert schrieb umgehend zurück und schickte ihr eine Liste mit den meistverlangten Toilettenartikeln und Parfums, die sie in ihrem Laden führten. Auch Pollys Vater hatte ein paar Zeilen in seiner zittrigen Handschrift hinzugefügt und geschrieben, dass er ihr liebend gern mit Rat und Tat zur Verfügung stehe und dass sein Sohn George ihr noch persönlich schreiben wolle. Einige Tage später traf dann auch bereits ein Brief von George Lippert ein.
    Auf seinen Rat hin bestellte sie einige neue exotische Patentmedikamente, darunter sogar eine »Elektrizitätsapparatur«, die hochwirksam bei der Behandlung von Epilepsie, Gicht und anderen Nervenkrankheiten sein sollte. Mit Hilfe von Pollys Liste bestellte sie französische Parfums und Kosmetik und einige andere hübsche Dinge, die die Damen gern kauften. Sie warf das Gefäß mit dem ranzigen Bärenfett weg und stellte stattdessen duftendes Makassaröl aus Indien hin, das »unvergleichlichen Glanz und Duft« verhieß und versprach, »das Haar unwiderstehlich attraktiv« zu machen.
    Sie dekorierte das Ladenfenster neu und fügte ein paar feminine Akzente hinzu: eine Vase mit Blumen und einen Stoffläufer, auf dem sie die ausgestellte Ware gefällig arrangierte. Sie stellte Schalen mit getrockneten Blütenblättern und Zimt auf, damit es im Laden gut roch. Sie bot kostenlose Proben von Gesichtslotionen oder Lutschbonbons für frischen Atem an. Sie betete, während sie die Buchführung in Ordnung brachte, und dann betete sie noch ein bisschen mehr.

    Francis Baylor stieß die Hintertür der Apotheke auf, wie er es, ohne nachzudenken, all die Jahre gemacht hatte, die er hier gelebt hatte. Er hätte auch durch die Vordertür gehen können, aber nun war er schon so gut wie im Haus. Er wollte fragen, wie es Mr Haswell ging. Vor allem aber wollte er Lilly sehen.
    Als er hineinging, sah er sie vor den Regalen der Labor-Küche stehen. Sie warf ihm einen gehetzten Blick über die Schulter zu. »O, Francis, hast du mich erschreckt!«
    »Verzeihung, ich hätte anklopfen sollen!«
    »Ist schon gut …« Ganz offensichtlich abgelenkt, wühlte sie in Schubladen, Kisten und Dosen.
    »Was suchst du denn?«, fragte er.
    Sie zögerte und seufzte dann. Er hörte, wie sie flüsterte: »Ich war so sicher, dass Vater noch ganz viel Kalziumphosphat hat. Ich habe schon die Schubladen und alle Gefäße im Laden durchsucht. Hast du eine Ahnung, ob er es irgendwo anders aufbewahrt?«
    »Nein. Es war immer in dem Krug auf dem Regal vorn im Laden.«
    Lilly schlug die Hände vors Gesicht.
    »Lilly …« Allmählich machte er sich Sorgen.
    »Eine neu zugezogene Familie in Honeystreet hat ein Fieber. Alle sechs Kinder. Die Mutter ist vorn im Laden. Weil ich kein Fieberpulver mehr habe, sagte ich zu ihr, ich würde schnell nach hinten gehen und neues zubereiten. Jetzt muss ich sie zu Shuttleworth schicken. Kannst du ihr helfen? Eine Mrs Todd Hurst. In den neuen Häusern an der Chimney Lane.«
    »Die kenne ich.«
    Lilly schüttelte den Kopf. »Es wäre so schön gewesen. Ihr Mann ist ein gut bezahlter Werftarbeiter. Sechs Kinder … Aber ich kann sie nicht länger warten lassen. Ich muss einsehen, dass ich nichts mehr machen kann, und sie zu euch schicken.«
    Francis hatte Lilly seit den ersten Tagen nach ihrer Rückkehr nicht mehr so entmutigt gesehen und der Anblick gefiel ihm überhaupt nicht. Er hob die Hand. »Sag nichts. Leg das kalzinierte Antimon und die Ärmelschoner bereit.«
    »Aber wir haben kein …«
    Doch Francis war schon weg.
    Lilly ging händeringend auf und ab. Sie versuchte zu beten, aber alles, was sie zustande brachte, war, sich Sorgen zu machen und sich schuldig zu fühlen. Dass die Kinder schnell behandelt wurden, war sehr viel wichtiger als die Frage, wo die Arznei herkam. Sie hätte Mrs Hurst sofort zu Mr Shuttleworth schicken

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