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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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heilfroh, dass du mir beim Ankleiden und Frisieren geholfen hattest …«
    »Ich meinte, wie lief es wegen Charlie?«
    »Oh.« Lilly kam sich etwas töricht vor, fuhr aber fort. »Gut. Perfekt. Er war sehr großherzig.«
    »Großherzig«, wiederholte Mary skeptisch.
    »Er sagte, Charlie wäre ihnen jederzeit wieder willkommen.«
    »Das hat Roderick Marlow gesagt?«
    »Ja. Er war sehr entgegenkommend.«
    Marys Augen verengten sich. »Tatsächlich.«
    Lilly gab Zucker in ihren Kaffee und wartete, bis Jane mit Schuhwichse und Bürste durch die Tür verschwunden war, ehe sie fortfuhr: »Und ein früherer Verehrer von mir war auch da – du erinnerst dich doch noch an Mr Bromley? Ich habe dir von ihm erzählt.«
    Mary stützte ihre Ellbogen auf den Arbeitstisch, betrachtete sie prüfend und schüttelte langsam den Kopf. »Ich glaube nicht, dass Mr Bromley für die zarte Röte auf deinen Wangen verantwortlich ist, meine Liebe.«
    »Mary, nicht doch. Ich weiß, was du denkst, aber …«
    »Du weißt, was ich denke? Und weißt du auch, worüber ich mir Sorgen mache?«
    »Das brauchst du nicht. Roderick Marlow ist ein sehr gut aussehender Mann, das bestreite ich ja gar nicht. Und aus irgendeinem Grund war er gestern Abend sehr charmant zu mir. Aber ich weiß, wozu er fähig ist. Und ich bin nicht so dumm zu glauben, dass er einer Apothekerstochter gegenüber ernsthafte Absichten hat. Was das betrifft, so habe ich in London genügend Erfahrungen gemacht. Die Männer flirten und tanzen gerne mit mir, aber heiraten würden sie nur eine Dame aus ihrer Schicht.«
    »O, du wirst eines Tages heiraten«, sagte Mary wehmütig. »Ein schönes, gesundes Mädchen wie du.«
    Lilly sah ihre Freundin an. Sie spürte, wie traurig sie war. »Das Gleiche könnte ich von dir sagen, Mary. Mr Shuttleworth kann kaum die Augen von dir lassen.«
    Das tat Mary mit einem Schulterzucken ab. »Das liegt nur daran, dass er es nicht weiß.«
    Da Lily sah, wie unglücklich Mary war, und nicht wusste, wie sie sie trösten sollte, wechselte sie das Thema und erzählte, was sie in London über Rosa Wells erfahren hatte. Zum Schluss sagte sie: »Wir beide haben genügend unglückliche Ehen miterlebt. Ich habe es nicht eilig, selbst in eine solche Ehe zu schlittern, ganz gleich, welche Intrigen meine Tante anzettelt.« Sie stand auf und spülte ihre Kaffeetasse im Spülbecken ab. »Im Übrigen wird Mr Marlow sicherlich die rothaarige Schönheit heiraten.«
    »Das wird Charlie das Herz brechen«, sagte Mary scherzend.
    »Wahrscheinlich.« Lilly schwieg. Dann sagte sie: »Cassandra Powell ist ein bisschen älter, als sie aussieht, glaube ich. Und man sagte mir, dass sie unter einer geplatzten Verlobung leidet, die Ärmste.«
    »Die Ärmste, ja. Ich kann gar nicht sagen, wie leid mir dieses Bild der Vollkommenheit tut, das dem begehrtesten Junggesellen in der ganzen Grafschaft den Kopf verdreht hat. Ja, ich glaube wirklich, ich muss das arme Ding in meine Gebete einschließen.«
    Lilly verbiss sich ein Lächeln. »Mary Helen Mimpurse! Das ist das erste Mal, dass ich dich etwas beinahe Unfreundliches über irgendjemand habe sagen hören.«
    Mary grinste und sagte trocken: »Bleib dran, meine Liebe, bleib dran!«

22

    England ist ein Volk von Krämern.
    Napoleon Bonaparte
    Zu Lillys Überraschung schien Charlie seine Sachen eher ungern wieder in die kleine Kammer neben Lillys Zimmer einzuräumen. Er fing an, wie früher sauber zu machen und sich um den Kräutergarten zu kümmern. Sie hätte gern auch Mrs Fowler wieder eingestellt und wollte es auch tun, sobald sie es sich leisten konnte.
    Lilly saß über den Büchern und unbezahlten Rechnungen, als Francis am Nachmittag vorbeikam. Er schwang sich auf die hohe Theke, baumelte mit den Beinen und erinnerte sie stark an den Francis von früher. Nichts als Arme und Beine und nur Cricket im Kopf, statt zu lernen. Doch jetzt waren die Arme und Beine unter dem weißen Hemd und den Kniehosen muskulös und wirkten sehr männlich. Er hatte sich wirklich verändert während ihrer Abwesenheit, Lilly fragte sich allerdings, ob diese Veränderung nicht vielleicht nur äußerlich war.
    »Wie geht es eigentlich deiner Mutter, Francis?«, fragte sie.
    »Sehr gut.«
    »Und deiner Schwester?«
    »Sie hat sich schließlich doch noch mit Thomas Billings verlobt. Dieser Vikar, nach dem sie sich verzehrt hat, hat eine andere geheiratet.«
    »War sie sehr niedergeschlagen?«
    Er zuckte die Achseln. »Um Weihnachten rum war nichts mit ihr

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