Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
Vom Netzwerk:
wollen sie nur die alte Bekanntschaft erneuern.«
    Er blickte zu ihr auf, seine blauen Augen glänzten im Licht der Spätnachmittagssonne, die durch das Fenster fiel. »Ich bewundere deine Zuversicht, Liebes. Aber ich möchte dich warnen. Denk an meine Worte, Lilly. Wir werden diesen Besuch noch jahrelang verfluchen.«

2

    Als (Janes Bruder) Edward sechzehn war, adoptierten die Knights ihn und setzten ihn als Erben ein. Es war ungewöhnlich, dass wohlhabende Verwandte ein Kind aus einem ärmeren Zweig der Familie zu sich nahmen.
    Jane Austen Gesellschaft Nordamerikas
    Lilly beobachtete von einem Fenster aus dem oberen Stockwerk, wie eine Postkutsche, gezogen von zwei prächtig harmonierenden Kastanienbraunen, vor der Apotheke hielt. Als der Postillon vom Sitz kletterte und den Schlag öffnete, stieg ein großer, stattlicher Mann mit Hut und Paletot aus. Er wandte sich um und half einer eleganten Frau in pelzbesetztem Mantel und hochmodischem Hut beim Aussteigen. Lilly lief eilends die Treppe hinunter und spähte durchs Fenster der Labor-Küche, während ihr Vater die Tür öffnete.
    »Elliott, Ruth«, sagte er. »Willkommen.«
    Der Mann sah ihren Vater abschätzend an. »Haswell. Du siehst gut aus, muss ich sagen.«
    »Ein Vorteil meines Berufs, nehme ich an. Kommt doch herein.« Er nahm ihnen die Mäntel ab und ließ sie eintreten.
    Ruth Elliott sah zögernd um sich. »Hier wohnst du? In deiner Apotheke?«
    »Ja, warum nicht – dahinter und darüber.«
    »Ist das üblich in deinem Gewerbe?«, fragte sie.
    »Ja. Ich glaube, es ist bei den meisten Berufen üblich. Aber bitte, kommt doch mit ins Wohnzimmer.«
    Lilly reagierte auf ihr Stichwort und beeilte sich, vor den anderen die Treppe hinaufzulaufen. Sie rückte das Miniaturbild ihrer Mutter auf dem Tisch gerade und stand nervös hinter dem Sofa, als ihr Vater die Gäste hereinführte.
    »So, da wären wir. Nehmt Platz – wo ihr möchtet. Ach, da bist du ja, meine Liebe. Darf ich euch meine Tochter Lilly vorstellen? Lilly, das sind deine Tante und dein Onkel Elliott.«
    Lilly knickste. »Herzlich willkommen. Ich freue mich, euch kennenzulernen.«
    »Lilly?«, wiederholte Ruth Elliott skeptisch und setzte sich in einen Armlehnstuhl.
    »Ja«, antwortete Lilly, »das ist die Abkürzung für Lillian.«
    »Ach ja, nach Mutter«, meinte Jonathan Elliott und setzte sich ebenfalls. »Das war deine Großmutter.«
    Lilly lächelte. Das hatte sie nicht gewusst. »Hier nennen mich alle Lilly.«
    »Lillian, eine junge Dame sollte ihren Taufnamen benutzen«, sagte ihre Tante. »Du bist allmählich zu alt für Verniedlichungen, meinst du nicht auch?«
    Lilly spürte, wie ihr Lächeln gefror. »Ihr müsst müde und hungrig von der Reise sein. Möchtet ihr Tee?« Sie deutete auf das Teeservice und ein Tablett mit Kuchen, süßen Brötchen und Keksen.
    »Ihr habt eine Köchin?«, fragte Tante Elliott.
    Lilly nickte. »Mrs Fowler kocht und putzt, aber diese Köstlichkeiten hier habe ich von einer Nachbarin. Eine alte Freundin von Mutter. Ich gieße euch ein.« Lilly bediente in der Hoffnung, das, was ihre Mutter sie vor langer Zeit gelehrt hatte, richtig anzuwenden. Sie hatte es gestern sogar geübt, unter den freundlichen Ermahnungen von Mrs Mimpurse, aber nun zitterten ihr doch die Hände.
    Sie spürte die Blicke ihrer Tante, die jede ihrer Bewegungen beobachtete, als sie ihr die erste Tasse reichte.
    »Und wo ist der Junge?«, fragte Onkel Elliott. »Charles war der Name, nicht wahr? Ich glaube, du hast ihn in einem deiner Briefe erwähnt.«
    »Ja«, antwortete ihr Vater und nahm die Tasse Tee entgegen, die Lilly ihm reichte. »Er muss jeden Augenblick hier sein.«
    »Und wie alt ist der junge Charles jetzt?«, fragte Jonathan Elliott. »Dreizehn? Vierzehn?«
    Als ihr Vater zögerte, antwortete Lilly: »Fünfzehn.«
    »Fünfzehn«, wiederholte Onkel Elliott. »Wird er eines Tages dein Geschäft übernehmen?«
    Charles Haswell betrachtete eingehend seine Teetasse. »Ich hatte es gehofft, aber ich bin nicht mehr sicher.«
    Die Elliotts tauschten einen Blick und Jonathan Elliott lächelte. »Nun, das freut mich zu hören.«
    Ihr Vater runzelte die Stirn. »Warum, um alles in der Welt, freut dich das?«
    »Nun ja, Haswell. Wir müssen den Jungen natürlich zuerst kennenlernen und sehen, wie wir miteinander auskommen, aber so viel möchte ich dir jetzt schon sagen: Mrs Elliott und ich haben uns überlegt, einen Erben anzunehmen. Die Vorsehung hat uns eigene Kinder verwehrt und

Weitere Kostenlose Bücher