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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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beeilte er sich zu versichern. »Aber ich bin nicht nur zu Besuch hier. Ich lasse mich hier nieder.«
    »Was?« Jetzt schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie zögerte. »Aber … oh …«
    »Dr. Foster nimmt sich einen Partner; er hat vor, sich in einem oder zwei Jahren zur Ruhe zu setzen. Ich habe sein Angebot angenommen. Es ist zunächst nur vorläufig, aber wenn alles gut geht, lasse ich mich endgültig hier nieder.«
    »Sie und … Dr. Foster. Oh du meine Güte. Ich bin sicher, er ist ein sehr fähiger Arzt. Es ist nur, weil …«
    »Miss Haswell, Sie brauchen sich meinetwegen keine Sorgen zu machen. Der Zustand Ihres Vaters und das, was Sie mir gesagt haben, ist bei mir sicher.«
    Sie seufzte. »Danke. Sie sind jetzt also approbierter Arzt?«
    »Ja.« Er verbeugte sich wieder. »Dr. Adam Graves, zu Ihren Diensten.«
    Eine Dreiviertelstunde später kam Dr. Graves aus dem Behandlungszimmer ihres Vaters heraus.
    »Und?«, fragte Lilly und legte die kleinen Stücke Olivenölseife, die sie in braunes, gewachstes Papier wickelte, beiseite.
    Er schloss behutsam die Tür und kam zu ihr an die Theke. »Er ruht jetzt. Ich glaube nicht, dass im Moment Grund zur Besorgnis besteht.«
    »Aber was ist es? Wissen Sie es?«
    »Ich kann den Zustand eines Patienten nicht ohne seine Zustimmung mit jemand anderem diskutieren.«
    »Er ist mein Vater.«
    »Und ein erwachsener und, wenn ich das sagen darf, sehr eigensinniger Mann.«
    Das wusste Lilly nur allzu gut.
    »Ich darf Ihnen allerdings sagen, dass er einverstanden war, dass ich ihn ab und zu aufsuche«, sagte er.
    »Ich bin erleichtert, das zu hören.«
    Dr. Graves drehte seinen Hut in den Händen. »Miss Haswell, es gibt da etwas, worüber ich gern mit ihnen sprechen würde …«
    Ihre Nerven prickelten. Sie spürte so etwas wie Hoffnung in sich aufsteigen. War er gekommen, um ihr wieder den Hof zu machen? Ihre Gedanken an Francis kamen ihr jetzt töricht vor.
    Er zögerte.
    »Aber ich sehe, dass Sie im Augenblick körperlich und geistig sehr in Anspruch genommen sind. Ich möchte Sie nicht bedrängen.« Er räusperte sich. »Ich gehe jetzt besser und packe meine Sachen aus. Ich werde bei Dr. Foster wohnen, bis die Dinge … zwischen uns geklärt sind.«
    Bedeutet »uns« zwischen ihm und Foster oder …? Sie fühlte, wie ihre Handflächen bei diesem Gedanken feucht wurden.
    Als Dr. Graves gegangen war, nicht ohne versprochen zu haben, dass er bald wiederkommen würde, klopfte Lilly an die Tür des Behandlungszimmers und ging vorsichtig hinein.
    »Vater, wie fühlst du dich?«
    Er stöhnte und setzte sich auf der Liege auf. »Wie ein Klumpen Brotteig, den eine wütende Maude Mimpurse durchgeknetet hat.«
    »Danke, dass du dich hast untersuchen lassen.«
    »Und wem verdanke ich diese Ehre? Er sagte, er habe dich in London kennengelernt. Darf ich das so verstehen, dass er hier ist, um dir den Hof zu machen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Er hat damals mit meinem Onkel darüber gesprochen. Aber …«
    »Das habe ich mir gedacht«. Er lachte leise. »Ich habe deine Handabdrücke auf seinem Mantel gesehen.«
    Mit brennenden Wangen beeilte sie sich, das Thema zu wechseln. »Ich bin aber nicht gekommen, um über mich zu reden. Dr. Graves hat mir kein Sterbenswörtchen verraten.«
    »Das hoffe ich doch sehr.«
    »Vater, bitte!«
    »Es gibt nicht viel zu erzählen. Die meiste Zeit hat er nur diagnostiziert, was es nicht ist. Kein Hirnfieber, kein Typhus und noch ein paar andere Schicksale, die schlimmer wären als der Tod. Er glaubt auch nicht, dass es etwas Ansteckendes ist, wenngleich er das noch nicht ganz ausgeschlossen hat. Du solltest also erst einmal lieber Abstand halten.«
    War er deshalb so distanziert ?, fragte sie sich. »Was meint er denn, was es sein könnte?«
    »Vielleicht eine Mischung aus zwei Fiebern – Lungenfieber und Drüsenfieber.«
    Sie holte tief Luft. »Aber keine Lungen krankheit ?«
    »Er glaubt nicht, dass es Auszehrung ist, nein.«
    »Da bin ich aber froh!«
    »Trotzdem solltest du noch nicht die Feier zu meinem sechzigsten Geburtstag planen, Liebes. Ein Lungenfieber kann etwas sehr Ernstes sein. Aber immerhin besteht Grund zur Hoffnung.« Er betrachtete sie nachdenklich. »Und ich fürchtete schon, deine Londoner Saison sei völlig umsonst gewesen. Ein Arzt also? Na ja, solange er nicht wie Dr. Foster ist.«

27

    Salbeitropfen können einem alten Mann
den Geist und die Vorzüge der Jugend wiederschenken.
    Dr. Hill, The Old Man's Guide to Health and Longer

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