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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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bitte entschuldigen Sie!«, wiederholte sie erschrocken. »Ich habe Ihren Mantel schmutzig gemacht!«
    Er blickte an seinem hellbraunen Überzieher hinunter, der an einer Schulter und an einem Ärmel mit schwarzen Handabdrücken befleckt war wie mit den Pfotenabdrücken eines exotischen Tieres.
    »Mein Schneider hat mir noch geraten, ein dunkles Grün zu wählen«, sagte er trocken, »aber ich musste ja unbedingt meinen Willen durchsetzen.«
    »Ich werde ihn reinigen lassen. Ich kenne eine ausgezeichnete Wäscherin.«
    Seine blauen Augen musterten sie von oben bis unten. »Bitte seien Sie nicht gekränkt, Miss Haswell, wenn ich das sage, aber sie haben eine Wäscherin bedeutend nötiger als ich.«
    Sie blickte an sich hinunter, sah die rußige Schürze und die schwarzen Handschuhe. Er zog ein Taschentuch heraus und bot es ihr an. »Sie haben da etwas … Asche, nicht wahr? … an Ihrer Wange.«
    Sie hob die Hände in den schmutzigen Handschuhen hoch. »Danke, aber ich möchte nicht auch noch Ihr Taschentuch verderben.«
    Er zögerte. Wollte er ihr etwa die Wange abwischen? Doch dann steckte er das kleine Tuch aus edlem Leinen wieder in die Tasche.
    »Es könnte schlimmer sein«, sagte sie in dem schwachen Versuch, humorvoll zu sein. »Immerhin ist es nicht auf meiner Nase.«
    »Genau genommen …«, er wand sich vor Verlegenheit, »hat sie ebenfalls einen Schmutzfleck.«
    Sie hob eine Hand, um ihr Gesicht zu verdecken, erinnerte sich aber gerade noch rechtzeitig an ihre schmutzigen Handschuhe und fuhr nervös fort: »Das mit Bones tut mir leid. Normalerweise ist er harmlos, aber er mag keine Fremden. Er hat Sie doch hoffentlich nicht gebissen?«
    »Nein. Hunde, die bellen, beißen nicht, so heißt es doch. Obwohl ich dieses Sprichwort im Ernstfall nicht sehr tröstlich finde.«
    »Sie sind schon einmal gebissen worden?«, fragte sie.
    »Ja, und ich kann Ihnen sogar die Narbe zum Beweis zeigen.« Er deutete auf eine, wenn auch kaum sichtbare, Narbe, die von seiner Oberlippe durch den Bart bis fast zur Nase verlief. »Deshalb trage ich den Oberlippenbart, obwohl er unmodern ist.«
    Sie nickte und betrachtete die kurzen goldenen Haare, die nur eine Spur dunkler waren als sein blondes Haupthaar und die Augenbrauen. Sie hatte sich in der Tat gefragt, warum er den Bart trug.
    »Es ist kaum sichtbar«, sagte sie.
    »Die Narbe oder der Bart?«
    Sie lächelte, um ihre Verlegenheit zu übertünchen. »Keines von beiden.«
    Er lachte trocken. »Ich muss sagen, so habe ich mir unser Wiedersehen nicht vorgestellt.«
    Sie zog die schmutzigen Handschuhe aus. »Das glaube ich Ihnen gern. Was führt Sie nach Bedsley Priors?«
    Sie hätte die Worte, kaum dass sie ausgesprochen waren, am liebsten zurückgenommen. Ihr Herz klopfte und ihre Wangen wurden heiß. Sie hatte gedacht, ihn mit den Enthüllungen über ihre Mutter in die Flucht geschlagen zu haben. Hatte sie das falsch gesehen?
    Er ignorierte ihre Frage und sah sich im Laden um, die Arme auf dem Rücken verschränkt. »So, so, das ist also die berühmte Haswell-Apotheke.«
    Sie folgte verlegen seinen Blicken. »Nun – ja. Die Dienstage sind immer sehr ruhig bei uns.«
    »Heute ist Mittwoch.«
    »Oh. Ja, richtig.«
    Nach einem Augenblick verlegenen Schweigens kam ihr plötzlich ein Gedanke. »Dürfte ich Sie wegen einer Sache ins Vertrauen ziehen?«
    Er straffte sich; seine Augen wurden wachsam. »Natürlich.«
    »Mein Vater ist krank«, begann sie.
    Seine Brauen hoben sich. »Das tut mir leid zu hören.« Er zögerte. »Ist … ist das der Grund, warum Sie London verlassen haben?«
    Als sie nickte, stieß er heftig die Luft aus. »Ah, ich verstehe.«
    »Aber er möchte weder den Dorfarzt noch den neuen Wundarzt und Apotheker hier im Ort aufsuchen«, fuhr sie fort. »Er befürchtet, dass seine Schwäche sich dann herumspricht.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Er glaubt, dass das seine Glaubwürdigkeit erschüttern würde. Das sprichwörtliche Arzt, hilf dir selbst .«
    »Ach so!« Jetzt nickte er.
    »Würden Sie ihn sich vielleicht einmal anschauen? Der Dorfarzt und mein Vater verstehen sich nicht besonders gut, fürchte ich.«
    »Dr. Foster?«
    »Sie kennen ihn?«
    »Ja. Ich …«
    »Wenn ich ihm aber erkläre, dass Sie nur zu Besuch sind«, sprach sie hastig weiter, »wird er vielleicht einer Untersuchung zustimmen.«
    »Aber das bin ich nicht.«
    Sie starrte ihn niedergeschlagen an. »Sie möchten nicht? Aber …«
    »Natürlich will ich Ihren Vater untersuchen«,

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