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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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zusammen.
    Unter dem Türsturz stand Ragnold und brüllte in die Kapelle: »Auf mit Euch! Die Truhen sind verstaut. Wir kehren nach Worms zurück. Beeilt Euch!«
    »Und was wird aus der Mahlzeit? Es ist ein langer Weg«, rief Thierry, doch Ragnold hatte bereits kehrtgemacht und hörte ihn offenbar nicht mehr.
    » Bon . Wenigstens werden wir dann noch vor Sonnenuntergang in der Stadt sein«, sagte Thierry.
    Noch immer benommen von dem, was sie just gehört hatte, sah Garsende zu, wie er aufstand und sich auf den
Weg zur Pforte machte. Auch Lothar hatte sich erhoben, schien es jedoch nicht eilig zu haben, dem jungen Welschen zu folgen.
    »Geht nur voraus. Ich komme gleich nach«, rief er, als Thierry an der Pforte stehen blieb und sich nach ihm umschaute. Kaum hatte der junge Welsche die Kapelle verlassen, schlenderte er zum Lager der beiden Söldner hinüber.
    Peppin hatte sich auf seiner Decke ausgestreckt, und Hunfrit spielte offenkundig gelangweilt mit dem Apfel, den er aus dem Korb neben der Herdstelle geklaubt hatte. Ein ums andere Mal warf er den Apfel in die Luft und fing ihn wieder auf. Als Lothar vor ihm stehen blieb, schien er etwas zu sagen, ohne sein Spiel zu unterbrechen.
    Garsende sah nicht mehr als nur ein kurzes Aufblitzen, dann fielen zwei Apfelhälften zu Boden.
    »Was, zum Teufel …«, entfuhr es Hunfrit, während Peppin sich mit einem Ruck aufsetzte und Lothar einen Dolch, den er scheinbar aus der Luft gegriffen hatte, in die Scheide an seinem Gürtel zurücksteckte. Mit einer geschmeidigen Bewegung ging Lothar in die Knie, klaubte die beiden Apfelhälften auf und warf sie den beiden Söldnern zu. Dann beugte er sich vor und schien etwas zu sagen, während Peppin und Hunfrit ihn finster anstierten. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, blieb Lothar noch einen Augenblick stehen und sah auf die beiden Söldner herab, dann drehte er sich um und verließ die Kapelle, ohne sich noch einmal umzusehen.

KAPITEL 25
    Sachsen, 7. Juli im Jahre des Herrn 1066
     
    D ie Erkenntnis, welcher Plan hinter all den Ereignissen stecken musste, die um das Verschwinden der Heiligen Lanze kreisten, hatte Bandolf den kalten Schweiß auf die Stirn getrieben. Er konnte nur inständig beten, dass er die Zusammenhänge nicht zu spät begriffen hatte.
    Über das eine oder andere würde er sich noch Klarheit verschaffen müssen, um herauszufinden, wo er das Kleinod finden konnte und wer in die Machenschaften verstrickt war, doch er hoffte, von Prosperius die Antwort auf seine drängendste Frage zu erhalten.
    Eines war jedoch gewiss: Er musste rasch handeln.
    Wenn er die Heilige Lanze nicht fand und das Kleinod seinen Widersachern in die Hände fiele, wäre Matthäa nicht länger von Nutzen für sie. Ebenso aber wäre ihr Leben in Gefahr, sobald sie erführen, dass der Burggraf sich noch immer einmischte.
    Als der Erzbischof von Bamberg erklärte, er müsse umgehend an den Hof des Königs zurückkehren, und schon kurz nach der Sext in seine Sänfte stieg, atmete Bandolf erleichtert auf.
    Kaum hatte sich das Burgtor hinter dem Tross Seiner Eminenz geschlossen, brüllte er nach seinem Pferd.
    »Gerhus hat den Kaplan aus den Augen verloren«, meldete
Herwald, während sein Herr in den Sattel stieg. »Er muss die Burg in aller Frühe verlassen haben. Damit hat Gerhus nicht gerechnet. Erst zur Terz fiel ihm auf, dass Bruder Fridegist nicht mehr auf der Burg war.«
    Bandolf runzelte die Stirn. Bei all den Ereignissen, die seit den frühen Morgenstunden Schlag auf Schlag auf ihn eingestürmt waren, hatte er nicht bemerkt, dass sein Kaplan abgängig war.
    »Und Ingild?«, fragte er unwillkürlich.
    »Die Hausmagd hat die Burg erst während Eurer Unterredung mit seiner Eminenz verlassen. Mein Mann ist ihr gefolgt, aber sie sind noch nicht zurückgekehrt.« Herwald zuckte mit den Schultern. »Ich hätte Euch schon früher Meldung gemacht, doch bei all der Umtriebigkeit …«
    »Verdammnis!«, entfuhr es dem Burggrafen. Wenn Melisend recht hatte … Bandolf knirschte mit den Zähnen. Ingild musste sich gedacht haben, dass die Nachricht von der Ankunft des Erzbischofs von Bamberg auf der Buchenburg ein heimliches Davonschleichen wert sein würde.
    Und wo, zur Hölle, war der Kaplan?
    Verdammnis! Er hätte die beiden in seiner Halle anketten sollen!
    Mit grimmig zusammengezogenen Brauen beugte Bandolf sich über den Sattel und befahl leise: »Bewaffne deine Reisigen und halte die Männer in Bereitschaft.«
    Ein Hauch von Beunruhigung flog

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