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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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»Ich kenne keine Juden.«
    »Pah!«, schnaubte Ragnold. »Leugne nur, das nützt dir nichts. Der Plan deines Juden, mich anzuschwärzen, ist fehlgeschlagen. Mittlerweile frisst mir der Kämmerer aus der Hand. Und irgendwann wird er sich an den Namen des Juden auch wieder erinnern.« Mit einem beziehungsvollen Blick auf den Kessel über dem Herdfeuer fügte er hinzu: »Mach dich nützlich, sonst ist deine Schonzeit früher vorbei,
als dir lieb sein kann.« Dann drehte er sich um und schritt in Richtung des Pfeilers davon, bei dem sich Thierry und Lothar niedergelassen hatten.
    »Was hat er damit gemeint?«, wisperte Matthäa, doch Garsende schüttelte nur den Kopf.
    Während Matthäa und sie sich wieder der Zubereitung der Mahlzeit für die Söldner und sich selbst zuwandten, überlegte Garsende, was Ragnolds Worte wohl zu bedeuten hatten.
    Offenbar hatte sich Joschua um Hilfe an den Kämmerer Pothinus gewandt, was sich augenscheinlich als nutzlos erwiesen hatte. Was war passiert? Hatte Bruder Pothinus Joschua abgewiesen? Oder war Pothinus endlich doch rührig geworden, hatte sich dann aber von Ragnolds Großtuerei täuschen lassen? Und was ihre Schonzeit anbelangte … Garsende schluckte. Wie es schien, würde man sie so lange am Leben lassen, bis Matthäas Kind geboren war. Danach … Süßer Jesus! Daran durfte sie nicht denken. Wenn sie zuließe, dass der Gedanke an das Hernach Gestalt gewann, würde die Furcht sie krank machen, und sie würde keinen klaren Gedanken mehr fassen können.
    Um sich abzulenken, zwang sie sich, ihre Aufmerksamkeit auf das Gespräch der Männer zu richten. Obwohl sie leise sprachen, saßen sie nahe genug bei der Herdstelle, sodass Garsende ihre Worte verstehen konnte, wenn sie bemüht darauf lauschte.
    »… und wenn Le Grand Seigneur das Zeichen gibt, können wir unsere Leute rasch bewaffnen«, hörte sie den jungen Welschen Thierry verkünden.
    »Posaunt es doch noch lauter heraus«, knurrte Ragnold ungehalten und warf den beiden Söldnern bei der Pforte einen raschen Blick zu. Doch Peppin schien an Hunfrits Lippen zu hängen, der offenbar aus dem Vorrat seiner Erfahrungen
schöpfte und den Jüngeren mit einer seiner schlüpfrigen Geschichten beglückte. Seine Worte konnte Garsende nicht verstehen, doch die Art seiner ausholenden Gesten ließen kaum Zweifel daran, was er beschrieb.
    Ihr Blick glitt zu den Männern um Ragnold zurück.
    » Mon Dieu , was tut es denn, weiß doch hier ohnehin schon jedermann Bescheid«, verteidigte sich der junge Welsche.
    »Wer was zu wissen hat, entscheide ich, also achtet besser auf Eure allzu lockere Zunge!«, wies Ragnold ihn zurecht.
    Bevor Thierry noch darauf antworten konnte, zog Lothar Ragnolds Aufmerksamkeit auf sich. »Warum dann der Umstand, noch etliche der Kisten hierher zu bringen?«
    »Weil ich es für klüger halte, das Silber außerhalb der Stadt zu lagern«, erklärte Ragnold unwirsch.
    »Ich verstehe«, meinte Lothar mit einem spöttischen Lächeln. »Im Falle, dass der Aufstand fehlschlägt …«
    »Er wird nicht fehlschlagen«, fuhr Ragnold auf. »Was allerdings Euch anbelangt: Nun, da die Ladung gelöscht ist und die Waffen sicher untergebracht sind, ist Euer Auftrag erfüllt. Ihr könnt nach Burgund zurückkehren.«
    »Bedauerlicherweise nicht«, erwiderte Lothar. »Die Ladung zu begleiten war nur ein Teil meines Auftrags. Le Comte de Troyes wünscht, dass ich an Eurer Seite bleibe.«
    »Ich brauche hier keinen Eurer Sorte, der mir über die Schulter schielt«, knurrte Ragnold. »Gewöhnt Euch endlich daran, dass ich hier das Sagen habe. Und wenn ich Euch befehle, nach Burgund zurückzukehren, habt Ihr daran nichts zu deuteln.«
    Mit einem leisen Seufzen schüttelte Lothar den Kopf. »Ich stelle Eure Führerschaft nicht in Frage, Ragnold«, erklärte er ruhig. »Doch macht Euch frei von dem Gedanken,
ich unterstünde Eurem Befehl. Mein Dienstherr ist der Graf von Troyes. Glaubt Ihr nicht, er hätte ein Recht darauf, zu erfahren, was mit seinem Gold und Silber geschieht? «
    Ragnold murmelte etwas, das Garsende nicht verstehen konnte, jedoch eindeutig verächtlich klang. Dann zuckte er mit den Schultern.
    »Sollte ich erfahren, dass Ihr ein falsches Spiel treibt und Euch nur selbst bereichern wollt, werdet Ihr’s bereuen.«
    »Man hat mich ja schon manches geheißen«, gab Lothar erheitert zurück. »Einen Dieb hat man mich allerdings noch nie genannt.«
    Seine Belustigung schien Ragnold noch mehr zu verärgern. Er kniff die Augen

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