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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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wir es tun.«
    »Ich gebe Joschua recht. Falls Jehudas Auftrag in Sachsen scheitert und der Zorn des Königs auf uns fällt, würde es unsere Lage verbessern, wenn wir aufdecken könnten, was hier im Gange ist. Zumal uns der Burggraf gewiss Beistand
leisten würde, wenn wir ihm seine Gattin wohlbehalten zurückbrächten«, hatte der Rabbi erklärt. »Aber zuvor sollten wir alles über die Männer in Erfahrung gebracht haben, was es zu wissen gibt.«
    Und so war es beschlossen worden. Man würde noch die Rückkehr der Boten aus Frankreich abwarten und dann handeln.
     
    Joschua zweifelte die Weisheit des Beschlusses nicht an, doch sein Gefühl sagte etwas anderes und mahnte zur Eile. Aber was konnte er denn überhaupt tun?
    ›Ich könnte nachsehen, wie Ragnolds Pachtgrund in der Korngasse beschaffen ist‹, dachte er, während er einem Knaben auswich, der einen Kuhfladen vom Boden in einen Korb schaufelte. Dem Gestank nach, der dem Korb entströmte, hatte das Kind bereits einige der als Dung begehrten Kothaufen gesammelt.
    Was konnte es denn schaden, wenn er sich in der Korngasse einmal umtat, argumentierte Joschua mit sich selbst. Er würde den Grund und Boden ja nicht betreten. Es würde völlig genügen, wenn er sehen konnte, ob dort ein Haus stand, ein Verschlag oder eine Scheune wie jene in der Schwertfegergasse. Daraus würde man schließen können, ob die Kisten mit den Waffen womöglich dorthin gebracht worden waren.
    Der Gedanke, etwas tun zu können, erleichterte ihn, doch als er nur noch wenige Schritte von seinem Haus entfernt war, zögerte er. Sollte er hineingehen und Rifka von seinem Vorhaben erzählen?
    Schließlich entschied er sich dagegen. Sein Weib würde sich nur unnötig um ihn sorgen. Und da er sich in der Korngasse lediglich rasch umschauen wollte, würde er auch rechtzeitig zum Frühmahl wieder zurück sein.

     
    Die Korngasse lag nicht weit vom jüdischen Viertel entfernt. Da sie in die Rheingasse mündete, welche zum Rheintor und damit zum Hafen führte, war die Gegend um die Korngasse ein Viertel, das von den Händlern bevorzugt wurde. Die meisten Grundstücke hier gehörten zum Eigen des Bistums von Worms und waren an Kaufleute verpachtet worden. Nicht nur Lagerhütten, Ställe und Scheunen waren dort reichlich zu finden, sondern auch einige Stadthäuser jener Händler, die die Stadt regelmäßig aufzusuchen pflegten.
    ›Ein mit Kisten beladenes Gefährt mehr oder weniger würde hier gewiss nicht auffallen‹, ging es Joschua durch den Kopf, als er in die Korngasse einbog. Nie zuvor war ihm aufgefallen, welch reger Verkehr hier herrschte. Lastenträger und Hörige, die mit Säcken beladene Karren schoben, schlängelten sich an den großen, von Ochsen gezogenen Karren vorbei, die voll bepackt oder bereits entladen durch die breite Gasse ratterten. Unter den braunen Kitteln der Hörigen, den bunt gefärbten Tuniken der Kaufleute, den bestickten Gewändern ihrer Frauen und den zerfledderten Hemden der Bettler erregte ein Jude im dunklen Kaftan ebenso wenig Aufmerksamkeit wie die schwarze Robe eines Stiftsherrn. Niemand schien Joschua Beachtung zu schenken, als er in die Seitengasse einbog, in der er Ragnolds Pachtgrund wusste.
     
    Das kleine Anwesen lag linker Hand der Seitengasse, die zwei Grundstücke voneinander trennte.
    Zu Joschuas Enttäuschung war es von einer mannshohen Mauer umgeben, und obgleich er sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte er nicht mehr ausmachen als ein Haus und zwei Verschläge, die offenbar einen Hof umgaben. Im Gegensatz zum Nachbargrundstück machte das kleine Anwesen
einen alten, baufälligen Eindruck. Die Mauer bröckelte, das Stroh, mit dem das Dach des Hauses gedeckt war, wirkte modrig und wies Löcher auf, und das Holztor, das auf die Seitengasse führte, schien ebenso morsch zu sein wie das Holz der beiden Nebengebäude. Ob das kleine Anwesen bewohnt war, konnte er jedoch nicht feststellen, ebenso wenig, ob einer der beiden Verschläge groß genug war, um die Kisten mit den Waffen zu beherbergen.
    Die Seitengasse selbst schien breit genug zu sein, um einen beladenen Karren durchzulassen, wenn auch nicht breit genug für ein Ochsengespann. Kindergeschrei, Hühnergackern, laute Rufe, Lachen und das Rattern der Karrenräder drangen von der Korngasse in die Seitengasse und mochten die Geräusche überlagern, die es vielleicht hinter der Mauer gab.
    Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, war Joschua langsam an der Mauer entlang weitergegangen, doch jetzt

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