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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Vater, zwar keineswegs gänzlich verarmt, doch offenbar verbittert, sich auf sein Landgut im Wormsgau zurückgezogen hatte, war Ragnold rührig gewesen, um seinen Reichtum von einst wiederzuerlangen. Und offenbar war er dabei nicht zimperlich gewesen. Wer ihm im Weg stünde, lebe gefährlich, hatte man den Ältesten aus Mainz berichtet. Manch einer, der es versucht hätte, habe durch Ragnold mehr verloren als nur sein Hab und Gut. Was ihm noch fehlte, sei der rechte Stand, hatte es geheißen, und so schien es, als wäre Ragnold von Langenthal nur darauf aus, diesen Makel zu beheben. Was das jedoch für ein Plan sein könne, der Ragnold zu höherem Stand verhelfen könnte, das wusste man auch in der jüdischen Gemeinde in Mainz nicht.
    Aus Speyer und dem Wormsgau wusste man, dass die Verbitterung von Winands Vater offenbar auf seinen Sohn abgefärbt hatte und der junge Winand seiner Unzufriedenheit mit nächtlichem Randalieren, Saufereien und Pöbeleien Ausdruck zu verleihen schien. In gewisser Regelmäßigkeit stand er vor dem Richtstein in Speyer und Worms und hatte des Vaters Beutel bereits um etliches Bußgeld erleichtert.
    Es musste für Ragnold ein Leichtes gewesen sein, den jungen Winand für seine Pläne zu gewinnen.

    Noch beunruhigender war jedoch das, was der Ältestenrat über den Mann erfahren hatte, den Ragnold den Falken nannte.
    Schon zu Zeiten, als der Erzbischof von Köln noch die alleinige Vormundschaft über den blutjungen König innegehabt hatte, waren Gerüchte über einen Mann laut geworden, der als Schwerthand jener Fürsten galt, die sich um den Erzbischof von Köln geschart hatten. Wann immer die Fürsten ihre Belange bedroht sähen, schickten sie den Falken aus, um das Übel aufzuspüren, hieß es. Und hätte er es aufgespürt, fiele sein Schwert so lautlos wie ein Schatten auf die Feinde der Fürsten hernieder, ohne die geringste Spur zu hinterlassen.
    Zu Ostern hatte der König nun einen Lehnsmann des Markgrafen von Braunschweig, Lothar von Kalborn, für vogelfrei erklärt. Es wurde gemunkelt, dass es sich bei diesem Mann um den Falken der Fürsten gehandelt habe. Weiter hieß es, dass die Fürsten ihren Mann fallen gelassen hätten und es dem Falken nur mit knapper Not gelungen sei, den Häschern des Königs zu entkommen.
    Alles, was Joschua in der Scheune gehört und gesehen hatte, deutete darauf hin, dass die Gerüchte um Lothar von Kalborn der Wahrheit entsprachen. Und offenbar hatte der Falke auch genügend Gründe, um den Wunsch nach Rache am König und seinen einstigen Dienstherren zu hegen.
    All diese Erkenntnisse schienen kaum Anlass zur Hoffnung zu geben, dass man die Burggräfin und die Heilerin je lebend wiedersehen würde.
    Es schien einfach zu lange zu dauern, all die Auskünfte zu sammeln, mit denen der Ältestenrat den Kämmerer zu überzeugen hoffte, tätig zu werden.
    »Was wir bis jetzt in Erfahrung gebracht haben, reicht noch nicht aus, um den Kämmerer umzustimmen«, hatte
Schmuel, der Goldschmied, ausgesprochen, worin sich die Ältesten einig waren. »Unsere Erkenntnisse über Ragnold und Winand werden Pothinus nicht genügen, um an ein Bündnis gegen den König zu glauben. Über den Welschen, die Söldner und die Art ihrer Beteiligung an dem, was immer da im Gange ist, wissen wir noch nichts. Wir müssen warten, bis die Boten zurückkehren, die wir nach Frankreich entsandt haben.«
    »Aber das wird noch Tage dauern«, hatte Joschua eingeworfen. »Wir konnten doch immerhin in Erfahrung bringen, dass Ragnold außer der Scheune noch anderen Grund und Boden in Worms zur Verfügung hat. Nämlich dieses Grundstück vom Eigen des Bischofs, das ein Mittelsmann für ihn in der Korngasse gepachtet hat. Dorthin muss er die Kisten mit den Waffen verbracht haben.
    Außerdem wissen wir, dass er nicht nur Ländereien bis nach Mainz und Trier hinauf besitzt, sondern auch im Wormser Umland: nach Südwesten gelegen zwei Hufen im Langenthal, eine Köhlerei auf dem Weilerskopf und eine weitere Hufe bei Monsheim. Auf einer dieser Ländereien muss doch diese alte Kapelle zu finden sein, von der die Rede war. Der Kämmerer bräuchte nur Männer auszuschicken, um auf jenen Hufen danach zu suchen.«
    Aaron hatte den Kopf geschüttelt. »Das Gebiet ist nicht eben klein. Und Pothinus wird sich dieses Mal nicht auf unser Wort verlassen, nachdem er sich beim ersten Mal zum Narren gemacht hat. Auf magere Vermutungen und ein ›Vielleicht‹ hin wird er keine Männer ausschicken.«
    »Dann müssen

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