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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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blieb er stehen. Alles, was es zu sehen gab, hatte er hier gesehen. Sollte er nicht besser umkehren?
    Unzufrieden biss er sich auf die Lippe. Eigentlich hatte er noch gar nichts gesehen. Nur die baufällige Mauer eines heruntergekommenen Anwesens. Aber ob Ragnold und seine Männer sich hier aufhielten oder ob die Waffen hierher geschafft worden waren, wusste er noch immer nicht.
    Mit zusammengekniffenen Augen sah er sich um. Die Seitengasse endete mit der Rückwand eines großen Fachwerkhauses. Zwischen dem Mauerwerk des Hauses und Ragnolds Pachtgrund schien es einen schmalen Durchlass zu geben, doch ob Ragnolds Anwesen auch dort ummauert war, konnte er nicht erkennen. Hin und wieder wurde auf eine rückwärtige Mauer verzichtet, wenn die anliegenden Gebäude eng an ein Grundstück angrenzten. Vielleicht war der Durchgang breit genug, dass er sich hindurchzwängen
konnte, und falls die Mauer dort nicht weiterführte, würde er womöglich einen Blick auf das Grundstück werfen können.
    ›Nicht, dass ich es betreten wollte‹, versicherte er sich rasch, während er sich umsah, ob ihn womöglich jemand beobachtete. ›Ich möchte nur sehen, was sich dort tut.‹
    Wie er gehofft hatte, war die Rückseite des Grundstücks nicht ummauert. Doch der Gang zwischen den beiden Nebengebäuden und der Rückwand des Fachwerkhauses war so schmal, dass er sich nur seitwärts würde hindurchzwängen können. Zwischen ihm und den Wänden würde kaum ein Fingerbreit frei bleiben. Ein rascher Rückzug wäre hier nicht möglich.
    Tief Luft holend, schlüpfte Joschua in den Gang hinein.
    Nach einigen Schritten hatte er den ersten Verschlag passiert und einen weiteren schmalen Durchlass erreicht, der zwischen den beiden Nebengebäuden offenbar zum Hof führte.
    Der Verschlag zu seiner Linken schien ihm zu klein, um als Lager für die Kisten aus der Scheune zu dienen, doch das Nebengebäude zu seiner Linken würde wohl groß genug sein.
    Nun hatte er gesehen, was er hatte sehen wollen, und sollte den Rückweg antreten.
    Zögernd spähte Joschua um die Ecke.
    Die Geräusche aus der Korngasse drangen nur mehr gedämpft zu ihm herüber, doch hier war alles ruhig, und auf dem kleinen Teil des Hofes, den er einsehen konnte, schien niemand zu sein.
    Ob er es wagen sollte, sich zwischen den beiden Verschlägen noch ein Stück weiter vorzuschleichen, um einen besseren Blick auf das Haus zu bekommen? Er könnte sich hinter der Regentonne verbergen, die am Ende des schmalen
Durchlasses stand. Von dort aus würde er gewiss den ganzen Hof und das Haus einsehen können.
    Und wenn nun doch jemand hier war? Ein Knecht etwa, oder auch mehrere, die das Grundstück bewachten?
    Aber vielleicht waren die Männer auch unterwegs. Womöglich war jetzt die einzige Möglichkeit, ungestört einen näheren Blick auf das Grundstück zu werfen?
    Noch einmal sah sich Joschua nach allen Seiten um, dann raffte er seinen Kaftan, zog den Kopf ein und huschte geduckt nach vorne, wo er sich mit klopfendem Herzen hinter die Regentonne kauerte.
    Das laute Schnauben eines Gauls, das plötzlich aus dem kleineren Verschlag zu seiner Linken zu hören war, ließ ihn heftig zusammenzucken.
    Wenn in dem Verschlag Pferde waren, dann war er hier auch nicht allein!
    Als Joschua schließlich hinter der Tonne hervorspähte, schien sein Herz für einen Augenblick stillzustehen. Kaum zehn Schritte von ihm entfernt stand ein Mann in der Nähe der niedrigen Pforte, die ins Haus führte. Der schäbigen Tunika und dem kurzen Schwert nach, das an seinem Gürtel baumelte, schien es sich um einen Reisigen zu handeln.
    ›Ein Söldner vielleicht, wie der, den Rifka vor unserem Haus gesehen hat. Womöglich gar derselbe‹, fuhr es ihm durch den Kopf. Was war er doch für ein Narr! Was hatte er sich nur dabei gedacht, sich so weit vorzuwagen? Wie hatte er nur glauben können, dass Ragnold seinen Pachtgrund unbewacht ließe? Vor allem, wenn die Waffen tatsächlich hier lagerten?
    Offenbar hatte er Glück gehabt. Der Mann schien sein Näherkommen nicht bemerkt zu haben. Aber sein Rückweg würde vielleicht weniger glimpflich vonstattengehen.
    Vorsichtig reckte Joschua den Kopf und warf einen weiteren
Blick auf den Söldner. Sein feistes Gesicht kam ihm nicht vertraut vor. In der Scheune war er anscheinend nicht dabei gewesen. Waren außer ihm noch andere Männer hier? Im Haus vielleicht?
    Als würde er spüren, dass jemand ihn beobachtete, drehte der Söldner plötzlich den Kopf. Einen Lidschlag

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