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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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ist, als könnte ich nie wieder aufstehen, wenn ich mich erst einmal niedergelassen habe.«
    Garsende erwiderte ihr Lächeln, wurde jedoch rasch wieder ernst. »Die Hitze und das Laufen könnten die Niederkunft beschleunigen. Und wenn die Wehen einsetzen,
bevor …« Sie sprach nicht zu Ende. Seufzend nickte Matthäa.
    Eine geschützte Stelle zu finden, wo sie sich ausruhen konnten, war jedoch nicht so einfach. Niedriges Gestrüpp und zähe Ranken bedeckten den Waldboden abseits des Pfads, doch die Bäume standen hier nicht dicht beieinander, und das Gelände war gut einsehbar.
    »Dort vielleicht?«, meinte Matthäa und zeigte auf einen umgestürzten, moosbewachsenen Baumstamm, knapp zehn Schritte vom Pfad entfernt.
    ›Besser als nichts‹, dachte Garsende, als sie sich durch das Gestrüpp gekämpft hatten und sie Matthäa half, sich hinter dem modrigen Stamm niederzulassen. Wenn jemand den Pfad entlangkam, konnten sie sich flach auf den Boden legen, dann würde man sie hinter dem Stamm vermutlich nicht sehen.
    »Hast du eine Vorstellung, wo wir sein könnten?«, fragte Matthäa nach einer Weile.
    Zu Garsendes Erleichterung atmete sie wieder gleichmäßiger, und die Röte in ihrem Gesicht begann allmählich zu verblassen. Sie schüttelte den Kopf. »Ihr sagtet, dass Euch die Männer durch das Andreastor aus der Stadt gebracht haben«, meinte sie nachdenklich. »Das könnte bedeuten, dass wir uns westlich oder auch südwestlich von Worms befinden.«
    Geraume Zeit schwiegen beide Frauen, dann seufzte Matthäa. »Was gäbe ich für einen Tropfen Wasser!«
    »Der Abzweig kann nicht mehr weit – « Das Knacken eines Zweiges ganz in ihrer Nähe ließ Garsende mitten im Satz innehalten.
    »Was …?«, hauchte Matthäa alarmiert.
    Rasch hob Garsende die Hand, während sie sich angespannt lauschend umsah. Ein Schatten, der sich am Rand
des Pfads hinter einem Baum zu bewegen schien, ließ ihr das Herz in die Kehle hüpfen.
    Lothar?
    Guillaume?
    Doch so angestrengt sie auch spähte, konnte sie keine Bewegung mehr ausmachen. Erleichtert entließ sie den Atem, den sie unwillkürlich angehalten hatte, und nickte Matthäa zu.
    »Wir sollten weiterge – «. Dieses Mal war es die Burggräfin, die abrupt verstummte und tiefer ins Unterholz starrte.
    Garsende folgte ihrem Blick, konnte jedoch nichts erkennen.
    Schließlich schüttelte Matthäa den Kopf. Wortlos stand Garsende auf und streckte Matthäa ihre Hand entgegen.
    »Man kann euch schon von weitem sehen. Hatte ich nicht gesagt, ihr müsst euch verstecken?«, zischte eine leise Stimme hinter ihr.
    Garsendes Herzschlag setzte aus. Für einen Augenblick stand sie wie erstarrt, dann fuhr sie zornig herum.
    »Verdammnis! Müsst Ihr Euch so anschleichen? Mir wäre fast das Herz stehen geblieben«, fauchte sie Lothar an.
    »Umso besser«, sagte er trocken, während er die Hand ausstreckte, um der Burggräfin aufzuhelfen. »Rasch! Wir müssen weiter«, befahl er.
    »Was denkt Ihr Euch eigentlich? Dass wir wie blinde Hühner jedem Korn folgen werden, welches Ihr ausstreut? «, fauchte Garsende und rührte sich nicht von der Stelle. »Was hat das alles zu bedeuten? Warum hat man die Burggräfin verschleppt? Was steckt hinter all diesem Gerede über Waffen und Silber und die Heilige Lanze? Und wie kommt es, dass Ihr uns nun plötzlich zu Hilfe eilen wollt,
obgleich Ihr mit unseren Häschern doch offenkundig unter einer Decke steckt?«
    »Für solche Erklärungen bleibt jetzt keine Zeit«, gab Lothar ungeduldig zurück. »Raouls Männer hätten mich beinahe erwischt. Ich glaube nicht, dass sie mich gesehen haben, doch ich fürchte, ich war unvorsichtig. Es kann nicht lange gedauert haben, bis sie entdeckten, wohin ich entkommen bin.« Er warf ihr einen ebenso raschen wie eindringlichen Blick zu. »Dieses eine Mal wirst du mir wirklich blindlings folgen müssen.«
    Einen Augenblick lang war Garsende versucht, ihrer angestauten Wut Erleichterung zu verschaffen und ihm an den Kopf zu werfen, dass er ganz gewiss der letzte Mann auf Gottes Erde wäre, dem sie auch nur einen Schritt weit blindlings folgen würde. Doch dann gewann ihre Vernunft die Oberhand. Ganz gleich, ob sie ihm traute oder nicht, hier konnten Matthäa und sie nicht bleiben. Widerstrebend nickte sie.
    Mit einem Ruck zog Lothar die Burggräfin auf die Beine, legte ihren Arm um seinen Hals, und als er seine Linke um ihre Hüfte schlang, sah Garsende den blutgetränkten Fetzen um seinen Oberarm. Unwillkürlich streckte sie die

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