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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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fuhr herum. »Rasch jetzt«, flüsterte Matthäa.
    Das Klirren aufeinanderprallender Schwerter im Nacken, liefen sie los.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis es ihnen mit vereinten
Kräften gelungen war, den schweren Balken hochzuhieven, der die Pforte verschloss. Doch schließlich hatten sie es geschafft.
    Den Zwang, zum Altar zurückzuschauen, gewaltsam unterdrückend, griff Garsende wieder nach Matthäas Hand, und sie rannten nach draußen.
    Es dauerte einen Moment, bis Garsendes Augen sich nach dem Halbdunkel in der Kapelle an das gleißend helle Sonnenlicht gewöhnt hatten und sie mehr sehen konnte als nur die Umrisse der Bäume, die wie eine Mauer um die Kapelle aufragten.
    »Süßer Jesus«, hörte sie Matthäa neben sich keuchen und spürte einen Ruck in ihrem Arm, als die Burggräfin ihren Schritt plötzlich verlangsamte. Unmittelbar darauf fuhr auch sie erschrocken zurück, als sie Jost vor der Bretterwand des Verschlags kauern sah, auf den sie zuliefen.
    Der Söldner schien ihnen entgegenzustarren.
    Schon im Begriff, kehrtzumachen, nur weg von der Gefahr, schoss ihr die Frage durch den Kopf, warum Jost sich denn nicht rührte?
    »Er ist tot«, japste Matthäa im selben Moment, als auch Garsende erkannte, was die aufgerissenen Augen des Söldners und die klaffende Wunde quer über seinem Hals zu bedeuten hatten.
    Wo war der andere? Wo war Peppin? Hatte ihn dasselbe Schicksal ereilt?
    »Weiter«, presste Garsende zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Obwohl sie nicht hinschaute, als sie an der Leiche vorbeihasteten, lief ein Frösteln durch ihre Glieder.
    Dann drängte sie den Gedanken an den erstaunten Ausdruck im Gesicht des Söldners entschlossen zurück.
    Sie hatten den Trampelpfad hinter der Kapelle erreicht.

KAPITEL 32
    N ur wenige Sonnenstrahlen fanden den Weg durch die Wipfel der Bäume. Dennoch war es heiß und stickig, und der schmale Pfad stieg sanft, aber stetig an. Überhängende Äste und Zweige, vorspringende Wurzeln und zähes Gestrüpp, das hie und da in den Pfad hineinwuchs und wie mit Fingern nach ihnen zu greifen schien, machten ein Vorankommen beschwerlich.
    Mit wachsender Besorgnis lauschte Garsende auf den keuchenden Atem der Burggräfin. Zu Anfang war sie noch ausgeschritten, als spürte sie die Last ihres Leibes nicht. Doch ihre Kräfte hatten sich rasch verbraucht. Mit jedem Schritt schien sie sich mühsamer vorwärtszukämpfen, und Garsende, die hinter ihr ging und ihren Rücken nicht aus den Augen ließ, betete im Stillen vor jeder Biegung, dass dahinter endlich jener Abzweig nach Westen käme, von dem Lothar gesprochen hatte.
    Wie lange sie dem Trampelpfad schon folgten, war schwer zu sagen.
    Es musste nach der Sext gewesen sein, als sie die Kapelle hinter sich gelassen hatten. Dem kurzen Schatten nach, den die Bäume warfen, war es noch nicht sehr weit darüber, doch der Lichteinfall durch die Blätter konnte täuschen.
    Immer häufiger lauschte Garsende auch auf Geräusche in ihrem Rücken. Er würde versuchen, sie einzuholen, hatte Lothar gesagt. ›Falls er es kann‹, dachte Garsende und spürte,
wie sich ihre Kehle zusammenzog. Hatte er den Kampf mit dem Welschen überlebt? Oder lag er schon längst tot zu Füßen des Altars? Guillaume war groß und kräftig, kräftiger als Lothar. Und sicher verstand sich der Welsche auch auf seine Waffen. Lebte Lothar noch, oder …
    Andere Gedanken schlichen sich in ihre bangen Fragen. Was, wenn der Falke sie ein weiteres Mal hintergangen hatte? Wenn er Matthäa und sie in eine Falle lockte? Aber zu welchem Zweck?
    Seine Worte hatten aufrichtig geklungen. ›Ja‹, dachte sie bitter. ›Er hat immer aufrichtig geklungen. Auch als er mich ganz fraglos getäuscht hat.‹ Wenn er nun also einem Plan folgte, den sie nicht zu durchschauen vermochte?
    Ein Aufstöhnen riss sie aus ihren Gedanken. Matthäa war abrupt stehen geblieben und hatte sich vornübergebeugt. In zwei raschen Schritten war Garsende bei ihr.
    »Ein Krampf?«, fragte sie.
    »Allmächtiger.« Langsam richtete sich Matthäa wieder auf. »Dieses Mal … war es recht heftig«, japste sie.
    »Wann hattet Ihr den letzten?«
    »Heute Morgen.«
    »Ihr müsst Euch einen Augenblick ausruhen«, meinte Garsende mit einem Blick in das hochrote Gesicht der Burggräfin.
    Matthäa presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. »Ich werde jetzt nicht aufgeben.« Ein angestrengtes Lächeln flog über ihre Züge. »Und wie willst du mich wieder auf die Beine bekommen? Mir

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