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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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wieder auf. »Glaubt Ihr, sie sind hinter uns?«
    Ohne den Blick vom Pfad abzuwenden, nickte Lothar. »Ich verließ just die Kapelle, als ich sie kommen hörte. Zuerst glaubte ich, es wären Ragnold und sein feister Söldner. Mein plötzlicher Aufbruch wird sie nicht erfreut haben, und Ragnold hat gewiss nicht viel Zeit verloren, um sich an meine Fersen zu heften. Aber stattdessen tauchte Raoul mit einem Trupp seiner Männer auf. Ich versteckte mich hinter dem Verschlag, und während sie die Kapelle betraten, machte ich mich davon. Raoul wird vielleicht noch nicht wissen, wer Thierry und Guillaume getötet hat, aber er kann sich zusammenreimen, dass er einen Verräter in seiner Mitte hatte. Jemanden, der ihn und seine Pläne kennt.« Spöttisch verzog er die Lippen. »Wer eine Krone anstrebt, gibt seine Pläne nicht ohne Weiteres zur Gänze auf. Also wird er verhindern wollen, dass dieser Verräter womöglich plaudert.«

    »Woher wisst Ihr das alles?«, brachte Matthäa hervor.
    Noch immer starrte Lothar auf den Weg zurück, den sie gekommen waren. Doch als er schließlich antwortete, drehte er sich um und sah Garsende an. »Im Dienst der Fürsten ist es mein Handwerk, solche Dinge in Erfahrung zu bringen«, sagte er ausdruckslos.
    Im Dienst der Fürsten? Die Fürsten hatten ihn nach Worms gesandt? Zu überrascht, um irgendetwas zu sagen, starrte sie Lothar an, doch er hatte sich schon abgewandt und beugte sich über Matthäa.
    »Wir müssen weiter«, wiederholte er, und jetzt klang seine Stimme wieder beunruhigt und drängend.
    Sie eilten weiter.
    »Dort ist die Kreuzung«, rief Lothar plötzlich.
    Unwillkürlich beschleunigten sie ihren Schritt.
     
    Der Pfad nach Westen, den sie einschlugen, war breiter und weniger beschwerlich. Umso rascher trieb Lothar sie voran. Als sie die erste Biegung hinter sich gelassen hatten, blieb er plötzlich stehen. Mit zur Seite geneigtem Kopf schien er angestrengt zu lauschen.
    Einen Augenblick später zischte er: »Vorwärts!«, während er Matthäas Arm enger um seinen Hals zog.
    Garsende, die nichts weiter gehört hatte als Matthäas keuchenden Atem, packte rasch den anderen Arm der Burggräfin und warf Lothar einen fragenden Blick über ihren Kopf hinweg zu.
    »Reiter hinter uns«, antwortete er knapp. »Wir können es noch immer schaffen. Aber wir müssen den nächsten Abzweig vor ihnen erreichen. Sie sind noch ein gutes Stück entfernt, und auf dem Trampelpfad kommen sie zu Pferd nur langsam vorwärts. Aber sobald sie hier auf dem Weg sind …«

    Garsende nickte. Der Weg war breit genug für einen rascheren Ritt. »Und wenn wir uns verstecken?«
    »Wo denn?«, fragte er nur. Garsende folgte seinem Blick auf das niedrige Gesträuch jenseits des Wegs und seufzte.
     
    Geraume Zeit hasteten sie schweigend vorwärts. Von den Reitern war noch nichts zu sehen, nicht einmal zu hören, soweit es Garsende betraf. Nichts weiter drang an ihre Ohren als Lothars mühsamer Atem, Matthäas Keuchen und ihr eigenes. Stiche jagten in ihre Seite, ihr Herz pochte rasch und schmerzhaft gegen ihre Rippen, und ihre Beine wurden immer schwerer.
    Auch Lothars Kraft schien allmählich zu erlahmen. Matthäa, die ihren ganzen Atem brauchte, um überhaupt auf den Beinen zu bleiben, und schon seit Langem nichts mehr gesagt hatte, hing schwer in ihrer beider Arme. Und mochte Lothars Wunde auch nur klein sein, musste sie ihn doch schwächen.
    Wie lange konnten sie so noch durchhalten?
    »Wie weit ist es noch bis – «
    Mit einem gequälten Stöhnen krümmte sich Matthäa zusammen, und sie kamen abrupt zum Stehen.
    »Was ist …«, begann Lothar, doch Garsende hörte nicht zu. Alarmiert hatte sie wie von selbst die Augen geschlossen und zählte ihre Herzschläge. Als sie hörte, dass Matthäa aufatmete, öffnete sie die Augen. Dreimal zehn ihrer Herzschläge und noch fünf dazu hatte sie gezählt.
    ›Heilige Jungfrau!‹ betete sie stumm. ›Nicht jetzt!‹
    »Ihr müsst wieder auf die Beine. Stützt Euch nur auf mich«, hörte sie Lothars beschwörende Stimme und sah, wie Matthäa die Zähne aufeinanderbiss, während sie sich mit seiner Hilfe aufrappelte. Sie warf Garsende einen verzweifelten Blick zu. »Eine Wehe?«, fragte sie.

    Mühsam kämpfte Garsende ihre eigene Panik nieder, während sie Lothar half, Matthäa zu stützen. »Beim nächsten Mal werden wir es genauer wissen.«
    »Wovon redest du?«, mischte sich Lothar keuchend ein.
    »Habt Ihr keine Augen im Kopf?«, stieß Matthäa hervor. »Ich

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