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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Fridegists Wangen, als sein feistes Gesicht hinter dem Ärmel auftauchte. Er warf dem Burggrafen einen raschen Blick zu, bevor er ihn an einem Punkt hinter ihm festmachte. Mit einem tiefen Seufzen breitete er die Arme aus.
    »Meine Pflichten hier sind vielfältiger Natur, lieber Burggraf, und die Sorge um das Seelenheil der Euren nimmt mich vollständig in Anspruch.«
    »Wenn dem so ist …« Bandolf hob eine Augenbraue. »Und Eure Pflichten führen Euch … wohin?«
    »Was meint Ihr?«

    »Mir ist nicht entgangen, wie oft man Euch vergeblich auf der Burg sucht, wenn man Euch braucht.«
    In offenkundigem Unbehagen leckte sich der Kaplan über die Lippen, doch wurde er einer Antwort enthoben. Ein Torwächter hatte die hölzerne Außentreppe zur Halle erklommen und steckte seine Nase durch das Mannsloch, den einzigen Zugang in den dicken Mauern des Bergfrieds.
    Ein Bote habe eine Nachricht für den Burggrafen überbracht, erklärte er. Der Abt von Sankt Mauritius wünsche den Burggrafen zu sprechen.
    »Hat der Mann gesagt, in welcher Angelegenheit Vater Hademar mich sprechen will?«, erkundigte sich Bandolf überrascht.
    »Nein, Herr. Es hieß nur, es sei dringlich, und der Ehrwürdige Vater würde Euch nach der Terz erwarten.«
     
    Tautropfen funkelten noch auf Blüten, Beeren und Gräsern am Rand der Quelle neben dem Hohlweg, als Bandolf mit Bruder Fridegist im Schlepptau die Burg verließ. Der Lärm der Bauleute, die ihre Arbeit am Palas wieder aufgenommen hatten, begleitete die beiden Männer, bis sie am Fuß des holprigen Wegs in den Wald eintauchten. Dort verlor sich der Klang von Hammer und Meißel rasch im Murmeln des Bachs und im Rauschen der Blätter.
    Schnurgerade, wie ein Vogel flog, lag das Kloster nur eine knappe halbe Wegstunde entfernt auf dem gegenüberliegenden Mittelberg. In einer windstillen Nacht konnte man auf der Burg gelegentlich den leisen Nachhall der Glocke hören, die die Mönche zu den Horen rief, doch es gab keine Brücke über den Bach und auch keinen Pfad die steile, baumbewachsene Böschung jenseits hinauf. Der einfachste Weg war der längere Weg und führte über Egininkisrod.

    Der Burggraf grübelte darüber nach, was der Abt von Sankt Mauritius wohl so Dringliches mit ihm zu besprechen hätte, während er mit halbem Ohr seinem Kaplan lauschte, der die Gelegenheit nutzte, ihm ein weiteres Mal die Vorteile einer eigenständigen Burgkapelle ausführlich zu schildern.
    »Bedenkt doch nur das Ansehen, das auf Euch zurückfiele, würde man die Kapelle beispielsweise in der Nähe des Tors errichten«, führte er aus. Groß und prächtig müsse sie natürlich sein, wolle der Burggraf mit den anderen königlichen Burgen mithalten. Und würde die Burg beispielsweise belagert werden, würden auch alle Burgsassen in einer solchen Kapelle Platz finden. Er wolle den Burggrafen ja keinesfalls bedrängen, doch würde es ihn schmerzen, wenn Bandolf von Leyen mit nur einer winzigen Kammer im Palas würde vorliebnehmen müssen, um seine Gebete zu verrichten.
    Auch würde es beispielsweise die Gemahlin des Burggrafen zweifelsohne vorziehen, beim Gottesdienst nicht vom Lärm im Palas abgelenkt zu werden.
    »Und wenn der Palas fertig ist und Ihr Gäste haben werdet …«
    »Beispielsweise«, warf Bandolf trocken ein, der nachgerade bedauerte, dass er nicht auf seinen Marschalk gehört und anstelle des geschwätzigen Kaplans ein paar Reisige zu seinem Schutz mitgenommen hatte.
    »Nun … ähm … ja … gewiss«, murmelte Bruder Fridegist. Er räusperte sich und fuhr dann unverdrossen fort.
    »Stellt Euch nur vor, Ihr würdet einen hohen Gast wie den Grafen von Blois bewirten. Und der Mann fände auf Eurer Burg nur einen kleinen Auswuchs des Palas’ als Kapelle vor.«
    Bandolf lachte. »Herrje, Kaplan, was wollte denn just ein
Graf von Blois auf einer unwirtlichen Burg im Harudengau, wo sich Fuchs und Hase ein Stelldichein geben?«
    »Ich nahm es ja lediglich als Beispiel, Burggraf«, meinte Bruder Fridegist augenscheinlich gekränkt. »Womöglich ist der Graf mit Tidread von Krähenburgs Gemahlin verwandt. Wie man hört, entstammt Melisend von Souburg einer Familie aus Flandern, die wiederum entfernt mit dem Regenten von Frankreich verwandt ist. Was bedeuten könnte, dass Stephan von Blois, womöglich von Vaterseite her …«
    »Bei allen Heiligen, Kaplan, was schwatzt Ihr denn da zusammen?« Bandolf hob eine Braue. »Wollt Ihr damit sagen, der Graf von Blois-Champagne hält sich tatsächlich derzeit

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