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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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in Sachsen auf? Auf Tidreads Burg?«
    »Nun, ähm … nein. Ich weiß nicht, wo sich Graf Tibault von Blois und Champagne derzeit aufhält. Es ist sein Sohn Stephan, der seit Kurzem auf der Krähenburg zu Gast ist.«
    »Und was will er hier?«
    Bruder Fridegist seufzte: »Nun, Burggraf, wie ich just auszuführen versuchte, mag es sich um einen verwandtschaftlichen Besuch handeln.«
    Bandolf gab ein unbestimmtes Grunzen von sich, und eine steile Falte erschien auf seiner Stirn. Der Zeitpunkt für einen verwandtschaftlichen Besuch eines Grafensohnes aus Burgund im unruhigen Sachsen schien ihm eigentümlich gewählt.
     
    Der Burggraf hatte nicht lange Muße, über den Besuch Stephans von Blois bei seinem Nachbarn Tidread nachzugrübeln, denn kurze Zeit später erreichten sie Egininkisrod.
    Schon von weitem konnte Bandolf die aufgebrachten Stimmen einer Handvoll Dörfler hören, die sich um den Brunnen in der Dorfmitte versammelt hatten. Die hitzige Debatte verstummte, als er näher kam. Die Dörfler verneigten
sich, doch Bandolf bemerkte sehr wohl die zornigen Blicke, die man ihm zuwarf. Ehe er sich noch fragen konnte, was er denn nun wieder verbrochen hatte, um den Unmut der Leute zu erregen, teilte ihm einer der Bauern mit, falls der Burggraf seine Knechte suche, die hätten das Dorf bereits wieder verlassen. Nicht ohne zuvor das Unterste nach oben gekehrt zu haben. Und völlig umsonst, wohlgemerkt, denn der Bursche, den sie offenbar gesucht hatten, sei ja nicht hier gewesen. Was man den Knechten des Burggrafen im Übrigen auch gesagt hätte.
    Eingedenk seiner schwierigen Lage, versprach Bandolf, jemanden zu schicken, der die Schäden begutachten sollte, die seine Leute angeblich verursacht hätten, und erkundigte sich dann, ob sein Schreiber am Vortag im Dorf gesehen worden sei.
    Die Antwort war ein vages Achselzucken und ostentatives Schweigen. Als sich schließlich noch der Alte, den Bandolf vom Sonnwendfest in unangenehmer Erinnerung hatte, zu der schnippischen Bemerkung hinreißen ließ, man habe es doch allenthalben schwer genug, die ewig hungrigen Mäuler auf der Burg zu stopfen, da könne man nicht noch den Hüter für das lose Gesinde des Burggrafen abgeben, verlor Bandolf die Geduld.
    »Dann will ich euch doch nicht länger von der Arbeit abhalten«, knurrte er. »Bedenkt, dass es für eure Abgaben längst Matthäi gewesen ist. Die hungrigen Mäuler auf der Burg warten schon seit Pfingsten auf drei Fuder Bier, fünf Hühner, zwei Ferkel, drei Pfund Wachs und zwanzig Laib Käse, und mein Langmut mit euch ist nicht ohne Ende.«
    Das brachte den Alten zum Schweigen, und die Dörfler trollten sich mit betretenen Gesichtern.
    »Warum schickt Ihr nicht endlich einen Trupp Eurer Reisigen in die Dörfer, um die fehlenden Abgaben einzutreiben?
«, erkundigte sich Bruder Fridegist, als sie dem Dorfrand zustrebten. »Das würde das Landvolk rasch Mores lehren.«
    »Sich mit Gewalt zu holen, was nicht da ist, wäre womöglich ein nutzloses Unterfangen, meint Ihr nicht?«
    Missbilligend schüttelte Bruder Fridegist den Kopf und warf sich in die Brust: »Wie Ihr wisst, hatte ich das Amt des Propstes von Sankt Johannes in Halberstadt inne, bevor mich der Bischof zum Kaplan ernannte. Solche Klagen sind mir dabei häufig zu Ohren gekommen. Nichts als Augenwischerei, das mögt Ihr mir glauben. Es findet sich doch immer noch ein Sack Roggen und das eine oder andere Ei, wenn man nur forsch genug danach sucht.«
    »Kümmert Ihr Euch um ausstehende Urkunden und überlasst die Sorge um ausstehende Hühner mir«, schnaubte Bandolf. Doch insgeheim zerbrach er sich schon seit geraumer Zeit den Kopf darüber, wie er mit den Dörflern verfahren sollte. Dass die aufgehetzten Bauern ihm aus Trotz zu Leid lebten, mochte er schon glauben. Aber auch die hohlwangigen Gesichter unter den Dörflern waren ihm nicht entgangen. Heftige Regenfälle im Frühling hatten die Ernte spärlich werden lassen, und die Sonne, die jetzt heiß vom Himmel brannte, war zu spät gekommen. Ob seinem König diese Erklärung für die fehlenden Abgaben genügen würde, wagte Bandolf jedoch zu bezweifeln.
    »Ich wünschte bei Gott, diese verdammte Burg stünde schon mit dem letzten Schlussstein da«, grollte er.
     
    Hinter dem Dorf kreuzte sich der Weg. Ein nordwärts ausgerichteter Galgen, an dem ein halb verwester Leichnam hing, markierte die Kreuzung. Man hatte den Galgen mit einem Geweih geschmückt, damit jedermann sehen konnte, dass hier ein Wilderer sein

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