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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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zu können.
    »Zum Henker, was treibt Ihr hier oben?«, entfuhr es ihm, peinlich berührt bei der Vorstellung, dass das junge Ding ihn in derart geschwächtem Zustand gesehen hatte.
    Melisend warf den Kopf in den Nacken und bedachte ihn mit einem schalkhaften Blick. »Wollt Ihr mir nicht hinaufhelfen, bevor Ihr mich anknurrt?«, fragte sie.
    Mit einem unterdrückten Seufzen kam er ihrer Aufforderung nach, streckte ihr den Arm entgegen, und sie ließ sich von ihm heraufziehen.
    Sobald sie festen Boden unter den Füßen hatte, strich Melisend flüchtig über ihr Gewand. Dann sah sich Bandolf prüfend gemustert.
    »Ah! Wie unvernünftig, Euch in Eurem Zustand Wind und Sonne auszusetzen«, rief sie mit tadelnder Stimme.

    »Mumpitz«, brummte er. »Ein bisschen Kratzen im Hals wird mich nicht umbringen.«
    »Das bisschen Kratzen im Hals«, äffte sie ihn nach. »Pah! Ihr habt Ringe wie Wagenräder unter den Augen, und lässt man das Gestrüpp in Eurem Gesicht außer Acht, so seid Ihr bleich wie ein Leichentuch. Ihr solltet in Eurer Bettstatt liegen, anstatt Euch hier oben der unbekömmlichen Luft auszusetzen.«
    Unwillkürlich strich Bandolf über seinen so übel beleumundeten Bart und schüttelte abwehrend den Kopf. Doch sie fuhr unverdrossen fort:
    »Außerdem hat mir Euer Marschalk berichtet, dass Ihr nichts gegessen habt. Herrje! Wie wollt Ihr denn zu Kräften kommen, wenn Ihr nichts zu Euch nehmt?«
    Zum Teufel mit Herwald! Seit wann war sein Marschalk so gesprächig?
    »Ich hatte keinen Hunger«, brummte er.
    Melisend runzelte die Stirn. »Hat Ingild meine Anweisungen nicht befolgt?«
    »Welche Anweisung?«
    »Ah! Ich sagte ihr, ich würde sie über kleiner Flamme rösten lassen, wenn sie nichts auf die Tafel brächte, was Euren Appetit zu reizen vermöchte«, erklärte sie mit einer ärgerlichen Geste.
    Zweifellos erklärte das den würzig gebratenen Hasen auf seinem Tisch.
    Bandolf grinste. Offenbar hatte Melisend Bekanntschaft mit den Kochkünsten seiner Magd geschlossen und sie für ungenügend befunden, während sie an seinem Krankenlager gesessen hatte. Dennoch schien es bemerkenswert, dass die dickfellige Ingild sich von Tidreads junger Gattin hatte dreinreden lassen.
    Leise pfiff Bandolf durch die Zähne.

    Prompt musste er husten.
    Sich unangenehm des aufmerksamen Blicks bewusst, mit dem Melisend ihn musterte, fuhr er sich schließlich mit dem Ärmel über sein rot angelaufenes Gesicht.
    »Eure Darlegung hat Ingild überzeugt«, keuchte er hastig, bevor Melisend erneut auf den Zustand seiner Säfte zurückkommen konnte. »Ich hatte dennoch keinen Appetit. Und was etwa noch vorhanden war, machte mein Kaplan mit seinem unaufhörlichen Schwatzen zunichte.« Unheilvoll kniff er die Augen zusammen. »Ich schwöre Euch, wenn er mir noch einmal mit seiner vermaledeiten Kapelle daherkommt, ziehe ich ihm eins über den Schädel!«
    Zu seiner Erleichterung ließ sie sich ablenken und lachte.
    »Nun, nach allem, was mir über Euren Kaplan zu Ohren kam, wundert es mich nicht, dass er mit einer großartigen Kapelle zu prunken bestrebt ist«, meinte sie.
    Bandolf warf ihr einen fragenden Blick zu. Ihre grünen Augen funkelten vor Erheiterung, und die Sommersprossen in ihrem Gesicht schienen in der Sonne zu tanzen.
    »Nein? Wollt Ihr behaupten, Ihr wisst nicht, warum der Bischof von Halberstadt dem König ausgerechnet Bruder Fridegist als Kaplan für die Buchenburg empfohlen hat?«, fragte sie.
    »Als Probst eines Stifts brachte er wohl die nötige Erfahrung für ein solches Amt mit«, meinte er mit einem Schulterzucken.
    Melisend bedachte ihn mit einem nachsichtigen Lächeln.
    »Bruder Fridegist war Probst im Stift Sankt Johannes in der Nähe von Halberstadt.«
    »Das ist mir bekannt«, brummte Bandolf.
    »Wisst Ihr auch, warum er das Stift verlassen musste?«

    »Musste?«
    »Ah! Ihr wisst es nicht.« Melisend zwinkerte, dann trat sie einen Schritt auf ihn zu und raunte: »Es heißt, ihm wäre mehr an den Mägden der umliegenden Hufen gelegen als am Seelenheil seiner Mitbrüder oder der Bewirtschaftung der Stiftsgüter. Sein buntes Treiben gelangte schließlich dem Bischof zu Ohren, und er ließ ihm eine Warnung zukommen, die Bruder Fridegist jedoch missachtete. Und um das Maß vollzumachen, ließ sich Euer Kaplan schließlich auf einem Bankett zu einer schlüpfrigen Bemerkung über Landfrieds Gattin hinreißen, welcher des Bischofs Bruder ist.« Mit einer lässigen Geste trat sie wieder zurück. »Nun – kurz darauf

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