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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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nahm seine Hände und drückte sie beschwichtigend. »So etwas darfst du nicht denken. Was auch immer geschehen ist …«
    Mit einem Aufstöhnen unterbrach er sie: »Wenn ich mich geweigert hätte, ihr die Stelle zu zeigen, wo … Nichts von alledem wäre passiert«.
    »Du sprichst von der Heilerin? Du hast sie noch einmal aufgesucht?«
    »Sie wollte, dass ich sie zu der Stelle führe, wo Batyas Knecht die Burggräfin gesehen hat. Aber als die Männer in die Scheune kamen …«
    Rifka runzelte die Stirn. »Was redest du denn? Welche Scheune?«, fragte sie leise, als er nicht weitersprach.
    »Die Scheune am Ende des Durchlasses. Wir versteckten uns hinter einem Stapel, aber der Welsche, der sich vor unserem Haus herumtrieb, muss etwas gehört haben und …«
    Joschua verstummte erneut, als Hannah eine Schüssel brachte und ein Tuch in Rifkas ausgestreckte Hand legte. Nur am Rande nahm er wahr, dass sie Hannah fortschickte, nachdem die Magd auch Wein und Brot gebracht hatte, während seine Gedanken mit all den durcheinanderwirbelnden Bildern der Geschehnisse in der Scheune kämpften, die seinen Kopf bis in den hintersten Winkel auszufüllen schienen.
    Doch als Rifka begann, ihm das Gesicht mit einem feuchten Tuch abzuwischen, schob er ihre Hände weg.
    »Dafür ist keine Zeit. Ich muss mit Rabbi Jacob sprechen,
« stieß er hervor. »Ich muss ihm sagen, was … Rabbi Jacob muss den Kämmerer aufsuchen. Ihm erklären, dass der Welsche und dieser grobschlächtige Mann … Eine alte Kapelle. Die muss man finden und …«
    »Nein«, unterbrach ihn Rifka bestimmt. »Zuerst musst du dich beruhigen. Du wirst niemandem von Nutzen sein, solange du so wirr daherredest.« Die Lippen entschlossen zusammengepresst, hielt sie ihm den Becher an den Mund. »Trink den Wein. Langsam.«
    Im ersten Augenblick wollte er ihr widersprechen, sah dann aber ein, dass sie recht hatte. Es würde der Heilerin kaum helfen, wenn er dem Rabbi nur unzusammenhängendes Geschwafel vortragen konnte. Mit einem Seufzen nippte er an dem Becher, schloss erneut die Augen und atmete tief ein.
    »Ich zeigte der Heilerin den Durchlass«, berichtete er stockend. »Am Ende der Gasse war eine Scheune. Da war ein Knecht mit einem Knüppel. Sie glaubte … die Heilerin glaubte, dass die Burggräfin womöglich dort gefangen gehalten würde. Zuerst fand ich den Gedanken unsinnig, aber dann …« Er unterbrach sich, um einen Schluck zu trinken. Hastig fuhr er fort: »… Die rückwärtige Pforte der Scheune war nicht verriegelt, und wir gingen hinein. Zunächst schien es auch tatsächlich nur eine einfache Scheune zu sein, in der Waren gelagert werden. Aber plötzlich kamen Männer herein. Wir versteckten uns und hörten, wie die Männer sich unterhielten. Rifka! Sie horten dort Waffen!«
    »Waffen? Wie kommst du darauf?«
    Ja, wie kam er auf den Gedanken? Mühsam grub Joschua in seiner Erinnerung. »Ein Mann mit Namen Ragnold, offenbar der Anführer der Männer, wollte wissen, wie weit die Bootsleute mit dem Abladen wären, und jemand antwortete,
dass nur noch die Kisten mit den Bögen fehlten. Dann fiel eine dieser Kisten herunter, und der Welsche sagte, der Großteil der Pfeile sei heil geblieben.«
    Als läge ihr eine Frage auf der Zunge, die sie nicht stellen wollte, presste Rifka die Lippen aufeinander und bedeutete ihm mit einer Geste, fortzufahren.
    »Der Welsche sprach davon, dass es mit ihren Plänen nicht zum Besten stünde. Dass die Übergabe des Kleinods in Sachsen fehlgeschlagen sei«, sagte er leise.
    Rifkas Augen weiteten sich. »Vaters Auftrag?«
    Joschua nickte. »Es muss sich um Vaters Auftrag handeln. Da war die Rede davon, dass der Welsche von einer Jüdin erwischt worden wäre, als er das Haus des Juden beobachtete. Du musst gemeint gewesen sein. Um welche andere Jüdin und um welches andere jüdische Haus könnte es sich sonst gehandelt haben? Nach allem, was wir wissen. «
    »Aber wieso?«, überlegte Rifka laut. »Was erhoffen sich diese Männer zu erfahren, wenn sie unser Haus beobachten? «
    »Ich fürchte, man will wissen, wann Vater nach Worms zurückkehrt. Oder besser gesagt, was er bei seiner Rückkehr womöglich bei sich hat. Um es ihm abzunehmen.«
    »Aber die Übergabe an Vater hat doch offenbar nicht stattgefunden«, widersprach Rifka.
    »Inzwischen vielleicht doch«, sagte Joschua. »Wie auch immer, die Männer scheinen auf das Kleinod aus zu sein, konnten es bisher aber offenbar noch nicht an sich bringen. « Er nahm einen weiteren

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