Das Geheimnis der Burgruine
Zeitung.
TKKG zogen sich ins kleinste der drei Lesezimmer zurück, wo sich sonst niemand aufhielt. Tim breitete beide Zeitungen auf dem Tisch aus.
»Leo hat gestern Worte, Wortteile und Silben aus seiner Zeitung ausgeschnitten. Diese zerschnippelte Ausgabe hier lag in seinem Papierkorb. Die Schnipsel hat er aufgeklebt. Ich habe auch die Tube mit dem Kleber entdeckt. Natürlich hat er die Schnipsel zu einem Text angeordnet. Hm.«
»Da frage ich mich doch, warum er das tut«, meinte Karl.
»Um nicht per Hand schreiben zu müssen. Computer oder Schreibmaschine besitzt er nicht«, erwiderte Tim.
»Er will also seine Schrift verbergen«, stellte Gaby fest. »Das heiÃt, der Empfänger soll nicht feststellen können, von wem der Text stammt. In Kriminalfilmen sehen so Erpresserbriefe aus.«
Tim nickte. »Dazu würde auch Leos Verhalten passen. Der nächtliche Ausflug, wobei er sein Bike benutzte und nicht den Feuerstuhl. Weil er, Leo, leise ans Ziel gelangen wollte - wie wir schon gestern Abend vermutet haben. Leo ist also ein Erpresser.«
»Aber die Sache ist in die Hose gegangen«, sagte KlöÃchen. »Leo ist nicht zurückgekommen. Das heiÃt, er wurde erwischt.«
»Schicksalhaft!«, nickte Tim. »Wäre uns Lahm nicht in die Quere gekommen, hätten wirâs sicherlich verhindern können. Jetzt dürfen wir uns die Birne müde grübeln, wer Leos Opfer werden sollte.«
Gaby klopfte auf die zerschnippelte Zeitung. »Wir haben die Möglichkeit zum Abgleichen. Können feststellen, welche Worte und Fetzen er rausgeschnitten hat. Vielleicht ist ein Name dabei.«
»Ich hole meinen Block«, sagte Karl. »Auf dem notieren wir alles, was wir finden.«
Er war nach einer Minute zurück. Die jeweils passenden Zeitungsseiten wurden nebeneinandergelegt. Tim und Gaby schoben die Köpfe dicht an dicht und suchten in der unversehrten Zeitung, was an der zerschnippelten fehlte.
Leo hatte offenbar einen längeren Text verfasst. Karl notierte eifrig. Es dauerte über eine halbe Stunde. Die Freistunde war nun bald vorbei. Aber weil sich die groÃe Pause anschloss, blieb noch genügend Zeit.
»Ich lasse mal raus, was mir auffällt«, sagte Tim. »Das Wort âºGeldâ¹ kommt viermal vor, âºEuroâ¹ dreimal, âºBankâ¹ sechsmal - entnommen dem Wirtschaftsteil. Ferner fallen die Worte âºPolizeiâ¹ auf, âºForderungâ¹, mehrere einzelne Zahlen, die man zu âº210 000â¹ oder âº120 000â¹ zusammensetzen kann. AuÃerdem die Worte âºWarnungâ¹, âºHauptbahnhofâ¹, âºKioskâ¹ und âºContainerâ¹. Zudem: âº15 Uhrâ¹ - in einem Stück. Und das Wort âºStraÃeâ¹. Und - was mir förmlich auf der Zunge zergeht - das Wort âºÃberfallâ¹. Amigos, wir liegen verdammt richtig. Jetzt müssen wir dem Geschnipsel noch Sinn einhauchen.«
»âºBankâ¹ und âºÃberfallâ¹Â«, rief Gaby, »lösen bei mir eine Idee aus. Mein Papi hat nämlich erzählt, dass gestern Nachmittag ein Banküberfall verübt wurde. Der Täter hatte sich mit Dynamitstäben in eine lebende Bombe verwandelt. Er hat behauptet, er sei sterbenskrank und wolle das Geld für seine Familie. Wenn erâs nicht kriege, werde er sich und den Bankdirektor samt Bankgebäude in die Luft sprengen. Er hätte doch nichts mehr zu verlieren. Weil wir ja in einer Zeit von Selbstmordattentätern leben, hatte seine Methode - ob wahr oder vorgegeben - Erfolg. 190 000 Euro hat er erbeutet. Und ist rausmarschiert. Die Fahndung lief dann viel zu spät an.«
»Aber das war doch niemals Leo«, sagte KlöÃchen.
»Natürlich nicht.« Tim schüttelte den Kopf. »Aber er kennt - denke ich mal - den Täter. Muss irgendwas, irgendwo beobachtet haben und fordert jetzt seinen Anteil. Amigos, das ist die Erpressung. Leo deckt einen Bankräuber, um selbst mitzukassieren.«
»Pfui Spinne!«, meinte KlöÃchen. »Aber Leo traue ichâs zu.«
Tim wandte sich an seine Freundin. »Welche Bank wurde überfallen?«
»Die VME-Filiale in der VogelsangstraÃe, Ecke Lermster StraÃe.«
»Moment!«, rief Karl. »Das Wort âºVogelâ¹ habe ich auch auf dem Block. Und die Fetzen âºLeâ¹, âºrmâ¹ und âºsterâ¹. Habe ich auch âºsangâ¹? Ja, hier. Na, das passt doch wie ein
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