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Das Geheimnis der Burgruine

Titel: Das Geheimnis der Burgruine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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versteckten sich.
    Leo hatte sich tief über den Lenker seines Mountainbikes gebeugt. Es besaß keine Lampe, aber Leo trug eine Stirnlampe über seiner Wollmütze. Das sorgte zwar nicht für Festbeleuchtung, musste aber genügen.
    Der weißliche Lichtkegel erfasste den holprigen Boden. Leo hatte die Zubringerstraße bereits hinter sich. Die breiten Reifen des Bikes knirschten auf dem Sand der unbefestigten Straße. Es ging auf Mitternacht. Leo war überzeugt, hier niemandem zu begegnen.
    In der Brusttasche seiner Lederjacke steckte der Erpresserbrief. Den hatte er zusammengeklebt, hatte Worte und Wortteile für seinen Text aus der aktuellen Zeitung ausgeschnitten.
    Er teilte mit, dass er den Bankraub beobachtet habe, und stellte die vier Gangster vor die Wahl: Entweder sie händigten ihm die Beute aus oder er würde die Polizei anonym verständigen. Dass die Leute aus der VME-Bank den Täter, den »Leichenverschnitt mit den Dynamit-Stäben«, wie er ihn bezeichnete, wiedererkennen würden - daran bestand kein Zweifel.
    Da Leo nicht wusste, wie hoch die Beute war, hatte er forsch 120 000 Euro gefordert. War die Beute höher, umso besser für die Ganoven.
    Die Geldübergabe sollte morgen sein, am Dienstag, im Hauptbahnhof. Das Geld, verpackt in eine braune, umschnürte Tüte, sollte von dem »Typ mit der Glatze« um genau 15 Uhr deponiert werden. Und zwar in dem Papiercontainer hinter dem Backwaren-Kiosk am Nordausgang des Bahnhofs. Und Leo warnte. Er kenne alle vier. Er würde es merken, wenn jemand in der Nähe blieb, um ihn zu beobachten. Im Übrigen würde er nicht selbst die Geldtüte aus dem Container fischen, sondern einen Unbeteiligten damit beauftragen. Jemanden, der keine Ahnung habe, wer er, Leo, sei.
    Jetzt war er auf dem Weg zum Siedlerhof. Dort würde er seinen Erpresserbrief vor die Tür legen.
    Im fernen Wald röhrte ein Hirsch. Aha! Die Brunft hatte begonnen, die Paarungszeit des Rotwilds.
    Nur noch fünf Minuten, dann hatte er den letzten Hügelkamm vor dem Gehöft erreicht. Leo fuhr in sein Verderben. Aber das war bedingt durch Umstände, von denen er nichts wissen konnte.
    Jetzt erreichte er die Stelle, wo er nachmittags im Gras gelegen und beobachtet hatte. Unten in der Senke war es dunkel. Nur schemenhaft ließen sich die Gebäude erkennen. Die Ganoven schliefen bereits.
    Er ließ sein Bike zurück. Hastig lief er die Straße hinunter. Als er sich den Gebäuden näherte, meinte er, weit hinter sich in Richtung Chaussee einen Wagen zu hören. Aber das Geräusch war schwach und fern. Er achtete nicht darauf.
    In unsymmetrischer Form ordneten sich die Gebäude um den Innenhof, der gepflastert war und bestanden mit zwei ausgetrockneten Trögen. Leo sah nirgendwo den Kombi und vermutete, dass die Gangster ihn in die Scheune gefahren hatten.
    Ein Irrtum. Beinhart, Isabel, Hugo und Anton waren in der Stadt gewesen und hatten den geglückten Bankraub gefeiert. Mit einem üppigen Essen beim Griechen und reichlich Wein. Isabel hatte allerdings keinen Alkohol getrunken. Sie saß bei der Rückfahrt am Steuer; denn das Quartett wollte unter keinen Umständen einer Polizeistreife auffallen.
    Isabel fuhr langsam. Soeben erklomm der Kombi den letzten Hügel und das Scheinwerferlicht erfasste Leos Bike. Es lag dicht neben der Fahrbahn.
    Â»Halt an!«, gebot Beinhart, der auch nach zwei Flaschen Wein noch rasch begriff. »Und Licht aus.«
    Isabel reagierte sofort. Dann war nur der Wind zu hören, wie er am Spalt des Fahrerfensters orgelte.
    Alle hatten das Bike gesehen.
    Â»Wem gehört das Ding?«, wunderte sich Hugo, der Bulldoggentyp.
    Â»Jemandem, der sich für uns interessiert«, erwiderte Beinhart.
    Â»Um diese Zeit? Das gefällt mir nicht besonders«, meinte Anton, der »Leichenverschnitt«.
    Â»Den Wagen lassen wir hier«, sagte Beinhart und stieg aus.
    Er berührte die Griffe des Bikes und spürte noch Reste von Handwärme. Wer auch immer hier schnüffelte - er war gerade erst angekommen.
    Geduckt und leise wollten sie die Straße hinunter. Doch in diesem Moment stieg der Nachtwind ein paar Etagen höher und bewegte die dicken Wolken. Die Mondsichel kam hervor. Das Silberlicht fiel auf den Siedlerhof - und auf Leo.
    Er war über den Hof geschlichen, den Brief in der Hand. Die plötzliche Helligkeit erschreckte den Schüler. Er fühlte sich

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