Das Geheimnis der Burgruine
du wirst dich wundern, was wir mit dir machen.«
12. Schnipsel aus der Zeitung
Tim erwachte an diesem Morgen mit schlechter Laune. Dass er und KlöÃchen von Lahm erwischt worden waren, hatte ihn in seinen Träumen verfolgt. Doch nach kurzem Morgentraining mit langen Klimmzugserien am Türrahmen und noch mehr Liegestütz-Wiederholungen, ein- und beidarmig, war der Ãrger schon ein bisschen verflogen.
Als die Jungs dann zum Frühstück in den Speisesaal gingen, wunderte sich Tim, dass Leo, der sonst immer sehr früh kam, nicht an seinem Platz saÃ. Der Zwölftklässler erschien auch nicht mehr.
Den Lehrern fiel das natürlich auf. Es lag auch keine Abmeldung vor. Zehn Minuten später stand fest, dass Leo diese Nacht auÃerhalb verbracht hatte. Jedenfalls nicht in seinem Zimmer. Das Bett war unbenutzt. AuÃerdem fehlte sein Mountainbike.
Wo war Leo? Wer hatte ihn wann zuletzt gesehen? »Wir müssen sagen, was wir beobachtet haben, KlöÃchen«, meinte Tim. »Natürlich nur, dass er sein Bike an der AuÃenmauer versteckt hatte. Dass wir ihm auf die Finger gucken wollten, geht niemanden was an. Da bleiben wir bei unserer Hirschbrunft-Story.«
Sie informierten Dr. Blank, der die Stirn runzelte und sich seine Gedanken machte. Aber er wirkte nicht beunruhigt, sondern vermutete offenbar, dass Leos Abwesenheit mit einem Mädchen zusammenhänge.
»Wenn es nur das wäre«, sagte Tim zu KlöÃchen, »aber mein Bauchgefühl signalisiert mir Schlimmeres. Wir haben jetzt noch 16 Minuten bis Unterrichtsbeginn. Das reicht mir, um mich in Leos Bude zu schleichen.«
»Wonach willst du suchen?«
»Das weià ich erst, wenn ich mich dort umsehe.«
Tim passte einen günstigen Moment ab und wieselte dann hinüber zu dem Gebäude, in dem Leo seine Bude hatte. Dort herrschte gähnende Leere. Die Bude war nicht abgeschlossen. Das war allgemein an der Schule nicht üblich. Auch die Lehrer, die im Internat wohnten - ihnen war der Pauker-Silo vorbehalten -, lieÃen ihre Apartments offen.
Leos Bude bot den gewohnten Anblick: Bett, Schrank, Schreibtisch, zwei Stühle, ein Regal. Das Bett war gemacht. Auf dem Fensterbrett standen drei Fläschchen Eau de Cologne unterschiedlicher Marken.
Tim lieà den Blick kreisen und registrierte sofort, worum er sich kümmern musste. Geradezu magnetisch wurde sein Interesse vom Papierkorb angezogen.
In dem lag die gestrige Tageszeitung, die gleiche, die sich Tim abends auf dem Bett unter die schmutzigen Schuhe geschoben hatte. Aber Leos Ausgabe war zerschnitten. Fein säuberlich waren auf der Titelseite Worte ausgeschnitten. Und nicht nur dort, wie Tim feststellte, als er die Zeitung durchblätterte: auch im Lokalteil und im Wirtschaftsteil.
Tim runzelte die Stirn. Dann zog er einige Fächer am Schreibtisch auf. Im dritten links fand er die Papierschere und eine Tube Klebstoff. Die Tube war angebrochen.
Tim schob sich die Zeitung unter das Sweatshirt und lief hinüber zur Klasse. Gaby, Karl und KlöÃchen warteten auf dem Flur vor der 9b. Die beiden externen Freunde waren mit dem Schulbus gekommen und Gaby sah noch ein bisschen verschlafen aus. Tim küsste seine Freundin auf die Wange.
»Hallo!«
»KlöÃchen hat uns das mit Leo erzählt«, sagte Karl. »Und dass der Lahm euch erwischt hat.«
Tim hob die Schultern. »Um zehn müssen wir zum Direx. Die Standpauke anhören. Wir werden uns natürlich als leidenschaftliche Rotwild-Freaks outen, mit denen die Begeisterung durchgegangen ist.«
»Erwartest du eine Belobigung?«, lachte Gaby.
Er grinste und gab ihr ein zweites Bussi. »Ich habe was gefunden bei Leo. Damit beschäftigen wir uns in der dritten Stunde.« Wegen Erkrankung des zuständigen Lehrers hatten sie die frei. »Dann haben wir den Direx hinter uns und beginnen mit dem spannenden Teil.«
»Spannend?«, fragte Karl.
Tim nickte. »Was Leo betrifft, habe ich einen Verdacht, bei dem mir die Haare zu Berge stehen.«
Gaby strich ihm über den Kopf. »Mit deinen Locken gefällst du mir besser.«
Mathe und Geschichte vergingen wie im Flug. Als die Jungs dann bei Dr. Freund, dem Direktor, antanzten, wurde alles halb so schlimm. Tim hatte einen Beliebtheits-Bonus, von dem auch KlöÃchen profitierte ( Vorteile hatte ).
Danach sauste Tim zum Adlernest hoch und holte seine unversehrte Ausgabe der gestrigen
Weitere Kostenlose Bücher