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Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nicht überlisten. Wahrscheinlich war gar nichts?«
    »Hast recht. Gar nichts. Es
geht zwar um eine Million Mark Lösegeld, aber... Ach, entschuldige! Wie kann
ich dich in deinem Genuss stören.«
    Klößchen schob sich noch ein
gewaltiges Stück in den Mund. Den Rest der Tafel, etwa ein Drittel, verpackte
er ins Silberpapier.
    Dann stieg er auf das Kopfteil
seines Bettgestells und griff hinauf auf den Schrank, wo ein größerer Karton
stand. Er enthielt Klößchens Schokoladenvorrat: im Durchschnitt 30 Tafeln. Das
Drittel der 200-Gramm-Tafel legte er hinein.
    »So. Zufrieden, du Tierquäler?«
    »Wie soll ich das verstehen,
Willi? Du willst also doch... äh... wissen, was heute Nachmittag war?«
    Klößchen hatte schon ganz
glotzige Augen vor Neugier. Die Segelohren an seinem dicken Kopf schienen sich
Tarzan entgegenzuwölben.
    Als der seinen Bericht beendet
hatte, patschte Klößchen die Hände zusammen.
    »Nicht zu glauben! Völlig irre!
Ein echtes Kidnapping. Wie in einem Gangsterfilm. Aber deine Idee war Klasse.
Hihi! So spart man eine Million! Dafür müsste Eichberg dich belohnen. Aber
Millionäre sind sparsam. Das weiß ich von meinem verehrten Herrn Vater. Nicht,
dass der geizig wäre. Neeeiiin! Aber so großzügig wie einer, der nichts hat,
ist er nicht.«
    »Es gibt eben Menschen«, sagte
Tarzan, »denen Geld das Wichtigste ist. Ich finde, das ist ein armseliger
Standpunkt. Und es bleibt auch armselig — selbst wenn einer Millionen
scheffelt. Für mich werden Geld und Verdienst nie an erster Stelle stehen. Sicherlich
— ich werde auch zusehen, wo ich bleibe. Später, im Beruf. Aber anderes ist
weiß Gott wichtiger, damit einem das Leben Spaß macht. Das habe ich jetzt schon
begriffen. Und Typen, die nur aufs Geld schielen, werden nie meine Freunde.«
    »Außerdem«, fuhr er fort,
nachdem er sein Matheheft auf den kleinen Tisch gelegt hatte, »interessiert’s
mich einen Schimmelkäse, ob Eichberg mich mit Münze belohnt oder nicht. Mir
geht’s um die kleine Barbie! Und darum, dass so ein Saukerl von Kidnapper für
seine gemeine Tat nicht noch mit ner Million bezahlt wird. Klar?«
    »Klar wie Kloßbrühe«, nickte
Klößchen. »Du, wenn du morgen vom Kommissar angerufen wirst — kann ich
mitkommen?«
    »Da fragst du noch? Ist doch
selbstverständlich.«
    »Du willst dabei sein, wenn die
überglücklichen Eltern die kleine Barbara in Empfang nehmen, nicht?«
    »Hm.« Tarzan setzte sich an den
Tisch. »Das interessiert mich eigentlich weniger.«
    »Sondern?«
    »Ich habe eine Vermutung. Als
der näselnde Kidnapper zum ersten Mal mit Pia Friese telefonierte, gab er zu
erkennen, dass er sie als Schauspielerin verehre.«
    »Ja, und?«
    »Wenn ein Mann eine Frau
verehrt, Willi, dann sieht er sie gern. Stimmt’s?«
    »Möglich. Ich sehe manche
Mädchen auch gern, ohne dass ich sie verehre.«
    »Jedenfalls stelle ich mir vor,
dass dieser Kerl das Baby an einem ziemlich belebten Platz aussetzt. So was
lässt sich ganz unauffällig bewerkstelligen. Und dass er dann in der Nähe ist,
nachdem er Pia Friese angerufen hat. Verstehst du? Er wird irgendwo in der Nähe
sein, um sie zu beglotzen, wenn sie ihr Kind abholt.«
    Klößchen spitzte die Lippen und
pfiff einen schrillen C-Dur-Akkord.
    »Mann, Dschungelheld, du bist
ja menschenkennerisch enorm hell auf der Platte (schlau).«
    Tarzan lachte. »Bis jetzt ist
es nur eine Vermutung. Aber vielleicht treffe ich damit ins Schwarze.«
    »Und du meinst, wenn wir die
Augen offen halten, fällt er uns auf?«
    »Bestimmt. Und jetzt Ruhe. Ich
mache unsere Mathe-Aufgaben.«
    Klößchen störte ihn nicht. Nach
20 Minuten hatte Tarzan alles erledigt und sein dicker Freund begann mit dem
Abschreiben, was erheblich länger dauerte.
    Den Rest des Abends verbrachte
Tarzan in der Turnhalle — mit hartem Konditions- und Judotraining.
    Klößchen saß im Fernsehraum vor
einem spannenden Krimi und genoss das beginnende Wochenende, das bekanntlich
schulfrei und auch im Internat fast ohne Pflichten ist.
    Als sie dann pünktlich im Bett
lagen, schien ein gelber Septembermond durchs Fenster. Kühler Nachtwind strich
durch das bunte Laub der Ahornbäume im Hof und irgendwo fernab kläffte
aufgeregt ein Hund.
    Plötzlich — wie angeknipst —
stand das Bild vor Tarzans innerem Auge: Die leere Bismarck-Straße, auch
Pinke-Pinke-Allee genannt, die tollen Grundstücke zu beiden Seiten und — der
abfahrende Wagen ein Stück vor ihnen, vor ihm und vor Gaby. Klar! Den hatte er
gesehen. Aber

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