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Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nicht beachtet. Und schon gar nicht das Nummernschild
wahrgenommen. Auch nicht den Autotyp. Nur dass es eine kleine, verstaubte Karre
war. Das hatte er gesehen. Und sie war bei der Hecke gestartet, die das
Eichberg-Grundstück zur Straße hin abgrenzt! Mann! War das der Kidnapper
gewesen? Tolldreist und frech. Dann — und das konnte zeitlich genau hinkommen —
war das Verbrechen unmittelbar vor ihrer Ankunft passiert.
    Den Fahrer, dachte er, habe ich
von hinten gesehen. Ein Mann war’s. Dunkelhaarig. Doch, doch! Kein Zweifel.
Bisschen wenig für einen Steckbrief. Aber vielleicht nützt es mir morgen. Auf
Glatzen und Strohfrisuren brauche ich also nicht zu achten. Das ist doch schon
was.
    Er lächelte dem Mond zu, dachte
noch einen Moment an seine Mutter und schlief dann ein.
     
    *
     
    Am Samstagvormittag schlief
Klößchen sich aus, ungefähr bis Mittag. In seinen Schlaf drang kein
Sonnenstrahl. Also merkte er auch nichts von dem herrlichen Wetter.
    Tarzan stand früh auf. Er hatte
Dr. Hildebrandt, dem neuen Kunsterzieher, versprochen, ihm beim Tapezieren
seines Apartments — drüben im Paukersilo — zu helfen.
    Hildebrandt konnte zwar
phantastisch gut zeichnen, hatte aber, wenn es um Praktisches ging, zwei linke
Daumen.
    Staunend sah er, wie rasch
Tarzan das Tapezieren erledigte.
    Es war zwar ein Jammer, dass
über die druckneuen Blümchentapeten schaurige Pop-Art- (moderne
Kunstrichtung) Muster geklebt wurden. Aber Hildebrandt wollte es so. Ihn
grauste vor den Blümchen.
    Deren Anblick hätte ihn,
erklärte er Tarzan, auf die Dauer schwermütig gemacht.
    Sie waren spätvormittags
fertig. Tarzan hatte noch Zeit für ein paar schnelle Runden auf dem Sportplatz,
bevor er Klößchen zum Mittagessen weckte.
    Gähnend rieb der sich die
Augen.
    »Wie spät ist es denn?«
    »Zwölf durch.«
    »Erst nach Mitternacht! Und da
weckst du mich!«
    »Zwölf Uhr mittags, Willi! Wenn
du dich endlich entschließen könntest, die Augendeckel hochzuklappen, würdest
du die Sonne sehen.«
    »O Gott! Ich habe das Frühstück
versäumt.«
    »Nachher wollen wir den
Kidnapper ermitteln — und du denkst an Frühstück.«
    »Doch nur, weil ich mit leerem
Magen nicht ermitteln kann.«
    Um 14.15 Uhr — nach einer
kräftigen Portion Gulasch — wurde Tarzan ins EvD-Zimmer gerufen, wo Dr.
Hildebrandt seit einer Viertelstunde seine trübsinnige Wochenend-EvD-Tätigkeit
aufgenommen hatte. An seinen Fingern klebte noch Leim und auf seiner Schulter
ein winziges Stück Pop-Art-Tapete.
    »Telefon für dich, Tarzan.«
    Das durchfuhr ihn wie ein
Stromschlag.
    »Ja, hier Peter Carsten«,
meldete er sich am Hörer.
    »Tarzan, der Kidnapper hat eben
angerufen«, sagte Kommissar Glockner. »Das Baby ist auf einer Bank im
Vogelsang-Park ausgesetzt, sagt er. Du wirst sicherlich der Erste sein. Bis
gleich.«
    »Vielen Dank!«, brüllte Tarzan.
Aber Glockner hatte schon aufgelegt.
    Dr. Hildebrandt war
zusammengezuckt.
    »Ich muss in die Stadt.« Tarzan
sauste hinaus.
    Wenn er sich sputete, konnte er
tatsächlich der Erste sein.
    Der Vogelsang-Park lag im Süden
der Stadt — also ziemlich nahe beim Internat.
    Aber zunächst...
    Er fand Klößchen im Speisesaal,
wo er Tischdienst machte. Das hieß: Er musste Geschirr abräumen und in die
Küche tragen. Das tat er gern. Tarzan wusste, weshalb. Enthielt doch manche
Schüssel noch erhebliche Reste. Und Klößchen hatte keine Hemmungen, sich daran
zu vergreifen — auf dem Weg vom Saal in die Küche. Ohne zu kauen, schluckte er
hinunter, was er kriegen konnte.

    Tarzan gab ihm Bescheid und
fügte hinzu: »Ich sause los. Verständige Gaby und Karl, bevor du nachkommst.«
    »Mache ich.«
    Zwei Dutzend Teller
schepperten, als Klößchen mit seinem Tablett in die Küche rannte.
    Tarzan holte sein Rad. Im
Höllentempo preschte er über die Landstraße.
    Stimmte seine Vermutung? War
der Kidnapper noch da? Bis jetzt schien alles zuzutreffen. Jedenfalls, dass
Barbie in belebter Gegend ausgesetzt wurde. Der Vogelsang-Park war bei allen
Altersgruppen beliebt. Sand buddelnde Dreikäsehochs gab es dort ebenso wie
gichtgebeugte Rentner.
    Ich spüre es, dachte Tarzan.
Der Kerl ist da und wartet auf — Pia.

7. Der Verdächtige im Park
     
    Um eine Nasenlänge kam ihm der
Streifenwagen zuvor.
    Tarzan hatte den Parkeingang
noch nicht erreicht, als die beiden Polizisten ausstiegen und hineinstürmten.
    Vermutlich waren sie in der
Nähe gewesen und über Funk verständigt worden.
    Auch gut!, dachte er. Sogar
noch besser!

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