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Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Dann kümmern die sich um Barbie und ich kann mich als Beobachter
im Hintergrund halten. Darum geht’s ja. Ich suche einen dunkelhaarigen Kerl,
der darauf lauert, dass er Pia Friese zu Gesicht kriegt.
    Er sprang vom Rad, schob es
durch den Eingang und dann den betonierten Weg entlang.
    Im Park waren alle Wege
betoniert. Ein überschlauer Stadtplaner hatte sich das einfallen lassen.
Vielleicht war die Beschwerde einiger Zivilisationskrüppel der Anlass gewesen —
die sich, bei Regen, auf den ehemaligen Sandwegen die Schuhe verschmutzt
hatten.
    Mittelpunkt des Vogelsang-Parks
war eine große Wiese, wo man picknicken, sich lagern und sonnen, Fußball
spielen oder umherschlendern konnte. Das Gras war kurz getreten. Einen Teppich,
der so viele Löcher aufwies, hätte man längst auf den Müll geworfen.
    Tarzan blieb am Rand stehen und
blickte sich um.
    Es war Samstag, das Wetter
ideal. Ungezählte Großstadtmenschen, von der Sonne in den Park gelockt,
tummelten sich.
    Dutzende von Kinderwagen
standen bei den Bänken. Die dazugehörigen Mütter strickten, lasen oder —
tratschten, falls sie jemanden zum Reden hatten.
    Wege führten in die Büsche,
bildeten Rundkurse und wurden alle paar Meter von Bänken gesäumt.
    Tarzan sah die Polizisten. Sie
folgten eilig dem Hauptweg, der zum Springbrunnen führte.
    Also nichts wie hinterher!
    Aber er hielt Abstand. Nur
keine verdächtige Eile vorführen. Schließlich wusste er von nichts.
    Die Polizisten steuerten eine
Bank am Springbrunnen an. Eine Tragetasche für Babys stand dort. Sie war
pflaumenblau. Und Barbie lag drin. Aber niemand saß auf der Bank. Niemand war
in der Nähe.
    Um diese Stunde schien der
Platz nicht gefragt, weil hohe Pappeln das Sonnenlicht abhielten.
    Die Polizisten beugten sich
über die Tragetasche, nickten und blickten sich sofort scharfäugig um.
    Aber außer Tarzan, der sich
jetzt gelangweilt auf einer Bank lümmelte, schien keine Menschenseele in der
Nähe zu sein.
    Ein Polizist sprach in sein
Sprechfunkgerät, dessen kurze Antenne wie eine Stahlrute wippte.
    Der andere beugte sich wieder
über Barbie, schien jedoch im Umgang mit Kleinkindern keine Erfahrung zu haben.
Mit dem Finger krabbelte er sie, was ihr überhaupt nicht gefiel. Tarzan hörte
klägliches Weinen.
    Der mit dem Sprechfunkgerät
bezog Posten bei der Bank. Der andere kam zu Tarzan.
    »Junge, bist du schon lange
hier?« Er hatte einen blonden Schnurrbart, der etwas schief ausrasiert war.
    »Noch keine Minute«, antwortete
Tarzan. »Weshalb denn?«
    »Du hast nicht zufällig
gesehen, wer die Tragetasche dort abgestellt hat?«
    »Tut mir Leid.« Tarzan
schüttelte den Kopf.
    Der Polizist rieb sich
nachdenklich die Nase und schien zu der Überzeugung zu kommen, für den ersten
Zugriff und die damit verbundenen Feststellungen genüge das wohl. Alles Weitere
sei schließlich Sache der Kripo.
    Er ging zu seinem Kollegen
zurück.
    Tarzan schien zu dösen. Aber
das täuschte. Aus halb geschlossenen Augen suchten seine Blicke die Umgebung
ab. Wo regte sich was?
    Spatzen hopsten über den Weg.
Eine Frau mit Kinderwagen kam einen Seitenweg entlang. Vier kleine Jungs
spielten Indianer oder was Ähnliches hinter den Büschen dort drüben. Jedenfalls
krochen sie umher und versteckten sich, um dann übereinander herzufallen. Der Kleinste,
der ein langes Plastikschwert umgeschnallt hatte, kriegte das Meiste ab.
    Tarzan sah in die andere
Richtung.
    Dort war der Weg ein langes
Stück wie mit dem Lineal gezogen. Weit hinten schloss sich eine Kurve an.
Jasminsträucher standen zu beiden Seiten — und Bänke.
    Eine hatte man in die Büsche
zurückgesetzt. Sie befand sich nicht mehr im Blickfeld. Aber dort saß jemand.
    Ein Männerbein, lässig
ausgestreckt, ragte auf den Weg. Das andere war angewinkelt. Der Mann trug
graue Hosen.
    In dieser Sekunde beugte er
sich vor und blickte her. Nur ganz kurz, dann verbargen ihn wieder die Zweige.
    Tarzan fühlte sich, als hätte
man ihn mit einer glühenden Nadel gestochen.
    Sicherlich: Einzelheiten konnte
er nicht erkennen auf diese Entfernung. Aber der Mann war dunkelhaarig.
Zumindest das traf zu.
    Und dann dieser schnelle,
wischende, sich vergewissernde Blick!
    In der Ferne erklang
Sirenengeheul. Es näherte sich.
    Tarzan beobachtete die
Männerbeine. Sie bewegten sich, als hätte der Fremde Ameisen in den Strümpfen.
Sie wurden ausgestreckt, angewinkelt, links übergeschlagen, rechts
übergeschlagen. Dann wippten die Füße.
    In Tarzans Blut

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