Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
verrenkten.
    »Ums Gefallen geht es hier
nicht«, antwortete er schlagfertig. »Ich arbeite gerade an einer Facharbeit
über das menschliche Schamgefühl. Dazu gehören Studien. Aber, bitte, Sie können
gern meinen Platz einnehmen.«
    »Ach so«, wunderte sich der
Mann.
    Tarzan bezog Posten auf der
anderen Schmalseite. Hier hingen Fachzeitschriften. Für Golfer, Pferdefreunde,
Hundezüchter, Skifahrer, Auto-Fans, Weltreisende, Hobbyköche, Bastler,
Segelflieger, Tennisspieler, Schach-Fanatiker und Briefmarkensammler.
    Aus den Augenwinkeln konnte er
Schmalzkopf beobachten.
    Ist er’s? Ist er’s nicht?
Himmel, ich kriege noch Magenkrämpfe. Hat ihn sein Komplize hier abgesetzt,
vorhin? Hat er die Babytasche von hier aus zu der Bank getragen? Oder wäre das
aufgefallen? Nein, wäre es nicht. Schließlich tragen viele junge Väter ihren
Nachwuchs spazieren.
    Schmalzkopf hob winkend die
Hand.
    Ein kleines, pfeffergraues Auto
bog von der Straße ab und rollte auf den Parkplatz.
    Die Frau hinterm Lenkrad schien
ein bisschen unsicher zu sein. Etwas mehr links — und Schmalzkopf hätte einen
Fuß eingebüßt.
    Er sprang zurück. Für einen
Moment verzerrte Wut sein Gesicht. Er sah aus, als werde er gleich mit den
Fäusten aufs Autodach trommeln.
    Doch dann hatte er sich wieder
im Griff und sein verschlagenes Gesicht zerfloss zu einem breiten Grinsen.
    Der hat’s aber nötig, bei
diesem Mauerblümchen gut Wetter zu machen!, dachte Tarzan.
    Die Frau war unscheinbar,
unschick und offenbar kurzsichtig. Ihre Augen blinzelten hinter einer randlosen
Brille.
    Durchs geöffnete Fenster
wechselten sie einige Worte.
    »... dich eher abgeholt. Aber
verfahren...«, hörte Tarzan die Frau.
    »...keine Rolle, Liebling!
Hauptsache, du bist da!«, schmalzte der Verdächtige. Dann ging er um den Wagen
herum und stieg ein.
    Die Frau fuhr über den
Parkplatz, schlug einen zu großen Bogen, kam an den geparkten Fahrzeugen
vorbei, ohne einen Kotflügel zu rasieren und rollte zur Straße zurück.
    Tarzan verzichtete auf
Verfolgung. Er hatte das Kennzeichen im Kopf.
    Es endete auf... RH 333.
     
    *
     
    Regina fuhr langsam, den Blick
starr auf die Straße gerichtet. Dass Max Schaudig neben ihr saß, ließ ihr Flerz
schneller schlagen. Wie männlich er wieder nach Rasierwasser roch!
    »... hatte im Park Bekannte
getroffen«, log er gerade. »Wir sind dann umherspaziert. Als ich ging, hörte
ich Polizeisirenen. Na, vielleicht jagen sie mal wieder Terroristen. Oder der
Stadtgärtner hat sich mit einem Umweltverschmutzer geprügelt, hahaha! Soll uns
nicht kümmern, Schatz! Wir... Vorsicht! Der Laster!... ssshhh«, er zog Luft
durch die Zähne. »Das war aber knapp. Fährst du immer so millimetergenau?«
    »Wieso, Max? Ich habe keinen
Laster gesehen.«
    »War auch nur ein 50-Tonner.
Aber er hätte uns an dem Möbelwagen zerquetschen können, als du ihn rechts
überholt hast.«
    »Wirklich? Oh!«
    Er schraubte seine nach oben
verdrehten Augen wieder auf Geradeaus-Blick und wischte die schweißfeuchten
Hände an den Hosenbeinen ab.
    Diese Zimtziege, dachte er,
sollte ihren Führerschein abgeben. Himmel, die bringt uns beide noch um!
    Doch milde säuselte er: »Wir —
wollte ich sagen — werden nie mit der Polizei zu tun haben, Schatz. Denn was
uns zum Reichtum verhilft, ist nur ein kleiner Trick. Wir tun niemandem weh.
Nicht mal der Spielbank! Die kann nicht immer gewinnen. Verluste gehören dazu!
Außerdem — ob die Spielbank Gewinn macht oder wir, das kommt, moralisch
gesehen, aufs Gleiche raus. Und wie viel Unglück hat der Spielteufel schon über
die Menschen gebracht! Wie viele verspielten ihr letztes Hemd und begingen
Selbstmord! Nein, es ist einfach nicht recht, die Spielleidenschaft in den
Menschen zu wecken. Mensch ärgere dich nicht, Schach oder Mühle — klar! Immer! Aber
Roulette (Glücksspiel mit Kugel) und Blackjack (Kartenspiel) haben schon manchen ruiniert. Deshalb, Schatz, brauchen wir uns keine
Gewissensbisse zu machen, wenn wir da absahnen. Eine Spielbank ist nicht die
Kirche.«
    »Ja«, sagte sie mit
schüchterner Stimme.
    Ganz geheuer war ihr sein Coup
nicht. Außerdem war ihr immer noch nicht klar, wie der laufen sollte.
    »Hast du das Geld?«, fragte er.
    »Ja. Das heißt...«
    »Was ist?«
    »Es... es sind nur 14 000.«
    »Was? Wieso? Du wolltest 15 000
aus der Kasse nehmen!«
    Sie zuckte zusammen unter den
Worten... aus der Kasse nehmen! Das klang ja wie Diebstahl. Sicherlich:
Heimlich und unrechtmäßig hatte sie das Geld

Weitere Kostenlose Bücher