Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
aus dem Geldtresor der Bank
genommen. Aber doch nur leihweise. Weil sie das Geld für den Einsatz am
Spieltisch brauchten. Damit Max Kapital einsetzen konnte für seinen todsicheren
Trick.
    Sobald das geklappt hatte,
würden sie die geliehenen 14 000 Mark vom Gewinn abzweigen. Und Montag Früh —
wiederum heimlich — würde sie, Regina, den Betrag in den Banktresor zurücklegen.
    »Es kam noch ein Kunde nach
Schalterschluss«, erklärte sie. »Der brauchte dringend einen Tausender. Aber
ich konnte nicht mehr in den Tresor rein.«
    »So? Hm! Na ja! 14 000! Besser
wären 15 000 gewesen. Aber das wird ja heute Abend nur das Vorspiel. Das große
Absahnen kommt später.«
    Regina bog in eine
Seitenstraße.
    »Verzeih, Max. Aber ich bin
doch etwas neugierig. Wie funktioniert dein Trick?«
    »Das weißt du doch. Mit dem
Geld, unserem Einsatzkapital, statte ich nachher meinen Freund aus. Ottokar ist
absolut verlässlich. Ich kenne ihn seit Jahren. Er wird heute Abend an dem
Spieltisch sitzen, an dem ich der Croupier bin.«
    »Aber«, fragte sie schüchtern,
»wieso seid ihr so sicher, dass ihr gewinnen werdet? Dass dein Freund Ottokar
gewinnt, meine ich?«
    Er seufzte. »Mein Schäfchen!
Jeder Roulettetisch in jedem Spielkasino — wo auch immer — hat seine
Eigenarten. Die sind technisch bedingt. Angewichste Tische nennt man das. Oder:
starke Tische, wie die Ganoven sagen. Es sind winzige technische Fehler, die dafür
sorgen, dass die Roulettekugel gewisse Zahlenfächer bevorzugt, also öfter in
diese als in andere fällt. Das beruht auf Kesselfehlern. Kessel nennt man die
Schale mit den Zahlenfeldern, in denen die Roulettekugel rumsaust.«
    »Ich weiß. Aber was sind das für
Fehler?«
    »Nun. Unterschiedliche Höhe der
Stege zwischen den Fächern. Oder Kratzer im Lack. Oder angeschlagene Stellen im
Holz drumherum. Um nun freilich rauszukriegen, wie so ein Kessel funktioniert,
braucht man Wochen und Monate. Und man muss endlose Zahlenkolonnen auswerten.
Ich kenne den Kessel, an dem ich arbeite, wie meine Hosentasche. Ich weiß, wie
man an ihm gewinnt. Und durch mich weiß es Ottokar. Aber weder er noch ich
haben leider genügend Kapital, um...«
    »Ich ja leider auch nicht«,
seufzte sie, »sonst hätte ich dir mein Erspartes zur Verfügung gestellt.«
    »Lieb von dir. Ich weiß, du
hättest. Aber so geht es auch. Jedenfalls: Ottokar wird das Geld nach meinen
Angaben setzen und gewinnen. Du weißt, was ich mit ihm vereinbart habe: Alles
was heute Abend an Reingewinn anfällt — also, was über dem Einsatz von 14000
Mark liegt — darf er für sich behalten. Das ist sein Gewinn. Ich werde nur die
14 000 zurückkriegen, damit du am Montag das Geliehene zurücklegen kannst. Aber
dann, beim nächsten Mal, wirst du 200 000 aus dem Tresor nehmen. Nur für eine
Nacht. Wieder wird Ottokar spielen. Hunderttausende wird er gewinnen. Es wird
sensationell sein. Und dieser Gewinn, Schatz, gehört uns. Nur dir und mir. Wir
können mindestens mit einer halben Million rechnen. Als Gewinn, meine ich. Ohne
die 200 000, die ja am nächsten Morgen in den Tresor zurückwandern.«
    »Herrlich!«, hauchte sie. »Dann
sind wir reich.«
    »Steinreich.«
    »Dann könnten wir...« Sie
stockte.
    »Ja?«, erkundigte er sich.
    »... äh... verreisen.«
    »Freilich. Wohin du willst.«
    »Ich kenne deinen Freund
Ottokar nicht. Er ist wirklich zuverlässig?«
    »Wie deine Bank.«
    »Wie gut, dass du deinen
Roulettetisch so genau kennst.«
    »Das ist wie Bargeld. Wie ein
Koffer voller Geld.«
    Bewundernd sah sie ihn an. In
ihren Augen war er ein Abenteurer, ein Held.
    Woher hätte sie wissen sollen,
dass es keinen Ottokar gab. Jedenfalls keinen, mit dem Max Schaudig befreundet
war. Niemand würde heute Abend am Roulettetisch sitzen, um nach seinen —
Schaudigs — Anweisungen das große Geld abzuschöpfen.
    Was er ihr über die angewichsten
Tische erzählt hatte, stimmte zwar. Theoretisch war alles richtig. Doch in
der Praxis gehört leider mehr dazu, um einen Roulettetisch — der reines
Glücksspiel verspricht — in einen Goldesel zu verwandeln. Schaudig wäre nicht
in der Lage gewesen, seinem Roulettetisch Gewinn abzutrotzen. Es sei denn, das
Glück hätte ihm zur Seite gestanden. Aber auf dessen Launenhaftigkeit ließ sich
kein Plan aufbauen.
    Nein, Schaudigs Plan war
anders. Das heißt: Der Boss hatte ihn ausgedacht. Die Spielbank würde dabei
keinen Pfennig einbüßen. Armselige Verliererin sollte Regina Hübner sein — und
sonst

Weitere Kostenlose Bücher