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Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase
Autoren: Stefan Wolf
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Nachrichtensprecher konnte kaum
ernst bleiben, als er die Sache brachte.«
    »Nein!« Schaudig stöhnte.
    »Doch, mein Lieber. Wir haben
freiwillig auf eine Million verzichtet. Und können nur hoffen, dass wir nie erwischt
werden. Mehr noch als die Jahre im Gefängnis fürchte ich die Blamage.«
    Schaudig wischte sich kalten
Schweiß von der Stirn.
    »Ein Junge«, fuhr der Boss
fort, »hatte die Idee. Ein gewisser Peter Carsten, auch Tarzan genannt, noch
nicht ganz 14 Jahre alt. So wie der es ausgetüftelt hat, haben Pia Friese und
Eichberg dir die Komödie vorgespielt. Es ist wirklich zum Heulen.«
    Schaudig schob seine zitternden
Hände in die Hosentaschen. Als der Kellner kam, bestellte er einen doppelten
Whisky, obwohl er sonst im Dienst niemals trank.
    Durch die Zähne sagte der Boss:
»Diesem Mistbengel werden wir eins reinwürgen. Ungestraft hat der das nicht
gemacht. Der soll dafür büßen. Übrigens: Was ist mit deiner Bankfrau Regina
Hübner?«
    »Alles klar«, sagte Schaudig.
»Alles gut vorbereitet. Das läuft wie geschmiert.«

9. Das Mauerblümchen und sein
Schatz
     
    Das Anmelden hatte Gaby
übernommen: am Sonntagvormittag, mit einem kurzen, freundlichen Telefonat.
    Regina Hübner, die Bankfrau,
hatte sich zwar gewundert, aber eingewilligt. Und die beiden
BLICKPUNKT-Reporter für 14.30 Uhr zu sich gebeten.
    Jetzt, gegen 14.15 Uhr,
befanden Gaby und Tarzan sich im gepflegt-verwilderten Garten von
Lindenhof-Allee Nr. 27, einem tollen Grundstück am Stadtrand. Dieser Fleck Erde
und die romantische Villa darauf gehörte den Viersteins.
    Karl, der Computer, saß auf
einer Steinbank unter einem abgeblühten Fliederbusch und polierte seine
Brillengläser am Hemdärmel.
    »Da staunt ihr, was? Ist
günstig, finde ich.«
    »Sehr günstig«, bestätigte Gaby,
die mit untergeschlagenen Beinen wie ein indischer Yogi auf einem Gartenstuhl
hockte.
    »Äußerst günstig«, meinte
Tarzan. Er lehnte an der mit wildem Wein überwucherten Hauswand.
    Diese allgemeine Zufriedenheit
bezog sich auf Regina Hübners Wohnung. Die lag nämlich, keine 150 Schritt
entfernt, in der Lindenhof-Allee, die sich an dieser Stelle leicht stadtwärts
krümmte, so dass die — märchenhaft alten — Häuser etwas vor und damit ins
Blickfeld rückten.
    »Das überübernächste Haus«,
sagte Karl. »Erste Etage. Die beiden hohen Fenster. Das ist ihre Wohnung.«
    Die konnte man sehen, ohne sich
den Hals zu verdrehen.
    Tarzan sah, dass die Fenster
geöffnet waren. Septemberwind bauschte die Gardine.
    »Da wohnt sie ja prima«, sagte
Gaby. Und, nach einem Blick auf die Uhr: »Wir können gleich rübergehen. Unsere
Tretmühlen lassen wir hier.«
    »Ich sehe ihren Wagen nicht«,
meinte Tarzan. »Hat das Haus Garagen?«
    »Vier«, nickte Karl. »Die
Hübner hat auch eine. Mit ihrem pfeffergrauen Autochen geht sie sehr pfleglich
um. Es darf nie draußen stehen, muss immer in den Stall.« Er lachte. »Aber sie
fährt, als wüsste sie immer noch nicht, was Kupplung und Bremse ist.«
    Jenseits der Lindenhof-Allee,
stadtseitig, war ein lang gestreckter Park. Jetzt, im Frühherbst, hatten die
Bäume buntes Laub und der Boden duftete würzig.
    »Also, bis dann, Karl!« Tarzan
stieß sich von der Wand ab. Zu Gaby sagte er: »Hast du Block und Bleistift?«
    »Wieso immer ich?«
    »Ich hab’s jedenfalls
vergessen.«
    »Was für ein Glück!« Sie
klopfte auf ihre Umhängetasche.
    Kurz darauf standen sie vor dem
Eingang der alten Villa. Tarzan klingelte. Regina Hübner fragte durch die
Sprechanlage, wer es sei.
    Das Treppenhaus war ziemlich
finster. Schmale Fenster mit Butzenscheiben sperrten den sonnigen Nachmittag
aus.
    Regina empfing sie an der Tür
ihrer Wohnung.
    Die beiden TKKG-Freunde
stellten sich vor.
    Himmel, sieht die harmlos aus!,
dachte Tarzan. Karl könnte Recht haben.
    Regina trug ein feldgraues
Kleid. Sie wirkte solide, korrekt und zuverlässig. Und so aufregend — als Frau
— wie eine Tüte Haferflocken.
    So ein Mauerblümchen, überlegte
Tarzan, kann leicht das Opfer eines skrupellosen Burschen werden. Denn wenn
sich so eine verliebt, ist der Verstand meistens ausgeschaltet. Hm. Ist das
eine Überlegung? Hat Schmalzkopf sich vielleicht an sie rangepirscht, weil er
sie in irgendeiner Weise ausnützen will?
    Regina erwies sich als sehr
nette Person. Sie war scheu, lachte aber gern, wurde immer ein bisschen
verlegen, wenn Tarzan eine Frage an sie richtete, und war Gaby sehr zugetan.
    Sie hatte Tee aufgebrüht, den
die Kinder gern annahmen.
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