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Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase
Autoren: Stefan Wolf
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Auf dem Tisch standen Kekse. Sie schmeckten schon ein
bisschen trocken und waren möglicherweise vom Osterfest übrig geblieben. Aber
der gute Wille war zu loben.
    Gaby erklärte, sie seien mit
Karl Vierstein befreundet; und als sie die Idee gehabt hätten, über die
Sicherheitsvorkehrungen in Banken zu schreiben, sei Karl gleich eingefallen: Da
ist Fräulein Hübner die Richtige.
    Tarzan überließ Gaby das
Interview, beschränkte sich aufs Beobachten und gelegentliche Einwürfe und
trank drei Tassen Tee.
    Regina taute mehr und mehr auf,
erzählte über kugelsicheres Glas, Alarmanlagen und Tresore mit Zeitschlössern.
    Tarzan kam zu der Einsicht, das
sei tatsächlich eine Veröffentlichung wert. Dabei fiel ihm die Reportage über
jugendliche Kaufhausdiebe ein. Die 100-Mark-Wette mit Dieter Kisch war in
seinem Bewusstsein ganz nach hinten gerückt. Schließlich hatte sich inzwischen
Wichtigeres ereignet. Trotzdem — sobald es passte, wollte er nochmals mit dem
Kaufhausdetektiv Hempel reden. Vielleicht konnte er ihm noch ein paar Hinweise
abringen.
    Es schellte.
    Regina sagte: »Oh.«
    Tarzan setzte die Teetasse ab.
    Gaby, die gerade etwas fragen
wollte, schwieg verwirrt.
    »Entschuldigt«, sagte Regina.
»Ich glaube, es hat geschellt.«
    »Ja, es hat geschellt«, sagte
Tarzan.
    Regina stand auf und ging in
die Diele, um durch die Sprechanlage zu fragen und gegebenenfalls den Summer zu
drücken.
    Sie kam zurück. »Tut mir Leid.
Besuch.«
    Gaby kritzelte auf ihrem Block.
»Wir sind ja fast fertig.«
    »Nein, nein! Bleibt nur! Das
ist kein Rauswurf!«
    Sie ging zur Wohnungstür,
begrüßte jemanden mit »Schatz!« und schien sehr aufgeregt, wie Tarzan dem
Tremolo (Beben des Tones) in ihrer Stimme entnahm.
    Hinter ihr betrat der Kidnapper
den Raum.
    Tarzan blieb eiskalt. Erkannte
Gaby den Kerl — aufgrund seiner, Tarzans, Beschreibung?
    Offenbar. Sie blies heftig
gegen ihren Pony. Die langen Wimpern zuckten.
    »Max, ich werde gerade
interviewt«, sagte Regina. »Von Reportern der Schülerzeitung BLICKPUNKT. Darf
ich vorstellen! Mein Verlobter Max Schaudig. Gaby Glockner und Peter Carsten.«
    Gaby lächelte höflich. Tarzan
fletschte sein überaus gesundes Gebiss.
    Schaudig grinste, nickte und
wollte gerade irgendeine Phrase (leere Redensart) anwenden. Doch von
einer Sekunde zur anderen veränderte sich sein Gesicht.
    Es wurde starr wie aus Gips
gegossen. Mit eingefrorenem Grinsen starrte er Tarzan an.
    »Tschuldigung, Regina!«, murmelte
er. »Ich habe die Namen deiner jungen Gäste nicht richtig verstanden. Fräulein
Glocke und...«
    »Glockner!«, verbesserte
Regina. »Gaby Glockner. Und Peter Carsten.«
    »Ahhh sooo!« Schaudig lächelte.
Er hatte sich wieder unter Kontrolle.

    Verdammt nochmal!, dachte
Tarzan. Woher kennt der uns? Dem sind ja fast die Glotzer rausgerutscht, als er
meinen ehrenwerten Namen... Naaatürlich! In den Radionachrichten! Da haben mich
ja die Rundfunkreporter zu einer pfiffigen Berühmtheit gemacht. Dann — ja! —
dann ist er also der Kidnapper, wie vermutet. Und er weiß inzwischen, wem er
die Blamage verdankt! Deshalb diese Reaktion. Soso! Da wären wir ja ein ganzes
Stück weiter — vielmehr: klüger als vorhin.
    Gaby stand auf.
    »Dann wollen wir nicht länger
stören, Fräulein Hübner. Herzlichen Dank für die umfassenden Auskünfte.«
    »Aber gern. Ich würde mich
freuen, euch mal wiederzusehen.«
    Worauf du dich verlassen
kannst!, dachte Tarzan. Allerdings werden wir dir dann sicherlich Kummer
bereiten.
    Freundlich lächelten sie
Schaudig zum Abschied an. Er gab das Lächeln grimassenhaft zurück.
    Regina brachte die beiden zur
Tür und verabschiedete sich herzlich.
     
    *
     
    Zur Hölle!, dachte Schaudig.
Dieser Bengel! Hier! Was bedeutet das? Ihm verdanke ich, dass ich vor dem Boss
wie ein Blödmann dastehe! Zufall, dass der hier ist, der Bengel? Sicherlich!
Nicht mal Regina, die Kuh, wusste, dass ich komme. Hm. Vielleicht noch kein
Grund zur Besorgnis. Aber — das Gesicht kenne ich doch! Wo bin ich dem Bengel
begegnet? Das war doch — ja, richtig! — im Vogelsang-Park! Als ich wegging,
fuhr er an mir vorbei. Auch ein Zufall...
    Er musste seine schlauen
Überlegungen unterbrechen, denn Regina kam zurück.
    »Schatz... Ach! Möchtest du
Tee?«
    Sie hatte gerötete Wangen.
    »Gern.«
    Während er sich von ihr
bedienen ließ, fragte er nebenhin: »Was wollten die beiden denn wissen?«
    Sie erzählte.
    Danach war er halbwegs
beruhigt. Vielleicht, dachte er, ist es wirklich ein
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